Wolfsburgs Xaver Schlager:Berufsbezeichnung: Universaltalent

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VfL-Rückkehrer Xaver Schlager (links) bei einer seiner vielen Spezialdisziplinen: Den rigorosen Zweikampf beherrscht er vorzüglich. (Foto: Swen Pförtner/dpa)

Mittelfeldspieler Xaver Schlager kehrt nach seinem Kreuzbandriss in die Wolfsburger Startelf zurück - beim 1:0-Sieg gegen Union Berlin zeigt er sofort, was dem VfL ohne ihn gefehlt hatte.

Von Thomas Hürner, Wolfsburg

Als Fußballprofi ist man Teil einer sehr speziellen Branche. Wie sonst ließe sich erklären, dass sämtliche Ratschläge für Arbeitnehmer obsolet werden, sobald die zentrale Berufskompetenz darin besteht, einen Ball unter der Gegenwehr von elf Mitarbeitern eines Konkurrenzunternehmens in einem Tor unterzubringen? Ein Karriereportal zum Beispiel warnt: "Karrierefalle: Sie sind ein Universaltalent", und auch eine Begründung für diese Behauptung ist der Internetseite zu entnehmen: "Firmen mögen eher Spezialisten. Wer sehr viel kann, gilt schnell als oberflächlich bis eklektisch."

Der Fußballprofi Xaver Schlager, seit 2019 in Diensten des Fußballunternehmens VfL Wolfsburg, dürfte angesichts dieser Perspektive heilfroh sein, dass er nach seinem im August zugezogenen Kreuzbandriss nicht zu einem Branchenwechsel gezwungen wurde, sondern am Samstag zum ersten Mal wieder in der Startelf stand. Denn die Elogen des VfL-Trainers Florian Kohfeldt ließen nach dem mühsam errungenen 1:0-Heimsieg gegen Union Berlin keine andere Interpretation zu: Beim Österreicher Schlager, 24, handelt es sich um ein Universaltalent, das über ein so breites Portfolio an Stärken verfügt, dass sie kaum Platz fänden in einem handelsüblichen Lebenslauf.

Mit Maximilian Arnold bilde Schlager die "wohl beste Doppel-Sechs" hinter dem Duo des FC Bayern, sagt VfL-Trainer Kohfeldt

Der Mittelfeldmann, lobte Kohfeldt, habe einen ausgeprägten Sinn für die Balance eines Fußballspiels, er könne seine Akzente sowohl in der Offensive als auch in der Defensive setzen, er sei eine Fachkraft für alle Varianten des Gegenpressings und brauche praktisch keine Einarbeitungszeit bei Wolfsburger Systemrochaden. Und, nicht zu vergessen: In der vergangenen Spielzeit, sagte Kohfeldt, habe Schlager mit Maximilian Arnold die ligaweit "wohl beste Doppel-Sechs" hinter dem Duo des FC Bayern gebildet.

Viele haben sich in dieser Saison gefragt, wie der Vorjahres-Viertplatzierte zwischenzeitlich in den Abstiegskampf rutschen konnte, und eine Antwort darauf ist: Der Qualitätsverlust ohne Schlager war enorm, denn das Fehlen seines fleißigen Zuarbeiters schränkte auch die Einflussmöglichkeiten des VfL-Spielgestalters Arnold ein. Im Spiel gegen Union verstand sich das Zweiergespann wieder prächtig, es stärkte in einer neuen 4-4-2-Rautenformation die Wolfsburger Mittelachse und trieb bis zu Schlagers Auswechslung in der 65. Minute auch die Angriffe voran.

"Wir haben an Stabilität und Haltung gewonnen", sagte Kohfeldt und meinte damit die Entwicklung der gesamten Mannschaft, die sich allmählich aus den Niederungen der Tabelle heraus strampelt. Was der VfL-Coach aber ebenfalls betonte: Zum VfL-Sieg trugen außer dem Rückkehrer Schlager auch ein Eigentor durch Taiwo Awoniyi (24.) sowie einige ausgelassene Chancen der Berliner in der zweiten Hälfte bei.

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