Williams-Sieg in Wimbledon:Und Steffi Graf schickt Grüße aus Las Vegas

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"Alle vier Trophäen daheim zu haben, ist unglaublich", sagt Serena Williams. (Foto: AFP)

Serena Williams gewinnt zum zweiten Mal in ihrer Karriere alle vier Grand-Slam-Titel in Serie. Nun fehlt nur noch ein Sieg bei den US Open zum historischen Triumph.

Von Lisa Sonnabend, Wimbledon

Serena Williams hatte diesen besonderen Moment in ihrer Karriere perfekt durchorganisiert, als wäre sie von Beruf Wedding Planer. Nach ihrem Triumph in Wimbledon hielt sie sich noch einmal artig an die strenge Kleideretikette und kam ganz in Weiß aus der Umkleide. Sie hatte sich einen kurzen Rock angezogen, ein bauchfreies Top und darüber ein Jackett. Sogar das Band, das ihre ungestümen Haare zusammenhielt, war weiß. Nur das Bauchnabelpiercing funkelte silbern. "Ich suche mir vor einem Turnier immer ein schönes Outfit aus", erklärte sie. "Für den Fall der Fälle."

Der Fall der Fälle war am Sonntagnachmittag eingetreten. Die Weltranglistenerste besiegte in einem unterhaltsam anzusehenden Endspiel die Spanierin Garbiñe Muguruza mit 6:4 und 6:4. Es war der 21. Grand-Slam-Titel für Serena Williams, doch er war mehr als das: Zum zweiten Mal in ihrer Karriere gewann die Amerikanerin alle vier Grand-Slam-Titel in Serie. Nun fehlt ihr nur noch der Triumph bei den US Open, dann hätte sie alle großen Turniere in einem Kalenderjahr gewonnen. Das ist seit Steffi Graf keiner Spielerin mehr gelungen - und das ist 27 Jahre her.

Steffi Graf schickt nach dem Finale verzückte Grüße aus Las Vegas

Während des Wimbledon-Turniers hatte Williams Fragen nach dem sogenannten Serena Slam oder sogar dem Grand Slam untersagt. Auf der Pressekonferenz nach dem Finale sprach sie jedoch offen darüber - und es wurde deutlich, wie viel ihr es bedeutet. "Alle vier Trophäen daheim zu haben, ist unglaublich", schwärmte Williams. Sie wirkte gelöst, entspannt und glücklich wie selten. "Noch vor einem Jahr hätte ich nicht gedacht, dass ich vier Grand-Slam-Titel in Serie gewinnen kann", gab sie zu. Doch nun sei sie physisch stärker als zuvor, sie habe hart gearbeitet. Das Ergebnis ist auf dem Platz zu bestaunen. Sogar Steffi Graf schickte nach dem Finale verzückte Grüße aus Las Vegas: "Es ist unglaublich, wie Serena ihre Siegesserie fortsetzt", schrieb sie auf Facebook.

Die einzige Spielerin, die Williams derzeit schlagen kann, ist wohl sie selbst. Wird sie nervös, kommt der Aufschlag nicht oder steht sie schlecht zum Ball, könnte sogar sie ein Match verlieren. Auch im Wimbledon-Finale geriet sie zunächst in Rückstand. Doch gelingt es ihr, das Tempo rechtzeitig anzuziehen, hat momentan keine Spielerin eine Chance gegen sie. Diese Erfahrung musste auch die tapfere Muguruza machen.

In sieben Wochen beginnen die US Open. In Wimbledon sagte die 33-Jährige dazu: "Wie immer gibt es 127 Spielerinnen, die nicht wollen, dass du gewinnst." Sie sagte aber auch: "Oh Mann, ich habe in New York dreimal in Serie gewonnen. Ich hoffe, dass es nicht ausgerechnet diesmal schlechter läuft."

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Garbiñe Muguruza spielt mutig und gut. Doch im Wimbledon-Finale siegen die Power und der Wille von Serena Williams. Das Ende kommt für sie dennoch überraschend.

Von Lisa Sonnabend

Bei den US Open werden die Erwartungen noch größer sein, der Druck höher. Williams wird den unangenehmen Fragen noch weniger ausweichen können. Sie wird nicht nur ständig auf den Grand Slam angesprochen werden, sondern auch mit Steffi Graf verglichen werden. Jedem Punktverlust und jedem Satzgewinn wird eine immense Bedeutung beigelegt.

Auch Graf wollte 1988 nicht über den möglichen historischen Erfolg sprechen. "Fragt mich das alles, wenn ich gewonnen habe", sagte sie in New York. Als sie dann tatsächlich im Finale Gabriela Sabatini in drei Sätzen niedergerungen hatte, reckte sie kurz den Arm in die Höhe, rief einmal: "Ja!"

Sollte die extrovertierte Williams in New York triumphieren, wird sie sicherlich ausgelassener jubeln. Außerdem sucht sie sich bestimmt wieder ein besonderes Outfit aus. Für den Fall der Fälle.

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