2. Handball-Bundesliga:Das Wolfsrudel will wachsen

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Noch alle Chancen: Routinier Lukas Böhm (links) und den Wölfen fehlen nur zwei Punkte auf einen Nichtabstiegsplatz. (Foto: Marco Wolf/Imago)

Die Würzburger Handballer stehen am Tabellenende und der Trainer hört zum Saisonende auf. Dennoch stellt der Klub ein optimistisches Zukunftskonzept vor - Schlüsselfigur ist der neue sportliche Leiter.

Von Ralf Tögel

Man erwischt Roland Sauer am Handy, er ist derzeit in Berlin. Ob er bei den Füchsen nach Verstärkungen sucht? "Haha", sagt der Geschäftsführer der Würzburger Wölfe, schön wär's, Sauer ist geschäftlich unterwegs. Denn sein Amt beim Handball-Zweitligisten erledigt er nebenbei, ehrenamtlich, was sein Engagement kein bisschen bremst. Der 68-Jährige lebt für seinen Handballverein, er hat viel erlebt in den 16 Jahren, in denen er als Geschäftsführer in der Verantwortung steht. Und in diesen Tagen sind die Zeiten wieder schwerer. Denn die Wölfe Würzburg sind Tabellenletzter.

Seinen Humor hat Sauer in all der Zeit nie verloren, auch jetzt nicht, er lacht am Telefon. Und nein, beim Bundesliga-Tabellenführer in Berlin ist er natürlich nicht vorstellig geworden. Sein Wolfsrudel, wie die Würzburger ihre Mannschaft nennen, muss sich schon am eigenen Schopf aus diesem Schlamassel ziehen. Der Abstieg freilich wäre eine große Hypothek, zumal im ersten Jahr der Expansion. Bekanntlich hat Sauer diese maßgeblich angeschoben, aus den Rimparer Wölfen die Wölfe Würzburg gemacht. Ein größeres Umfeld sollte größere Möglichkeiten eröffnen, in Sachen Wahrnehmung und Bekanntheit - und damit bei der Suche nach Geldgebern. "Vom Dorfverein zu Mainfrankens Aushängeschild", lautete seinerzeit der Slogan, den Geschäftsstellenleiter Christian Graber mitentwickelt und vorgestellt hatte.

Der Geschäftsstellenleiter musste gehen, eine Sparmaßnahme wegen der Corona-Krise

Grabers hauptamtliche Stelle wurde im vergangenen Oktober dann allerdings gestrichen, wegen der Corona-Krise wurde ein Sparkurs verordnet, Sauer hat diese Aufgabe mit übernommen. Sportlich aber hält er sich raus: "Ich bin kein Handballer, mir fehlt die Kernkompetenz." Entlastung soll nun Johannes Heufelder bringen, der als neuer sportlicher Leiter geholt wurde. Und weil Cheftrainer Julian Thomann Sauer kürzlich eröffnete, dass er seinen auslaufenden Vertrag nicht verlängern werde, wird Heufelder in der kommenden Saison auch dieses Amt übernehmen. Thomann möchte sein Lehramtsstudium in Baden-Württemberg abschließen, was mit dem Trainerposten bei einer Profimannschaft nicht vereinbar sei. Als Absteiger gedenkt Thomann indes nicht zu scheiden, vielmehr will er in Zusammenarbeit mit seinem Nachfolger das Ruder noch herumreißen.

In der kommenden Saison wird Trainer Julian Thomann (rechts, mit Stefan Schmitt) kein Wolf mehr sein. (Foto: Frank Scheuring/Foto2press/Imago)

Was sich nach zwei Siegen gegen Großwallstadt und zuletzt Elbflorenz Dresden zum Start in die zweite Saisonhälfte als keineswegs utopisch darstellt. Denn das ukrainische Team von Motor Saporischschja spielt außer Konkurrenz, in der bereinigten Tabelle fehlen Würzburg zwei Punkte auf einen Nichtabstiegsplatz. Sauer erinnert, dass den Wölfen in der gesamte Hinrunde stets mindestens zwei Rudelmitglieder gefehlt hätten. Und in der Vorsaison stand das Team zur Saisonhalbzeit noch schlechter da, der Klassenverbleib gelang dennoch.

Vor diesem Hintergrund ging der Klub kürzlich sogar in die Offensive und stellte ein neues Zukunftskonzept vor. Die Parameter freilich sind so neu nicht, es gelte in einem größeren Umfeld die Marke zu entwickeln, was neue Sponsoren anlocken soll. Gleichzeitig soll es eine Rückbesinnung auf eigene Talente geben. Sauer erinnert dabei gerne an die "goldene Generation", als Rimpar mit Eigengewächsen von der Landesliga in den Profisport der zweiten Bundesliga aufstieg. Gleichwohl müsse die "Professionalisierung der Strukturen" vorangetrieben werden, und hier kommt Heufelder ins Spiel.

Mittel- bis langfristig will Würzburg "zu den 25 Top-Handballklubs in Deutschland" zählen

Der 30-jährige Franke hat beim HSC Coburg 2000 und beim HC Erlangen Erfahrung gesammelt, zuletzt war er Trainer der Erlanger Bundesliga-A-Jugend. Seine Expertise beschränkt sich folglich auf den Jugendbereich, gleichwohl hat er die A-Lizenz. Würzburg geht mit der Übertragung weitreichender Kompetenzen an Heufelder als Trainer und Sportleiter einerseits ins Risiko, plant aber zweigleisig.

Der Etat sei in beiden Fällen gesichert, sagt Sauer, die Signale der Spieler auch im Falle des Abstiegs positiv, erklärt Heufelder. Man werde also - in welcher Liga auch immer - sofort mit der Arbeit beginnen, um "mittel- bis langfristig zu den 25 Top-Handballklubs in Deutschland" zu zählen. Eine angesichts der aktuellen Lage vollmundige Aussage. "Man muss sich Ziele setzen", erklärt Sauer.

Der Geschäftsführer lässt sich neben seinem Humor ganz offensichtlich auch seinen Optimismus nicht nehmen.

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