WM 2010: Michael Ballack:Weltmann oder Asbach uralt

Er macht den Gegnern Angst - aber auch den Mitspielern. Er kann super Witze erzählen - aber niemand will Witze hören. Braucht die Nationalelf ihren Capitano Michael Ballack noch? 13 Gründe für ihn - und 13 dagegen.

Christof Kneer und Philipp Selldorf

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(Foto: ddp)

Hätte die deutsche Nationalmannschaft die Spanier im Halbfinale besiegt, wenn Michael Ballack dabei gewesen wäre? Oder wäre sie mit ihm erst gar nicht so weit gekommen? Anders gefragt: Braucht die deutsche Nationalmannschaft ihren offiziellen Kapitän noch? Diese Frage beschäftigt zurzeit Michael Ballack (rechts), Philipp Lahm (links) sowie den Rest der Republik. Nach SZ-Informationen wird die Michael-Ballack-Frage derzeit auch im Sportausschuss des Bundestages verhandelt. Unter den Abgeordneten kursieren derzeit Listen mit Pro-Ballack- und Contra-Ballack-Argumenten, die nach der WM ausgewertet werden sollen. Die SZ veröffentlicht die Listen exklusiv und widerrechtlich.

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(Foto: ag.ap)

Für Michael Ballack spricht: 1. Er bringt gesunde Härte ins zarte deutsche Spiel. Haut auch mal ein paar Spanier um. 2. Er läuft deutlich weniger als sein Nachfolger Sami Khedira, steht dafür aber immer richtig. 3. Die Gegner haben Angst vor ihm. 4. Die Unschuld des Unglücksvogels und ewigen Zweiten ist erwiesen. Auch ohne Michael "Bad luck" Ballack gewinnt Deutschland kein Turnier. Im Bild: Michael Ballack bei der EM-Finale von 2008 im Streitgespräch mit Spaniens Carles Puyol.

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(Foto: ap)

5. Wichtigster Repräsentant der neuen Bundesländer, die ansonsten nur noch durch René Adler (verletzt), Toni Kroos (Bank) und Angela Merkel (Tribüne) vertreten sind. 6. Er hat bisher erst mickrige 98 Länderspiele absolviert und damit deutlich weniger als Miroslav Klose (100). Es sollte dem Deutschen Fußball-Bund ein Anliegen sein, dass er mindestens Lothar Matthäus (150) überholt. 7. Hat die Ausstrahlung eines Weltmannes. Einziger DFB-Profi mit Auslandserfahrung. Die Auslandserfahrung von Jörg Butt (Lissabon) und Lukas Podolski (Bayern) gilt nicht. Im Bild: Bundeskanzlerin Angela Merkel bejubelt das Tor von Thomas Müller im Viertelfinalspiel der deutschen Mannschaft gegen Argentinien.

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(Foto: Getty Images)

8. Kann den Hilfsroutiniers Schweinsteiger, Lahm, Mertesacker und Podolski mal zeigen, was Erfahrung ist. Erfahrung ist wichtig für diese junge Mannschaft. 9. Uli Hoeneß hat ihm von einer Verlängerung seiner DFB-Karriere abgeraten. Was geht den Rostbratwurstmagnaten die Nationalmannschaft an? Jetzt erst recht! 10. Ist, wie Rudi Völler sagt, "immer noch der torgefährlichste Mittelfeldspieler der Welt". Im Bild: Uli Hoeneß (links) und Michael Ballack bei der Spielerfahrzeug-Übergabe für die Bundesliga-Saison 2002/2003.

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(Foto: ag.dpa)

11. Kann dem Poldi auf dem Feld gut die Laufwege erklären. Fuchtelt dabei herum und wird, natürlich nur zum besseren Verständnis, manchmal laut. 12. Muss unbedingt die EM 2012 in Ukraine und Polen spielen. Stammt aus Görlitz (poln. Zgorzelec, obersorbisch Zhorjelc). Östlichste Stadt Deutschlands. Heimvorteil! 13. Kann super Witze erzählen. Im Bild: Lukas Podolski (links) geht beim WM-Qualifikationsspiel zwischen Wales und Deutschland im Affekt auf den deutschen Kapitän Michael Ballack los und trifft ihn an der Wange. Ballack hatte zuvor lautstark auf den Bayern-Stürmer eingeredet. Nach dem Spiel sprachen sich die beiden Streithähne bei einem Schlichtungsgespräch mit Bundestrainer Löw aus.

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(Foto: ag.rtr)

Gegen Michael Ballack spricht: 1. Die eigene Mannschaft hat Angst vor ihm. 2. Würde bestimmt nicht den Frings für Schweinsteiger spielen. 3. Schnauzt den Poldi immer wegen falscher Laufwege an. Fuchtelt dabei herum und wird, natürlich nur aus Chefgehabe, manchmal laut. Im Bild: Nationalspieler Bastian Schweinsteiger (rechts) kickt beim EM-Finale 2008 den Ball nur knapp vor seinem Kapitän Michael Ballack.

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(Foto: dpa)

4. Steht auf der Position im zentralen Mittelfeld Sami Khedira, Simon Rolfes, Sven Bender, Lars Bender, Stefan Reinartz und Christoph Moritz im Weg. Und natürlich Rani Khedira, dem 16-jährigen Zentralspieler aus der B-Jugend des VfB Stuttgart. Erfahrung ist nicht mehr wichtig für diese junge Mannschaft. 5. Bringt die rückständige Kultur des Asbach-Cola-Konsums ins Teamhotel mit. 6. Seine Nummer ist weg. Die "13" trägt bei den nächsten acht Turnieren Thomas Müller. Und der Fluchtweg zur Frings-Nummer ist auch versperrt. Die "8" trägt bei den nächsten acht Turnieren Mesut Özil. 7. Ist schon längst nicht mehr der torgefährlichste Mittelfeldspieler der Welt. Im Bild: Thomas Müller (Mitte) feiert mit seinem Teamkollegen Mesut Özil (rechts) das 4:1 gegen England bei der WM in Südafrika.

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(Foto: online.sdesport)

8. Uli Hoeneß hat ihm von einer Verlängerung der DFB-Karriere abgeraten. Kluger Mann! 9. Macht uns den schönen Altersschnitt kaputt. 10. Nimmt viel zu viel Behandlungszeit bei Dr. Müller-Wohlfahrt in Anspruch (Wade). Im Bild: Michael Ballack (unten) während einer medizinischen Behandlung von Teamarzt Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt beim EM-Finale 2008 gegen Spanien.

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(Foto: ag.ddp)

11. Arne Friedrich spielt ohne Ballack immer deutlich besser. 12. Bringt zu viel Härte ins zarte deutsche Spiel. 13. Niemand braucht mehr super Witze. In dieser Mannschaft wird nicht gelacht, sondern absolut akribisch gelernt, geübt und umgesetzt. Fazit: Michael Ballack (im Bild), 33, war fast zehn Jahre lang der wichtigste und berühmteste deutsche Nationalspieler. Seine Karriere darf auf keinen Fall wegen einer Verletzung abrupt enden. Er hat Verdienste. Aber diese Verdienste dürfen nicht dazu führen, dass die neue Nationalmannschaft in ihrer Entwicklung gehemmt wird. Es muss also ein Kompromiss gefunden werden. Vorschlag: Ballack macht maximal bis zur nächsten WM weiter. Lahm darf die Kapitänsbinde behalten, Ballack bekommt eine Capitano-Binde.

© SZ vom 10.07.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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