WM 2010: USA in der Einzelkritik:American Aufholer

Schon zum zweiten Mal egalisieren die USA einen Rückstand und bleiben damit im Rennen als potentieller Achtelfinal-Gegner der DFB-Elf. Eine Einzelkritik mit American Spirit.

Thomas Hummel, Johannesburg

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Tim Howard Kurz vor Schluss lief er in Oliver-Kahn-Manier aus dem Strafraum seinem Verteidiger Maurice Edu nach und schüttelte ihn. Naja, er schüttelte ihn nicht in Oliver-Kahn-Manier, aber doch ein bisschen. Impulsiver Schreihals im Strafraum. War im ersten Spiel gegen England als sehr fähiger Torwart aufgefallen (was auch am recht unfähigen Gegenüber liegen könnte). Machte diesmal vor allem beim 0:2 selbst einen mittelmäßig fähigen Eindruck, als er aus dem Tor herausstürzte wie ein Junge, der im Freibad eine Arschbombe machen will.

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Steve Cherundolo Bekannt und beliebt aus Hannover. Macht dort eigentlich selten einen konfusen Eindruck und sah diesmal mit Schrecken seinen konfuse Nebenleute beim Verteidigen zu. Unterließ im Ellis Park seine aus dem Stadion in Hannover bekannten Vorstöße - er wollte wohl seine Nebenleute lieber nicht allein lassen.

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Jay DeMerit Ein Abwehrspieler als Typ Cowboy aus dem Mittleren Westen. Wiederkehr des Vorstoppers oder Ausputzers, die es heutzutage im internationalen Fußball angeblich nicht mehr gibt. Putzt sonst beim FC Watford in der zweiten englischen Liga aus. Versucht fehlende Geschmeidigkeit mit enormem Einsatz auszugleichen. Machte im Vergleich zu Nebenmann Onyewu immerhin keine entscheidenden Fehler.

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Oguchi Onyewu Der WM-Spieler mit der bisher größten Bandbreite an Leistungskraft: Hatte im ersten Spiel einen fantastischen Tag erwischt, sich den englischen Angriffen heldenhaft in den Weg gestellt. Niemand wunderte sich da, dass er beim AC Mailand unter Vertrag steht. Eher dass er dort kein Spiel machen durfte in der vergangenen Saison. Erwischte diesmal einen fürchterlichen Tag. Griff beim 0:1 nicht an, obwohl er angreifen hätte müssen, lief beim 0:2 wirr hinter der Abwehrlinie herum und hob so das Abseits auf. Niemand im Ellis Park würde sich wundern, wenn Onyewu auch in der kommenden Saison kein Spiel in Mailand machen würde. American Spirit hin oder her.

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Carlos Bocanegra (li.) Kapitän des Teams. Wurde zu Beginn schwindlig gespielt vom slowenischen Flügelspieler Valter Birsa, erholte sich davon erst in der Halbzeit. Anschließend ein braver Linksverteidiger, der endlich seine Seite dicht hielt.

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Michael Bradley Unverkennbar der Sohn des Trainers. Soll der Dirigent sein auf dem Platz, verpasste dabei 90 Minuten lang seinen Einsatz. Macht aber nichts, denn nach 82 Minuten rannte er seinen Gegenspielern davon, hinein in den Strafraum und spitzelte den Ball zum 2:2 ins Netz. Bestimmt genau das, was sein Vater draußen von ihm erwartet hat. Regte sich nach dem Spiel am meisten über den zweifelhaften Pfiff des malischen Schiedsrichters auf, der das 3:2 für sein Team verhinderte. Wie das Trainersöhne eben so machen.

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Francisco Torres Nicht zu verwechseln mit Fernando Torres. Geboren in Longview, Texas, und deshalb kein Spanier. Spielt aber immerhin im spanischsprachigen Mexiko. Musste in der ersten Halbzeit einen kräftigen Rüffel von Donovan über sich ergehen lassen, als er einmal den Ball nicht rechtzeitig abgab. Zeigte immerhin seine Fähigkeit, einen guten Freistoß zu schießen. Das bewahrte ihn aber nicht davor, zur Halbzeit in der Kabine bleiben zu müssen.

