Zweite Bundesliga:Der nächste Tiefpunkt

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So viele Gelegenheiten und keine genutzt: Manuel Schäffler (vorne) hatte die größte von vier guten Nürnberger Chancen in der zweiten Hälfte gegen den SV Sandhausen, schoss den Ball jedoch gegen die Unterkante der Latte. (Foto: Wolfgang Zink/imago)

Der 1. FC Nürnberg verliert 0:2 gegen den SV Sandhausen, weil von vielen Torchancen keine genutzt wird. Trainer Robert Klauß schweben nun "viele kleine Schritte" aus der Misere vor. Die Polizei muss den Mannschaftsbus vor wütenden Anhängern schützen.

Von Christoph Ruf

Dass Fußball ein gerechtes Spiel wäre, behaupten nicht viele Menschen. Allen voran die Freunde von Schach oder Leichtathletik haben für ihre Sportarten hier die besseren Argumente. Besonders grotesk war in dieser Hinsicht allerdings das Fußballspiel, das der 1. FC Nürnberg am Sonntag im nordbadischen Sandhausen bestritt. Dass dieses mit zwei Toren Unterschied zu Ende ging, gab das Chancenverhältnis zwar halbwegs korrekt wieder. Nur dass es eben der Club war, der die schwache Partie mit 2:0 hätte gewinnen müssen. Und nicht Sandhausen, das den massiv abstiegsbedrohten Franken nun zu allem Unglück auch noch in der Tabelle bis auf zwei Zähler auf die Pelle gerückt ist.

"Wir sind intern sehr kritisch und wissen, dass wir mehr Punkte holen wollten", sagte Robert Klauß. "Deswegen kotzt uns das Ergebnis heute auch an." Nürnbergs Trainer schweben nun "viele kleine Schritte" vor, "um hinten wieder rauszukommen." Ein paar von denen sollten möglichst schon vor dem kommenden Samstag erfolgen, wenn es in Darmstadt erneut gegen ein Team aus der unteren Tabellenregion geht.

Der Frust sitzt tief. So tief, dass am Abend die Polizei zum Vereinsgelände am Valznerweiher ausrücken musste. Nürnberger Ultras hatten dort den Bus mit den Spielern empfangen und versucht, ihn anzuhalten. Mit Kräften des Unterstützungskommandos wurden die FCN-Profis abgeschirmt - zu Kontakt zwischen Mannschaft und Fans kam es offenbar nicht. Ein unrühmliches Ende nach einem unglücklich verlaufenen Spiel.

Torwart Mathenia und Verteidiger Mühl wollen einen Eckball entschärfen - und machen ihn dadurch erst gefährlich

Zu einem dramaturgisch ungünstigen Zeitpunkt, nämlich kurz vor dem Halbzeitpfiff, war in Sandhause im ersten Durchgang bereits die Führung für die Gastgeber gefallen. Und wie es sich für Auftritte der Nürnberger dieser Tage gehört, geschah auch das auf unglückliche Art und Weise. Einen allenfalls passablen Eckball des Sandhäusers Besar Halimi versuchten zuerst Keeper Christian Mathenia und dann Verteidiger Lukas Mühl aus der Gefahrenzone zu bugsieren - und machten ihn dadurch erst gefährlich: Nils Röseler schoss von der Strafraumkante das 1:0 (43. Minute).

"Wir haben einige Standardsituationen schlecht verteidigt und sind so in Rückstand geraten", sagte Klauß. "Das ist schwierig in Sandhausen und sollte uns nicht passieren." Die Szene, die zum Tor führte, war tatsächlich die bis dahin größte Chance des vom ehemaligen Würzburger Coach Michael Schiele trainierten SV Sandhausen. Seine Spieler kämpften auch im zweiten Durchgang um jeden Zentimeter, offensiv brachten sie aber weder Ansehnliches noch Gefährliches zustande.

Das war beim Club im ersten Durchgang ähnlich. Zuweilen kamen die Franken dabei auch aus dem einfachen Grund nicht in die gefährliche Zone, weil im Aufbau haarsträubende Abspielfehler gemacht wurden. Hier taten sich beide Außenverteidiger, Tim Handwerker und Enrico Valentini, besonders hervor. Wenn der Ball dann doch einmal in vorderen Gefilden ankam, machte sich allerdings spätestens im zweiten Durchgang die größere individuelle Qualität in der Nürnberger Offensive bemerkbar. So spielte am Sonntag erstmals der gerade aus Genk ausgeliehene Mats Møller Daehli von Beginn an und belebte mit seinen Ideen das Nürnberger Angriffsspiel.

Daniel Keita-Ruel sorgt für eine hundertprozentige Chancenverwertung des SV Sandhausen

Dabei war die Offensive der Franken auch ohne ihn mit Nikola Dovedan, Manuel Schäffler und Robin Hack für Zweitliga-Verhältnisse prominent besetzt. Schäffler, an guten Tagen einer der besten Stürmer der Liga, hat auch im Club-Dress schon acht Mal getroffen und hatte nach zwei Aktionen in den ersten 45 Minuten, bei denen er nicht sonderlich ballsicher wirkte, die größte von vier guten Nürnberger Chancen im zweiten Durchgang, als er nach einer Hereingabe von Fabian Nürnberger den Ball an die Unterkante der Latte drosch (74.). Robin Hack (53.), Hanno Behrens (62.), Møller-Daehli (84.), Johannes Geis (88.), Georg Margreitter (89.) und Nürnberger (90.+3.) hatten dann ebenfalls noch Gelegenheiten, zumindest noch den Ausgleich zu schießen.

Stattdessen sorgte der eingewechselte Daniel Keita-Ruel - der ehemalige Fürther Torjäger sitzt in Sandhausen auch mal auf der Bank - mit dem 2:0 (90.+1.) für eine hundertprozentige Chancenverwertung der Gastgeber, die nach dem Sieg mit Wechselgesängen gefeiert wurden. Dem langgezogenen "Sand-hau-seeen", intoniert von einem einzigen auf der Haupttribüne sitzenden Anhänger folgte das ebenfalls einstimmige Äquivalent von der gegenüberliegenden Tribünenseite. Das allerdings minutenlang.

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