Marc Wilmots wird Sportchef:Schalke sehnt sich nach dem Eurofighter-Geist

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Neuer und alter Wilmots: Der Belgier hat seinen Platz im Schalker Museum schon sicher - nun will er auch die Zukunft des Vereins prägen. (Foto: imago sportfotodienst/imago sportfotodienst)

Noch ein Held von 1997: Durch die Verpflichtung von Marc Wilmots als Sportdirektor hievt Schalke seinen nächsten Uefa-Cup-Sieger in ein wichtiges Amt. Der Belgier dürfte zum Gesicht des Klubs werden.

Von Philipp Selldorf

So wie in Asbach Uralt auf immer und ewig der Geist des Weines wohnt, so ist auf Schalke der Geist der Eurofighter nicht mehr aus der Flasche zu kriegen. 26 Jahre nach dem Gewinn des Uefa-Cups hat die Sehnsucht nach dem Heldenmut von damals eine weitere Spielerlegende auf einen Schlüsselposten des Vereins befördert: Marc Wilmots, 54, steigt ab sofort als Sportdirektor ein. Beim Gelsenkirchener Zweitligisten trifft er mehrere Kameraden aus jenen seligen Tagen an, die der Verein als die gute alte Zeit hegt und pflegt: Teammanager Gerald Asamoah, 45, derzeit administrativer Leiter des Lizenzspielerteams, Co-Trainer Mike Büskens, 55, und Aufsichtsrat Youri Mulder, 54.

Nach Angaben des Vereins unterschrieb Wilmots "einen langfristigen Vertrag". Der bisherige Sportchef André Hechelmann, 39, wird künftig als Technischer Direktor fungieren, eine Stelle, die es im Organigramm noch nicht gegeben hatte. Für den Kaderplaner Hechelmann bedeutet das wohl, dass er in der Hierarchie einen Schritt zurücktreten muss und öffentlich seltener präsent sein wird.

Spitzname "Willi, das Kampfschwein": Marc Wilmots erzielte im Uefa-Cup-Finale ein Tor gegen Inter Mailand. (Foto: imago sportfotodienst/imago/Uwe Kraft)

Wilmots hingegen dürfte nun als Gesicht des Vereins regelmäßig in den Mittelpunkt des Geschehens rücken. Seine Berufung ist das Ergebnis eines umfassenden Umbaus in der Vereinsführung. Während zum Jahresbeginn Matthias Tillmann, 40, seinen Job als Vorstandsvorsitzender angetreten hatte, reichte Sportvorstand Peter Knäbel, 57, seinen vorzeitigen Abschied ein.

"Ich möchte an der Spitze der Bewegung stehen, die Schalke zu neuer Kraft verhilft", sagt Wilmots

Einen Sportvorstand wird es im Verein vorerst nicht mehr geben, was dem Fußball nach Darstellung des neuen Klubchefs Tillmann aber nicht weniger, sondern mehr Geltung verschaffen soll: Wilmots werde als Direktor mehr Zeit und Konzentrationskraft für sportliche Themen haben, als Knäbel wegen seiner vielfältigen Vorstandsaufgaben aufzubringen vermochte. "Wir konnten einen Mann gewinnen, der das Fußballgeschäft aus vielen Perspektiven sehr gut kennt und der weiß, wie eine erfolgreiche Kabine funktioniert", sagte Tillmann über Wilmots. Auf den folkloristischen Aspekt des Comebacks ging er in seiner Stellungnahme übrigens nicht ein - der ergibt sich ohnehin von selbst.

Wilmots übernimmt erstmals in seiner Karriere einen Posten im Sportmanagement. Nach seiner aktiven Karriere, die er 2003 auf Schalke beendete, arbeitete er unter anderem vier Jahre als belgischer Nationaltrainer (2012 bis 2016) sowie jeweils kurzzeitig als Nationalcoach der Elfenbeinküste und Irans. Vor zwei Jahren endete sein vorerst letztes Engagement: Drei Monate hatte er den marokkanischen Klub Raja Casablanca trainiert. "Ich möchte an der Spitze der Bewegung stehen, die Schalke zu neuer Kraft verhilft. Mittel- und langfristig muss es darum gehen, den Kader zu entwickeln und in die Bundesliga zurückzukehren", erklärte Wilmots in einem Klubstatement. Kurzfristig hat sich Schalke offenbar nur eine sorglose Rückrunde zum Ziel gesetzt: Zurzeit steht man auf Platz 14 der Tabelle, sieben Punkte in drei Spielen verschafften zuletzt etwas Rückenwind nach zwischenzeitlich bedenklichen Vorstellungen des im Sommer neu formierten Teams.

Nicht zuletzt legt sich Königsblau mit dem neuen Sportdirektor einen zusätzlichen belgischen Anstrich zu: Trainer Karel Geraerts - auf Youri Mulders Empfehlung hin verpflichtet - stammt ebenfalls aus dem Nachbarland. Auch die engen Beziehungen nach Benelux waren 1997 ein Merkmal für den vom Niederländer Huub Stevens motivierten Geist der Eurofighter.

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