Würzburger Kickers:Untergang ohne Übergang

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Immer der Reihe nach: Am Montagmorgen wurde Trainer Ziegner (rechts) entlassen, am Nachmittag Sportvorstand Schuppan. (Foto: Frank Scheuring/foto2press/imago)

Nach nur sieben Punkten aus elf Spielen trennen sich die Kickers erst von Trainer Torsten Ziegner, dann von Sportvorstand Sebastian Schuppan. Das Chaos lenkt den Blick unweigerlich in die Führungsetage des Fußball-Drittligisten.

Von Sebastian Leisgang

Schwer zu sagen, wie Felix Magath diese Nachricht wohl aufgenommen hat, aber es ist zumindest ziemlich wahrscheinlich, dass er sich gerade einen Tee aufgesetzt hat. Etwas unwahrscheinlicher ist, dass er Thorsten Fischer eine SMS geschickt und ihn dazu beglückwünscht hat, dass er den Weg recht konsequent weiterführt, den die Würzburger Kickers unter seiner eigenen Führung eingeschlagen haben. Vielleicht hat sich Magath am Montagvormittag auch bloß ein paar Gedanken gemacht, man weiß es ja nicht. Denkbar ist das aber schon: dass dem verflossenen Berater der Kickers durch den Kopf gegangen ist, sein ehemaliger Verein könne jetzt in Ruhe weiterarbeiten - nur halt mit einem anderen Trainer und mit einem anderen Sportvorstand.

Es war keine Überraschung mehr, als die Kickers die Medien zu Wochenbeginn um 10.05 Uhr davon unterrichteten, dass Torsten Ziegner sein Amt als Würzburger Trainer nach gerade mal 95 Tagen und nur sieben Punkten aus den ersten elf Saisonspielen schon wieder los ist. Tags zuvor hatte die Mannschaft bei der Reserve von Borussia Dortmund 0:2 verloren und den vorletzten Tabellenplatz der dritten Fußball-Liga derart souverän verteidigt, dass der Klub am Montagvormittag nicht mehr umhin kam, Sportvorstand Sebastian Schuppan in einer Pressemitteilung mit diesen Worten zu zitieren: "Leider ist es nicht gelungen, aus der Negativspirale der Ergebnisse auszubrechen und die entscheidenden Impulse zu setzen."

Es ist der fünfte Würzburger Trainerwechsel innerhalb eines Jahres - eine bedenkliche Zahl

Am Montagnachmittag verschickten die Würzburger noch eine zweite Pressemitteilung, mit der sie einen Impuls setzten, von dem sie sich erhoffen, dass er entscheidend ist. In der zweiten Nachricht wurde nicht mehr Schuppan zitiert, sondern Thorsten Fischer. Der allmächtige Geldgeber und Vorsitzende des Aufsichtsrates verabschiedete jetzt Schuppan und dankte ihm, dass er recht zeitnah nach seinem Karriereende im Sommer 2020 "übergangslos" ein Amt übernommen hatte, um sich "in äußerst herausfordernden Zeiten für die Kickers" in den Dienst des Vereins zu stellen.

Schuppan, 34, war im November eingestiegen und hatte im Juni nach dem Abstieg aus der zweiten Liga einen Wiederaufbau mit Ziegner anstoßen wollen. Nur vier Monate später ist der Klub der Ansicht, dass "die sportliche Stagnation" nichts anderes mehr zulässt, als "einen kompletten Neustart der sportlichen Ausrichtung" auszurufen.

Schuppan war mit seinen Personalentscheidungen ebenso erfolglos wie Magath, der die Kickers nach dem Aufstieg im Sommer 2020 übergangslos zurück in die dritte Liga führte. Nun macht Schuppan Platz für Jochen Seuling, der einst das Nachwuchsleistungszentrum der Kickers leitete und im Klub nach wie vor großes Ansehen genießt. Seuling, 58, wird Schuppans Aufgaben interimsweise übernehmen und dabei nicht mehr mit jenem Trainer zu tun haben, bei dem sich in den vergangenen Wochen eine Menge entladen hat: Torsten Ziegner, 43, hat bis zum Schluss mit Standhaftigkeit gekämpft, er dürfte aber schon vor dem Spiel in Dortmund gewusst haben, dass es nicht an ihm ist, die Frage zu beantworten, ob und wann er diesen Kampf verlieren wird. Am Ende waren es dann die Vereinsoberen, die sich dazu entschlossen, bereits den fünften Würzburger Trainerwechsel binnen eines Jahres vorzunehmen.

Die Zahl der Entlassungen ist derart bedenklich, dass sie den Blick unweigerlich auf die Führungsebene der Kickers lenkt. Was ist dort nur los?

Die desaströse sportliche Bilanz ist eher Symptom als Ursache

Nach dem Abstieg im Mai hat der Klub keinen Halt gefunden - und wie sich nun zeigt, sind die Gründe für den tiefen Sturz in erster Linie nicht bei der Mannschaft auszumachen. Die desaströse sportliche Bilanz ist eher Symptom als Ursache, die Kickers stecken in einer Krise, die zwar auch die Spieler auf dem Rasen betrifft - zuvorderst aber die Verantwortlichen in der Geschäftsstelle.

Nun steht der Verein im Herbst mal wieder vor einem Scherbenhaufen, den neues Personal aufkehren soll. Für Ziegner und seinen Assistenten Michael Hiemisch werden erst einmal Dieter Wirsching und Sebastian Neumann übernehmen. Wirsching, 48, war 2012 mit den Kickers in die Regionalliga aufgestiegen, ehe Bernd Hollerbach zwei Jahre später an den Dallenberg kam und den Durchmarsch in die zweite Liga schaffte; Neumann, 30, spielte zwei Jahre lang für den Verein und führte die Mannschaft in dieser Zeit als Kapitän an, bevor er seine Karriere beim MSV Duisburg beendete und im Nachwuchsleistungszentrum der Kickers anfing.

Nun wird er als Interimstrainer mit Wirsching die Zeit überbrücken, bis ein Nachfolger für Ziegner gefunden ist. Nach der Länderspielpause soll der Neue auf der Würzburger Bank Platz nehmen - die Kickers spielen dann beim FC Viktoria Köln, der selbst erst neun Punkte hat.

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