Tennis in Wimbledon:Kein Plopp-plopp nach 23 Uhr

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Wann spielt man los, wann muss man schon wieder aufhören? Nicht nur für Nowak Djokovic tickt in Wimbledon ständig die Uhr. (Foto: Javier Garcia/Shutterstock/Imago)

Die Spiele in Wimbledon dauern zu lange. Die Nachbarn fürchten um ihre Nachtruhe, die Profis sind von Unterbrechungen genervt. Ausgerechnet Novak Djokovic macht ein Friedensangebot.

Von Barbara Klimke, London

Tennis ist ein Gesellschaftsspiel. Im 1868 gegründeten All England Croquet Club löffelten Ladies und Gentlemen früher zum Vergnügen die Bälle übers Netz, ehe sich alle wieder wohlgesittet in die Salons begaben: Zum High Tea mit Gurkensandwiches war alles vorbei.

Gespielt wird im All England Lawn Tennis Club (AELTC) immer noch, und seitdem zwei Arenen mit einem Dach versehen sind, wird darüber diskutiert, wie man das tägliche Plopp-plopp der Bälle verlängern kann. Der zuständige Bezirk hat zumindest eine amtliche Vorstellung davon, wann der Spielbetrieb einzustellen ist. Von 23 Uhr an muss Nachtruhe in der Nachbarschaft herrschen.

Das Preisgeld ist gestiegen auf mehr als 52 Millionen Euro. Das muss erwirtschaftet werden

Diese Deadline steht seit Jahren. Die Frage ist nun, wann man mit dem Plopp-plopp beginnen soll. Der 23-malige Grand-Slam-Sieger Novak Djokovic plädiert dafür, früher anzufangen als bisher: "Ich denke, die Matches könnten mindestens auf 12 Uhr vorgezogen werden", sagte er. Djokovics Achtelfinale gegen den Polen Hubert Hurkacz musste am Sonntagabend um 23 Uhr unterbrochen werden und konnte erst am folgenden Tag beendet werden. Auch Andy Murray war Leidtragender dieser amtlichen Nachtruhevorschrift.

Derzeit beginnen die Matches auf dem Centre Court um 13.30 Uhr, auf Court Number One um 13 Uhr, auf den Außenplätzen fliegen die Bälle ab 11 Uhr. An diesen Zeiten hat sich seit dem 19. Jahrhundert wenig geändert: Lediglich 2021 hat der AELTC den Centre-Court-Beginn 30 Minuten nach hinten verschoben - um dem Fernsehpublikum ein "Prime Time"-Erlebnis zu bescheren, wie es heißt.

Tatsache ist, dass die Matches insgesamt länger werden - auch weil die Fitness der Profis besser ist. Tatsache ist auch, dass das Preisgeld auf 52,3 Millionen Euro gestiegen ist, eine Summe, die erwirtschaftet werden muss. Und in Melbourne, Paris und New York, wo Night Sessions eingeführt wurden, stehen Djokovic und Co. manchmal bis in die frühen Morgenstunden auf dem Platz.

Womöglich wird der AELTC auch hier einen Kompromiss finden. Und die Nerven aller mit Gurkensandwiches beruhigen.

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