Yann Sommer bei Borussia Mönchengladbach:Besser als Note eins

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Fast nicht zu überwinden: Torwart Yann Sommer rettet Borussia Mönchengladbach den 1:1-Endstand. (Foto: Moritz Müller/Imago)

Gegen Mainz liefert Gladbachs Torwart Yann Sommer ein Spiel, das man sich merken muss.

Von Ulrich Hartmann, Mönchengladbach

Auf der Medien-Tribüne im Oberrang des Mönchengladbacher Borussia-Parks wuchs am Sonntagabend mit jeder Parade des Gladbacher Torwarts Yann Sommer eine kollektive Verunsicherung. Wie benotet man einen Fußballer, dem man etwas Besseres als eine Eins geben möchte? Darf man das plumpe Wortspiel vom "Sommer-Märchen" verwenden? Und ist ein flauer Gag legitim, der das Klischee von der angeblichen Schweizer Behäbigkeit konterkariert?

Dabei hat der Schweizer Goalie Sommer, 33, sein Tor im Spiel gegen Mainz nicht mal sauber gehalten. In der 73. Minute musste er einen Schuss von Karim Onisiwo passieren lassen, der Gladbachs 1:0-Führung durch Breel Embolo (33.) zum 1:1-Endstand ausglich. Es gab allerdings zwei Szenen, die die Frage aufwarfen, ob Sommer wohl aus Fleisch und Blut bestehe oder doch eher "außerirdisch" sei, wie sein Trainer Adi Hütter spekulierte.

Bekommt er nun Angebote vom Zirkus oder doch eher von europäischen Topklubs?

In der 48. Minute flog Sommer erfolglos einem strammen Schuss des Mainzers Leandro Barreiro hinterher, der an den Pfosten klatschte, zurückprallte und vom Mainzer Jonathan Burkardt aus sechs Metern und vollem Lauf direkt noch einmal wuchtig Richtung Tor gedroschen wurde. Sommer raffte sich da soeben wieder auf und lenkte den Ball mit der rechten Hand gerade noch über das Tor - mit einem Reflex, der so gar nichts Menschliches an sich hatte, weil man so schnell gar keine bewusste Bewegung durchführen kann. In der 89. Minute die zweite Szene: Der für einen Torwart mit seinen 1,83 Metern eher kleine Sommer erflog zunächst spektakulär einen Burkardt-Schuss, ehe er beim direkten Rebound-Kopfball von Jae Sung Lee bereits wieder auf den Beinen stand und den Ball in artistischem Sprung an die Latte lenkte.

Weil die Paraden im Internet sogleich viral gingen, muss die Borussia nun damit rechnen, dass ihr Torwart ein Angebot vom chinesischen Nationalzirkus bekommt oder vom Cirque du Soleil, mindestens aber von einigen europäischen Topklubs. Sommers Vertrag läuft Ende nächster Saison aus. Er könnte sich schon in Kürze nach acht Jahren in Gladbach mit einer neuen Herausforderung beschäftigen. Aber für solche Gedanken habe er jetzt gar keine Zeit, betonte er, "ich muss meine komplette Energie in die Arbeit hier stecken." Auf seine Paraden angesprochen, zeigte sich der Eidgenosse geradezu demütig. Über die Rettungstat gegen Burkardt sagte er: "Zum Glück hat er meine Hand getroffen."

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