Zukunftspläne von Mario Götze:Fortschritt durch Weltverstand

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Mario Götze kokettiert mit einem Wechsel ins Ausland. (Foto: Bongarts/Getty Images)

Für Fußballer ist jede Auslandserfahrung ein Gewinn, ein Praxis-Seminar in Kulturbildung - und damit auch sportlich wertvoll. Nun zieht auch Mario Götze einen Wechsel ins Ausland in Betracht. Er kam erst vor einem Jahr nach München.

Von Thomas Hahn

Das Ausland hat Miroslav Klose verändert, zumindest sagen das übereinstimmende Quellen. Seit der Weltmeister und Stürmer-Senior vor drei Jahren nach den Stationen Blaubach-Diedelkopf, Homburg, Kaiserslautern, Bremen und München Deutschland hinter sich gelassen und den Schritt zu Lazio Rom gewagt hat, ist das Weltbild des sogenannten Miro über sich hinausgewachsen.

Bescheiden ist Klose immer noch, wie er gerade bei der WM als fast unterwürfiger Torrekordler gezeigt hat. Aber erstens spricht Klose jetzt italienisch, wenn auch mit Nordpfälzer Einschlag. Zweitens hat er seine Alltags-Ansprüche denen des stilsicheren Weltmannes angepasst. Wiederum übereinstimmende Quellen berichten, dass Klose vor den Mahlzeiten mit der Routine des Kenners am Olivenöl riecht, um zu prüfen, ob es sich dabei um ein italienisches Qualitätsprodukt handelt.

Umziehen bildet. Das gilt für gebürtige Polen mit Sozialisation im Landkreis Kusel, die nach Latium auswandern, genauso wie für bayerische Staatsbürger, die in Hamburg sesshaft werden. Und natürlich gilt es auch für Mario Götze, ebenfalls Fußball-Weltmeister, der in Sport-Bild gerade erklärt hat: "Für die Persönlichkeit wäre das Ausland sicher auch mal reizvoll."

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Götze hat 2013 erst den Sprung über den großen fußballideologischen Graben von Borussia Dortmund zum FC Bayern bewältigt, einen Tapetenwechsel, der auch nicht zu unterschätzen ist. Deshalb will Götze gerade gar nicht weg (Selbstauskunft). Aber selbst wenn er eines Tages in die Ferne schweift, soll kein Fan das als Angriff auf lokale Befindlichkeiten missverstehen.

Froh muss die Gesellschaft sein um jeden jungen Menschen, der Grenzen überschreiten will, um was Neues zu sehen, um andere Sitten zu verstehen und damit bei der Rückkehr letztlich auch der Heimat zu mehr Weltverstand zu verhelfen. Mancher Fußballprofi kokettiert auch gerne mal mit dem Wechsel ins Ausland, um seinen Klub unter Druck zu setzen. Andere haben sich fern der heimischen Höfe aus dem Blickfeld und damit aus dem Wettbewerb um höhere Weihen gebracht. Und Heimweh ist natürlich eine scheußliche Krankheit, gegen die man in der Apotheke keine rezeptfreie Medizin bekommt.

Trotzdem ist jede Auslandserfahrung ein Gewinn, ein Praxis-Seminar in Menschenverständnis und Mentalitäten-Kunde. Darum kann man Mario Götze nur zurufen: Gehen Sie! Gehen Sie eines Tages, wenn Sie spüren, dass Sie einen neuen Aspekt in Ihrem Leben brauchen. Gehen Sie nicht wegen des Geldes, sondern wegen der Neugier auf die Farben einer anderen Welt. Gehen Sie, aber gehen Sie mit Vernunft.

© SZ vom 11.09.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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