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Clint Dempsey Lieferte kurz vor Schluss noch einen Beitrag für ein Pleiten- und Pannenresümee dieser WM: Stieg beim Laufen auf den Ball, kam dabei aus der Balance und prallte mit voller Wucht mit dem Gesicht voraus auf dem Rasen. Sonst unauffälliger bis unsichtbarer Teilhaber des Spiels. Nur die sehr extrovertierte Mimik verriet in einigen Momenten: Auch ich habe den American Spirit in mir!

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Landon Donovan Nur weil Landon Donovan in einem WM-Spiel gegen Slowenien den Ball aus spitzem Lothar-Emmerich-Winkel unter das Tordach knallt, bereuen die Macher des FC Bayern noch lange nicht, diesen Knaller einmal mit Schimpf und Schande davongejagt zu haben. Selbst die "Man of the Match"-Trophäe wird in München niemanden beeindrucken. Donovan würde auch jetzt keinen Platz im Team des Meisters finden, doch so schlecht wie er Anfang 2009 gemacht wurde, ist der 28-Jährige auch wieder nicht. Für die Amerikaner ein unersetzlicher Tempomacher im Mittelfeld, brachte seine Mannschaft mit dem 1:2 zurück ins Spiel und sprach nach der Aufholjagd vom, na was wohl, "American Spirit", auf den die Leute zu Hause stolz sein werden. Bestimmt auch Jürgen Klinsmann.

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Robbie Findley Ein flinker Kerl, meistens aber zu flink für den Ball. Bekam vom Schiedsrichter aus Mali eine gelbe Karte, weil er eine Flanke mit dem Gesicht gestoppt hatte. War etwas verwirrt über diese malische Regelauslegung und blieb vermutlich freiwillig in der Kabine. Musste sich bestätigt fühlen, als Herr Koman Coulibaly kurz vor Schluss aus unerfindlichen Gründen das dritte amerikanische Tor abpfiff.

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Jozy Altidore Schob die Gegner im Strafraum weg wie einst Shaquille O'Neill die seinen unter dem Korb. Ein Wucht-Stürmer mit beeindruckendem Körper, der, einmal in Fahrt, schwerer zu stoppen ist als ein ICE. Die slowenischen Verteidiger führten einen aussichtslosen Kampf, zum Beispiel vor dem 2:2, das Altidore per Kopf vorbereitete. Der 20-Jährige stieg mit Hull City aus der Premier League ab, sollte aber bald einen erstklassigen Verein finden.

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Maurice Edu Kam zur Halbzeit und wirkte in den ersten Aktionen so unbeholfen am Ball als hätte er zuvor einen schottischen Whiskey genossen. Die Vermutung kam auf, weil er sonst bei den Glasgow Rangers verteidigt. Kämpfte sich zunehmend die Nervosität aus den Knochen (oder den Whiskey aus dem Blut) und hätte sich beinahe einen amerikanischen Traum erfüllt: Erzielte das 3:2, doch Schiedsrichter Coulibaly hatte bekanntermaßen vorher abgepfiffen. Warum, wollte Herr Coulibaly den US-Boys übrigens auf dem Platz nicht sagen.

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Benny Feilhaber Könnte auch für Österreich spielen, wegen seines Großvaters. Hamburg kennt Benny Feilhaber auch, weil der Mittelfeldspieler drei Jahre beim HSV unter Vertrag stand. Spielte allerdings zumeist für die zweite Mannschaft. Heute ist Feilhaber Profi bei Aarhus in Dänemark. Ein Spieler der fleißigen aber unauffälligen Art. Vielleicht genau das, was die US-Boys nach der Halbzeit nötig hatten.

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Herculez Gomez (li.) Ersetzte zehn Minuten vor Schluss den Risikofaktor Onyewu. Hatte keine nennenswerte Aktion, dafür aber einen hübschen Namen.

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