Manchmal steckt schon in kleinen Details viel Ärger. Zum Beispiel, wenn die lange Geschichte eines Fußballvereins mit einem Bürokratieprodukt wie einem Spielplan zusammenprallt. So hat sich Stefan Kuntz, der Vorstandsvorsitzende des 1. FC Kaiserslautern, über die Ansetzung am achten Zweitliga-Spieltag geärgert. An einem Dienstag um 17.30 Uhr empfängt der viermalige deutsche Meister Kaiserslautern den neunmaligen deutschen Meister Nürnberg.Der Wochentag, die frühe Anstoßzeit - das koste beim Duell zweier Traditionsvereine mindestens 8000 Zuschauer, rechnet Kuntz vor, seinem Klub gehe eine sechsstellige Summe verloren. "Und das, obwohl die Fans der vielen Traditionsvereine in der zweiten Liga mehr Reiselust haben als die vieler Erstligaklubs."
Kuntz sieht sich in dieser Frage nicht nur als FCK-Vorstandschef, er tritt als Interessenvertreter der Traditionsklubs auf. Er fordert, dass die Traditionsklubs bei der nächsten Ausschreibung der Fernsehverträge besser berücksichtigt werden müssen. Zumindest die Anstoßzeiten bei Wochenspielen müssten auf 19 Uhr verschoben werden, und außerdem, meint Kuntz, müssten die Traditionsvereine der zweiten Liga aufgrund ihrer starken Anhängerbasis mehr von den Auszahlungen der TV-Gelder profitieren. Und er schlägt vor, dass bei der Kluft zwischen erster und zweiter Liga die Zweitligisten im DFB-Pokal bei Duellen mit Erstligisten grundsätzlich Heimrecht bekommen sollten.
An diesem Freitag startet die Zweitliga-Saison mit dem Auswärtsspiel des 1. FC Kaiserslautern beim MSV Duisburg, noch so ein Traditionsverein. Es ist der Start in eine Saison, in der es wieder einmal darum gehen wird, wie gut Klubs wie Kaiserslautern ankämpfen können gegen die Schwierigkeiten der Kommerzwelt im Fußball.
Lauterns Neue: Sportdirektor Schupp (l.) und Trainer Runjaić (r.) posieren mit den Zugängen (v. l.) Halfar, Ziegler, Görtler, Alomerovic, Mockenhaupt und Vucur.
(Foto: Alexander Scheuber/Bongarts/Getty Images)Kaiserslautern kämpft sportlich und finanziell
In Kaiserslautern hält die Gegenwart mit der Vergangenheit jedenfalls nicht mehr mit, uffm Betze gehen sie in die vierte Zweitligasaison in Serie. Noch hat der Klub keinen Hauptsponsor, nachdem der alte nach einem Jahr kündigte. Vermarkter Sportfive steht aber mit einer Ausfallgarantie im Wort. Der in den letzten vier Partien der vergangenen Runde verspielte Aufstieg schmerzt: sportlich - aber auch finanziell. Der Klub muss so wirtschaften, dass auch in den nächsten Jahren Zweitligafußball gewährleistet werden kann - und dass gleichzeitig eine Elf auf dem Rasen steht, die um den Aufstieg mitspielt.
Erstmals seit dem Abstieg vor drei Jahren wird der FCK nicht zu den Favoriten auf die Aufstiegsplätze gezählt, RB Leipzig und Absteiger SC Freiburg nennt auch Kuntz als erste Anwärter. Der FCK muss sich erst neu finden, er hat viele Talente verloren. Der prominenteste Weggang ist Torwart Tobias Sippel (Mönchengladbach), der dem Klub zu teuer war. In Daniel Halfar kam vom 1. FC Köln ein erfahrener Profi, der in Lautern das Kicken lernte.
Gepokert wird um eine sofortige Verpflichtung des Stürmers Jon Bödvarsson von Viking Stavanger. Die Lauterer haben den isländischen Nationalspieler bereits fix ab Januar 2016 verpflichtet, aber vielleicht kommt der neue Mann auch früher. Das Team von Trainer Kosta Runjaić braucht dringend einen treffsicheren Angreifer. Im vergangenen Jahr war das Fehlen eines Torjägers neben der Auswärtsschwäche und der Nervosität im Saisonfinale ein Hauptgrund für den knapp verpassten Aufstieg.