Xabi Alonso zum FC Bayern:Nummer fünf für die spanische Fraktion

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"Grundsätzlich" einig mit den Bayern: Xabi Alonso. (Foto: Getty Images)

Vom Gerücht bis zum Vollzug vergehen nur wenige Stunden: Der FC Bayern ist sich mit dem Spanier Xabi Alonso grundsätzlich einig. Der Welt- und Europameister soll helfen, eine Unwucht im Bayern-Kader zu beheben.

Von Carsten Eberts

Vom Gerücht bis zur Bestätigung vergingen nur wenige Stunden, nicht Tage, wie sonst beim FC Bayern so üblich. Am Mittwoch kamen in Spanien erste Mutmaßungen auf, Xabi Alonso könnte Real Madrid verlassen und sich dem FC Bayern anschließen. Am Donnerstagmorgen verkündete Münchens Finanzvorstand Jan-Christian Dreesen "im Grundsatz" die Einigung über den Transfer.

Xabi Alonso lässt sich der Kategorie der Top-Angestellten des spanischen Fußballs zuordnen - insofern ist es bemerkenswert, dass Alonsos Weg von Real Madrid in die Bundesliga zu führen scheint. Alonso reist noch am Donnerstag zum Medizincheck an, in der Zwischenzeit soll mit seinem bisherigen Klub ebenfalls eine Einigung erzielt werden.

Spanischer Weltmeister
:FC Bayern verpflichtet Xabi Alonso

Es ist ein unerwarteter Transferkracher: Der FC Bayern bestätigt die bevorstehende Verpflichtung von Xabi Alonso - der Spanier soll fix zu den Bayern kommen, nicht als Leihgeschäft. Der Welt- und Europameister hatte zuvor bei Real Madrid um seine Freigabe gebeten.

Zurzeit liefen "weitgediehene Gespräche" mit Real Madrid, fuhr Dreesen fort. Der spanische Großklub soll gegen Zahlung einer entsprechenden Ablöse bereit sein, Alonso ziehen zu lassen. Für die Münchner wäre die Verpflichtung kurz vor Ende der Sommer-Transferfrist ein unerwarteter Coup.

In Spanien war zunächst von einem sehr gut dotierten Leihgeschäft die Rede gewesen - die Bayern sollten zehn Millionen Euro für zwei Jahre bezahlen, berichtete das Sportblatt Marca. Dies verneinte Dreesen, Alonso soll fest verpflichtet werden. Er wäre der sechste Zugang nach Robert Lewandowski, Sebastian Rode, Juan Bernat, Pepe Reina und Mehdi Benatia.

Bleibt die Frage, was die Bayern mit Alonso wollen - und die lässt sich recht leicht beantworten. Zwar ist Pep Guardiola in seiner Zeit als Barcelona-Coach während der Clásicos häufiger mit Alonso aneinander gerasselt, etwa 2010, als die Fernsehkameras ein hitziges Wortgefecht der beiden dokumentierten. Doch Guardiola schätzt Alonso sehr, dessen Ruhe, dessen Übersicht.

Durch den Weggang von Toni Kroos und die Verletzungen von Javi Martínez, Bastian Schweinsteiger und Thiago ist im Bayern-Kader eine Unwucht entstanden, die Guardiola und Sportvorstand Matthias Sammer zu beheben versuchen. Bei den Bayern, die vor wenigen Monaten noch über eine Vielzahl an Mittelfeldstrategen verfügten, sind tatsächlich die Sechser knapp geworden.

Hier kann Alonso sofort helfen. Er ist zwar bereits 32 Jahre alt., hat seine beste Zeit als Profi mutmaßlich hinter sich. "Von der Altersstruktur und seiner Konstitution her ist er in der Lage, noch mindestens zwei Jahre auf Topniveau zu spielen", sagte Sammer jedoch. Alonso sei für die Mannschaft "nötig, um den Ansprüchen der Fans und des Klubs gerecht zu werden", so Sammer: "Er wird uns sofort helfen, um unsere Qualität anzuheben."

Ganz nebenbei vergrößert Guardiola damit seine Spanien-Fraktion in der Mannschaft: Nach Martínez, Thiago, Pepe Reina und Juan Bernat ist Alonso der fünfte Spieler aus dem Land des Trainers. So viele Spanier, das lässt sich leicht errechnen, spielten noch nie gleichzeitig für die Bayern.

Bei Real sah Alonso die Zeit gekommen für Veränderung. Durch die Verpflichtungen der jüngeren Toni Kroos und Luka Modric war es eng geworden im Mittelfeld. Dem Vernehmen nach plant Coach Carlo Ancelotti, die Gesamtregie der Real-Zentrale Kroos zu übertragen - nicht mehr Alonso, dem Welt- und Europameister, der 2009 vom FC Liverpool kam und das Team fünf Jahre lang führte.

Erst am Mittwoch hatte Alonso nach 114 Länderspielen seinen Rücktritt aus der spanischen Nationalmannschaft verkündet. Er habe "lange darüber nachgedacht und bin nun zu dem Entschluss gekommen, dass jetzt der richtige Augenblick gekommen ist", schrieb Alonso in einem öffentlichen Brief.

Er will sich nun auf den Vereinsfußball konzentrieren. Und dieser Verein soll der FC Bayern sein.

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