Wolfsburg im DFB-Pokal-Finale:Goliath spaziert über die Alm

Lesezeit: 2 min

Wolfsburger Torjubel: Ivan Perisic (links) und Bas Dost. (Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Arminia Bielefeld wollte auch den vierten Erstligisten ärgern - das misslingt: So zieht der VfL Wolfsburg mit einem 4:0-Sieg ins Finale des DFB-Pokals ein.
  • Der Drittligist feiert trotzdem eine gelungene Pokalsaison.
  • Hier geht es zu den Halbfinal-Partien des DFB-Pokals.

Von Ulrich Hartmann, Bielefeld

Klassische Märchen gehen meistens gut aus - Pokalmärchen eher selten, je länger sie schon dauern. Der erstaunliche Triumphzug des Fußball-Drittligisten Arminia Bielefeld ist am Mittwochabend vom Bundesliga-Zweiten VfL Wolfsburg im Halbfinale ziemlich unromantisch beendet worden. Auf jenem Rasen, auf dem in den vergangenen Monaten nacheinander die Bundesligisten Hertha BSC Berlin, Werder Bremen und Borussia Mönchengladbach gescheitert waren, gewannen die kühlen Wolfsburger vollkommen ungefährdet mit 4:0 (2:0) und folgten dem Vortagessieger Borussia Dortmund ins DFB-Pokalfinale am 30. Mai in Berlin.

Exakt 20 Jahre und 18 Tage, nachdem der VfL Wolfsburg am 11. April 1995 mit einem 1:0-Sieg beim 1. FC Köln letztmals ein Pokal-Halbfinale gewonnen hatte, ist der Klub damit zum zweiten Mal in seiner Historie ins Endspiel eingezogen. Der 0:3-Finalniederlage von 1995 gegen Borussia Mönchengladbach folgten fünf Halbfinal-Niederlagen (1999, 2007, 2008, 2013, 2014) und erst jetzt, im seither sechsten Anlauf, wieder ein Sieg in diesem Stadium.

Die Nacht vor dem Spiel hatten die Wolfsburger im Tennishotel im benachbarten Halle/Westfalen verbracht. Wo bald die Tennis-Elite beim Rasenturnier aufschlägt, können Fußballer zwar nicht trainieren, aber sie haben wenigstens ihre Ruhe. Erholung haben die Wolfsburger auch gebraucht nach der 0:1-Bundesliga-Niederlage am Sonntag in Mönchengladbach. Pokal-Erinnerungen an den gleichnamigen Finalgegner von 1995 waren dabei freilich keine aufgekommen, denn niemand aus der Belegschaft war damals schon dabei.

Bielefeld feiert trotzdem

1995 hieß Wolfsburgs Trainer Gerd Roggensack. Wolfgang Wolf, Klaus Augenthaler und Felix Magath waren in den darauffolgenden Jahre jene Übungsleiter, die den Finaleinzug verpassten. 2013 und 2014 war es dann bereits der aktuelle Coach Dieter Hecking, der mit dem VfL im Halbfinale gescheitert war. Diese Scharte hat er am Mittwochabend ausgewetzt.

Hecking hatte in Bielefeld den lange torlosen Mittelstürmer Bas Dost statt Nicklas Bendtner oder André Schürrle in die Startelf gebracht. Das sollte sich bereits beim zweiten Wolfsburger Treffer rentieren. Zunächst aber hatte ausgerechnet der vom Arminia-Trainer Norbert Meier neu in die Startelf genommene Innenverteidiger Stephan Salger die Wolfsburger auf die Siegerstraße geführt. Sein Fehlpass landete in der 8. Minute bei Daniel Caligiuri, der Maximilian Arnold mit einem cleveren Querpass zur 1:0-Führung schickte. Arnolds ansehnlichen Schuss aus 16 Metern landete links oben im Torwinkel.

"Stur - hartnäckig - kämpferisch" - mit diesen Eigenschaften kokettiert die Arminia gern, und mit diesen Eigenschaften antwortete die Elf auch tatsächlich schnell auf die Wolfsburger Führung. Der Drittliga-Tabellenführer brachte den angehenden Champions-League-Teilnehmer 20 Minuten lang mit spielerischen Mitteln in die Bredouille. Doch nach 31 Minuten war die Sache entschieden: Dost legte einen extralangen Freistoß von Ricardo Rodriguez zurück vor das Bielefelder Tor, wo Luiz Gustavo bloß noch den Kopf hinzuhalten brauchte und den Ball zum 2:0 über die Linie drückte. Kurz nach der Pause - Dick hatte gerade für Bielefeld die Latte getroffen - erhöhte Ivan Perisic nach Caligiuris Vorlage auf 3:0 (51.) für die Gäste. Das 4:0 erzielte wieder Arnold (55.). Danach spazierte der Bundesliga-Goliath entspannt über die Alm. Die Bielefelder Fans verabschiedeten ihre Pokalhelden dennoch mit anhaltendem Lobgesang.

© SZ vom 30.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: