Tennisspielerin Wozniacki:Zwischen Kindern und Court

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Einstand mit Sieg: Caroline Wozniacki schlägt in Montreal im ersten Match seit drei Jahren die Australiern Kimberly Birrell. (Foto: Minas Panagiotakis/Getty)

Die frühere Weltranglistenerste Caroline Wozniacki aus Dänemark kehrt auf die Tennistour zurück. Würde sie bis zur Einschulung von Sohn und Tochter warten, sagt sie, wäre es zu spät.

Von Barbara Klimke

Das Leben ist kurz, sagte Caroline Wozniacki 2020 bei den Australian Open in Melbourne. Sie war 29 Jahre alt und verheiratet, hatte den größten Teil ihres Lebens zwischen weißen Linien auf dem Platz verbracht und Bälle übers Netz gewuchtet. Nichts gegen Profitennis, aber sie wollte gern auch noch ein paar andere Dinge im Leben ausprobieren.

Dreieinhalb Jahre später hat Wozniacki erkannt, dass das Leben nicht lang genug ist, um überbordendes Talent und einen immensen Schatz an Erfahrung für immer zugunsten eines Jobs als Vollzeit-Mama aufzugeben. Am Dienstag hat sie ihren Beruf wieder aufgenommen. Beim WTA-Turnier in Montreal hat sie das erste Match seit der Geburt ihrer beiden Kinder gespielt - 6:2, 6:2 gegen die Australierin Kimberly Birrell, 25. Es war eine Rückkehr in die Erwerbstätigkeit - ein Comeback -, wie es den meisten Frauen in der einen oder anderen Form bekannt vorkommen dürfte. Und dass tags darauf eine Niederlage folge, 2:6, 5:7 gegen die Wimbledonsiegerin Marketa Vondrousova, gehörte bereits wieder zum alltäglichen Tennisgeschäft.

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Die Dänin Caroline Wozniacki, Australian-Open-Siegerin von 2018 und eine Defensivspezialistin, gehörte bis zu ihrem vorübergehenden Rücktritt 2020 zu den besten Racketkünstlerinnen ihrer Generation, 71 Wochen thronte sie insgesamt an der Spitze der Weltrangliste. Tennis sei im Grunde "wie Radfahren", hat sie nun gut gelaunt in Kanada verkündet: "Man vergisst es nicht, wenn man einmal drin ist."

Die Turnierorganisatoren legen heute mehr Wert auf einen familienfreundlichen Betrieb

Nach Montreal reiste sie mit der Familie, mit Tochter Olivia und Söhnchen James, der im vergangenen Oktober geboren wurde, sie wurde vom Veranstalter per Wild Card eingeladen. Die Turnierorganisatoren legen heute weit mehr Wert als früher auf einen familienfreundlichen Betrieb, was den Berufsalltag vereinfacht für die "working mums", wie Serena Williams sich und Kolleginnen wie die Belarussin Wiktoria Asarenka, Mutter eines sechsjährigen Jungen, einmal nannte. Auch die deutsche Fed-Cup-Spielerin Tatjana Maria wird bei Turnieren von ihrem Mann und beiden Kindern begleitet. Die Ukrainerin Elena Switolina kehrte erst im Frühjahr, ebenfalls wenige Monate nach der Geburt ihres ersten Kindes, auf die Tour zurück und spielte sich bis ins Wimbledon-Halbfinale.

Wozniacki, 33, verheiratet mit dem früheren Basketballspieler David Lee, 2015 NBA-Champion mit den Golden State Warriors, hatte zwei Jahre gar keinen Schläger in die Hand genommen. Dann schlug sie ein paar Bälle, und mit der Freude wuchs der Wunsch, sich noch einmal an den Besten zu messen, wie sie im Juni in einem längeren Text für die Vogue schrieb, in dem sie die Rückkehr ankündigte. "Wie lange ich auf meinem höchsten Niveau spielen kann - ein Jahr, zwei Jahre, drei Jahre? Ich weiß es nicht", erläutert sie da: "Aber ich weiß, dass es in fünf Jahren, wenn die Kinder in die Schule kommen, zu spät sein wird."

Schließlich, so schreibt sie, solle man sich keiner Illusion hingeben. Die meisten männlichen Kollegen mussten nicht die Karriere für die Familie aufgeben: "Die spielen durch", wie etwa die jeweils vierfachen Väter Roger Federer aus der Schweiz und Andy Murray aus Schottland, beide ebenfalls eine Zeitlang die Nummer eins ihrer Zunft. Und so ist eine Triebfeder der Rückkehr Caroline Wozniackis auch der zu führende Beweis, dass beides möglich ist, Karriere auf dem Court und Kinder. Das nächste Ziel sind nun die US Open in New York. Ihr Mann übrigens fand die Comeback-Idee ausgezeichnet, erzählte sie noch. "Wir leben nur einmal", habe er gesagt.

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