Zweite Bundesliga:Spitze Freudenschreie

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Versteckt unter jubelnden Mitspielern: Dickson Abiama trifft spät gegen den SC Paderborn zum 4:2. Damit hat Greuther Fürth womöglich mehr erreicht als erhofft. (Foto: Ulrich Hufnagel/imago)

Für Greuther Fürth ist nach dem 4:2 in Paderborn am letzten Spieltag der Saison überraschend noch der Sprung auf einen direkten Aufstiegsplatz möglich.

Von Christoph Ruf

Als Dickson Abiama in der Nachspielzeit das 4:2 für die SpVgg Greuther Fürth erzielte, gab es kein Halten mehr. Nur mit großer Mühe konnte sich der Torschütze aus der Jubeltraube aus Ersatzspielern befreien, die ihn gar nicht mehr zum Anstoßkreis lassen wollten. Die Gefühlsaufwallungen waren nicht verwunderlich, schließlich hat Fürth am Sonntag womöglich mehr erreicht, als sich der Verein erhofft hatte: Denn weil der Hamburger SV in Osnabrück verlor und Holstein Kiel in Karlsruhe (jeweils 2:3), haben die Franken nach dem Sieg beim SC Paderborn nun plötzlich sogar noch die Chance, am abschließenden Spieltag der Saison noch auf einen direkten Aufstiegsplatz zu springen. Selbst Platz eins ist noch drin.

Tabellenrang drei, der zu Relegationsspielen gegen den Drittletzten der Bundesliga berechtigt, galt derweil vor der Partie als Nahziel. Den haben die Fürther nun bereits sicher: Fortuna Düsseldorf, das am Sonntag sein Heimspiel gegen Aue gewann, kann nicht mehr vorbeiziehen. Was die Rheinländer, so zumindest die Hoffnung in Fürth, vielleicht am kommenden Sonntag beim Aufeinandertreffen auch ein paar Prozent Körperspannung kosten könnte.

Stefan Leitl nimmt eine Umstellung vor - die sich im Verlauf des Spiels prompt auszahlt

Derweil pfiff Schiedsrichter Manuel Gräfe nach allerlei musikalischen Einführungen in die ostwestfälische Lebenswelt ("Was ist denn schon Lloret de Mar? Schützenfest ist wunderbar") ein ebenso nervenaufreibendes wie hochklassiges Spiel an. Von den vergangenen acht Begegnungen hatte Paderborn nur eine verloren. Und tatsächlich sah es auch am Sonntag zunächst wieder so aus, als würden die Ostwestfalen ihre Serie ausbauen können. Schließlich konnte der künftige Kölner Trainer Steffen Baumgart in seinem Abschieds-Heimspiel Mitte der ersten Halbzeit die Liebesbekundungen seiner elf Spieler entgegennehmen. Die klatschten alle an der Seitenlinie mit ihrem Coach ab, nachdem Fürths Paul Jaeckel eine Flanke von Chris Führich mit der Fußspitze ins eigene Netz gelenkt hatte (22. Minute).

Fürths Trainer Stefan Leitl hatte im Vergleich zum 2:2 gegen den Karlsruher SC nur eine Umstellung vorgenommen, die sich im Verlauf des Spiels prompt auszahlen sollte: Für Gian-Luca Itter, dessen Leihe aus Freiburg jüngst verlängert wurde, begann David Raum auf der linken defensiven Außenbahn. Derweil versuchte dessen Kumpel und ehemaliger Mannschaftskamerad Philip Hofmann zeitgleich im Badischen, den Fürther Aufstiegs-Konkurrenten aus Kiel zu ärgern. Doch während Hofmann und dessen Kollegen sich im Südwesten schwertaten, untermauerte Raum weiter seinem Ruf als bester Flankengeber der zweiten Liga.

Maximilian Bauer verletzt sich nach einem Zusammenprall so schwer am Kopf, dass er ausgewechselt werden muss

Seine schöne Vorlage vom linken Flügel nutzte Havard Nielsen kurz nach der Paderborner Führung zum 1:1-Ausgleich (28.) und löste damit spitze Freudenschreie im Fürther Offiziellen-Block aus. Die nahmen kurz darauf noch bedenklichere Höhen an, als das mutmaßlich beste Sturmduo der zweiten Liga bei der 2:1-Führung bestens zusammenarbeitete: Nielsen bereitete das Tor von Braminir Hrgota vor - in den vergangenen Monaten ist es auch einige Male umgekehrt gewesen.

Dass Greuther Fürth dennoch mit mittelprächtiger Laune in die Pause ging, hatte drei Gründe. Erstens verletzte sich Maximilian Bauer nach einem Zusammenprall mit Paderborns Sven Michel so schwer am Kopf, dass er ausgewechselt werden musste. Zweitens erzielte Chris Führich im Anschluss an die Szene das 2:2 (45.). Und drittens hatte Kiel in Karlsruhe inzwischen das 1:0 erzielt. Immerhin: Den Relegationsplatz drei hatte Fürth beim Seitenwechsel inne.

Und es sollte noch besser kommen, zumindest auf dem Feld, wo Paul Seguin nach schöner Vorarbeit von Hrgota aus 17 Metern das 3:2 für Fürth erzielte (47.). Überhaupt zeigten beide Mannschaften keinerlei Neigung zu taktieren oder einmal ein paar Querpässe am Stück einzustreuen. Offensiver als diese beiden Klubs treten Zweitligisten selten auf. Paderborn, weil es der Spielstil ist, den Baumgart sehen will. Fürth, weil es hoffte, dass den Gastgebern, für die es in der Tabelle um nichts mehr geht, gegen Ende der Partie doch noch ein wenig die Konzentration abhanden kommen würde. Und so kam es dann auch - sehr zur Freude von Abiama und seinen Gratulanten.

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