1:0-Sieg gegen England:Spaniens Fußballerinnen sind erstmals Weltmeister

Lesezeit: 2 min

Spanien gewinnt das Finale von Sydney mit 1:0 und stemmt den Pokal in die Höhe. (Foto: Justin Setterfield/Getty Images)

Im WM-Endspiel von Sydney gewinnen die Spanierinnen durch ein Tor ihrer Spielführerin gegen Europameister England. Es ist der erste große Titel für Spanien im Frauenfußball.

Spaniens Fußballerinnen sind allen Streitereien zum Trotz zum ersten Stern gestürmt. La Roja besiegte in einem mitreißenden WM-Finale den Europameister England 1:0 (1:0) und stürzte das Mutterland des Fußballs in tiefe Trauer. Kapitänin Olga Carmona (29.) traf vor 75 784 Fans in Sydney für das verjüngte Team des umstrittenen Jorge Vilda. Der Nationaltrainer hatte nach einer Rebellion von 15 Spielerinnen massiv unter Druck gestanden. Elf Monate später gelang der erste Titelgewinn bei den Frauen, obwohl Jennifer Hermoso (70.) noch einen Handelfmeter nach Videobeweis vergab.

England beweinte den geplatzten Traum vom ersten WM-Triumph 57 Jahre nach dem Erfolg der Nationalhelden um Bobby Moore. Spanien ist nun nach Deutschland die zweite Nation, die bei den Männern (2010) und Frauen triumphiert hat. Es ist der erste große Titel für die Spanierinnen, ihr bestes Ergebnis bei einer WM war bisher das Achtelfinale 2019, bei der Europameisterschaft schied das Team dreimal im Viertelfinale aus, für Olympia war Spanien überhaupt noch nie qualifiziert.

SZ PlusMeinungSport
:Die Kämpferinnen dürfen nicht müde werden

Warum die WM in Australien ein Meilenstein auf dem Weg zur Gleichberechtigung des Frauenfußballs war - aber der Schwung nicht verloren gehen darf.

Kommentar von Anna Dreher

Das Endspiel hatte seit Tagen die beiden Fußball-Nationen elektrisiert. Die englischen Royals jedoch verzichteten auf die weite Reise und handelten sich viel Kritik ein. Prinz William als FA-Präsident drückte wie sein Vater aus der Ferne die Daumen - anders als die spanische Königin Letizia und Tochter Sofia im Stadium Australia. In Deutschland fieberte Harry Kane mit den Lionesses um Georgia Stanway vom FC Bayern. "Wir stehen alle hinter euch", versicherte der neue Bundesliga-Stürmer in einer Videobotschaft: "Holt euch den Titel und bringt die Trophäe nach Hause!"

Während Englands Teammanagerin Sarina Wiegman bei ihrer vierten Finalteilnahme in Serie (zweimal EM, zweimal WM) auf Kontinuität setzte, sorgte Vilda wieder einmal für Aufsehen. Weltfußballerin Alexia Putellas musste bis zur Einwechslung in der 90. Minute auf der Bank bleiben, stattdessen begann die formstarke Salma Paralluelo (19). Beim intensiven Beginn suchten beide Teams den Weg nach vorne. Mit einem Lattentreffer setzte Lauren Hemp (16.) das erste englische Ausrufezeichen. Für Spanien hatte umgehend Alba Redondo (17.) die Führung auf dem Fuß, die Torhüterin Mary Earps mit einem starken Reflex verhinderte. Ein Anti-Putin-Flitzer sorgte für eine kurze Atempause (24.). Dann krönte Olga Carmona mit einem satten Linksschuss ins lange Eck einen spanischen Konter nach Ballverlust durch Lucy Bronze. Paralluelo (45.+1) traf kurz vor der Pause noch den Pfosten.

Spanien im WM-Finale
:Zerstritten, aber erfolgreich

Vor 2013 spielte Spaniens Frauenfußball kaum eine Rolle, jetzt steht das Team im WM-Finale. Die Qualität der Goldenen Generation zeigt sich auf dem Platz - und das obwohl es innerhalb des Teams teilweise heftige Konflikte gibt.

Von Felix Haselsteiner

Nach dem Seitenwechsel drückte England auf den Ausgleich, Lauren James kam nach abgesessener Rotsperre als Joker zum Zug. Doch nach einem Handspiel von Keira Walsh im Strafraum und VAR-Hilfe entschied die Unparteiische Tori Penso (USA) auf Elfmeter für Spanien. Earps ahnte allerdings die Ecke und verhinderte die Vorentscheidung. In den 13 Minuten Nachspielzeit verteidigte Spanien den Vorsprung leidenschaftlich.

Im vergangenen September hatten noch 15 Nationalspielerinnen in einer Mail ihren vorläufigen Rücktritt aus der spanischen Auswahl erklärt. Der Verband stellte sich aber vor Trainer Vilda. Drei Spielerinnen - Aitana Bonmati, Mariona Caldentey und Ona Batlle - kehrten wieder in die Auswahl zurück. Vor allem die starke Bonmati vom FC Barcelona trug zum WM-Triumph bei.

© SZ/sid/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusMeinungSport
:Die Kämpferinnen dürfen nicht müde werden

Warum die WM in Australien ein Meilenstein auf dem Weg zur Gleichberechtigung des Frauenfußballs war - aber der Schwung nicht verloren gehen darf.

Kommentar von Anna Dreher

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: