Alexander Zverev:Match und Nerven verloren

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Frustriert: Alexander Zverev zertrümmert seinen Schläger. (Foto: Quinn Rooney/Getty Images)
  • Alexander Zverev verliert im Achtelfinale der Australian Open in drei Sätzen - 1:6, 1:6, 6:7 (5:7) gegen Milos Raonic.
  • "Ich habe schlecht gespielt", bilanziert Zverev, der weiterhin darauf wartet, bei einem Grand-Slam-Turnier das Halbfinale zu erreichen.

Von Barbara Klimke, Melbourne

Alexander Zverev, 21, konnte sich in Melbourne nach einem enttäuschenden Spiel gegen den Kanadier Milos Raonic einiges vorwerfen lassen, aber nicht mangelnde Gründlichkeit. Ein Mal drosch er den Schläger auf den Boden, dann ein zweites, drittes, viertes, fünftes Mal. Als diese Seite des Rackets komplett verbogen war und die Saiten barsten, änderte er den Griff und prügelte mit der anderen Seite weiter: sechsmal, siebenmal, achtmal. Die Bruchstücke schleuderte er neben sich auf die Bank.

Sein Trainer, Ivan Lendl, 58, beobachtete das Schauspiel unbewegt von der Tribüne aus hinter verspiegelten Sonnenbrillengläsern. Dann nahm er einen Schluck Wasser. Ihm wird klar gewesen sein, dass er noch eine Menge Arbeit mit diesem Hitzkopf vor sich hat, der im Achtelfinale der Australian Open Match und Nerven verlor.

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Zverev kassierte eine Verwarnung vom Schiedsrichter, aber der Kontrollverlust hatte zwischenzeitliche eine kleine positive Wirkung. 1:6 und 1:4 lag er zum Zeitpunkt der Zertrümmerungsaktion zurück. Er gab auch den zweiten Satz 1:6 ab, aber im dritten brachte er nun zumindest seine Aufschlagspiele durch, wehrte zwei Matchbälle gegen sich ab und rettete sich in den Tiebreak, ehe er auch in diesem Durchgang 6:7 (5:7) unterlag. Was seine Art der aktiven Frustbewältigung betraf, so sinnierte er danach, nur halb ironisch: "Vielleicht hätte ich schon früher damit anfangen sollen."

"Ich hatte das Gefühl, ich wusste gar nicht mehr, wie man Tennis spielt"

Knapp zwei Stunden dauerte die Vorstellung, die Zverev in all ihren Varianten in knappen vier Worten zusammenfassen konnte: "Ich habe schlecht gespielt." Er war als Nummer vier der Weltrangliste mit großen Erwartungen angereist. Zverev kam als Sieger des ATP-Final-Turniers im November, bei dem nur die besten acht Profis eines Jahres mitwirken dürfen. Nun ist der zehnmalige Turniersieger Zverev erneut daran gescheitert, auch bei einem der vier Grand-Slam-Turniere den Durchbruch zu schaffen: Fünfzehn Anläufe hat er bei den Veranstaltungen in Melbourne, Paris, Wimbledon und New York insgesamt unternommen, bislang war jedes Mal spätestens im Viertelfinale Schluss, so wie nun bei den Australien Open. Die nächste Chance bieten ihm im Mai die French Open.

Dabei hatte die Partie in Melbourne gegen den 28-jährigen Raonic, Wimbledon-Finalist von 2016, vielversprechend für Zverev begonnen, mit einem erfolgreichen Breakball gegen einen der besten Aufschläger der Welt. Doch danach verlor Zverev den Faden: "Ich hatte das Gefühl, ich wusste gar nicht mehr, wie man Tennis spielt." Die Strategie des Kanadiers, der nach einer Vielzahl von Verletzungen zu seiner Bestform zurückgefunden hat, bestand darin, Zverev so viel Ärger wie möglich zu bereiten, wie er hinterher freimütig zugab. Und es wurde tatsächlich ungemütlich für Zverev, der sich reihenweise mit Slicebällen auf die Rückhandseite konfrontiert sah. Allerdings war Zverev seit einer Niederlage im letzten Duell 2017 in Wimbledon auf diese Taktik vorbereitet. Mit einem unterdurchschnittlichen Aufschlag, kleinen Fehlern und Unkonzentriertheiten machte er sich das Leben zusätzlich schwer.

Nach Wimbledonsiegerin Angelique Kerber, die am Vortag ähnlich deutlich an der US-Amerikanerin Danielle Collins gescheitert war (1:6, 1:6), ist nun auch für ATP-Weltmeister Alexander Zverev die Reise nach Australien im Achtelfinale vorbei. "Es gibt einfach solche Tage, an denen es nicht läuft", bilanzierte Zverev bitter, als er seine Schläger und das, was davon übrig blieb, eingesammelt hatte. Womit er für beide sprach.

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