Wiktoria Asarenka:Aus Rücksicht auf ihr Kind

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  • Wiktoria Asarenka sagt ihre Teilnahme bei den Australian Open ab.
  • Hintergrund ist ein Sorgerechtsstreit um ihren Sohn.
  • Asarenka hatte deshalb schon Ende August den Auftritt bei den US Open in New York abgesagt.

Von Barbara Klimke, München

Kei Nishikori schmerzt das Handgelenk. Sein Kollege Andy Murray wurde an der Hüfte operiert. Auch Swetlana Kusnezowa kann wegen eines Eingriffs an der Schlaghand das Rackett nicht schwingen und hat ihre Meldung für die am kommenden Montag beginnenden Australian Open zurückgezogen. Gedehnte Bänder, gereizte Sehnen, mürbe Knochen gehören, so bedauerlich sie sind, zum kalkulierbaren Karriererisiko von Profitennisspielern. Weniger kalkulierbar hingegen war, dass Wiktoria Asarenka, obwohl fit und gesund, mit Rücksicht auf ihren Sohn Leo ebenfalls Abstand vom Auftritt in Melbourne nimmt.

Dass ein Sorgerechtsstreit eine der weltbesten Spielerinnen nun zum wiederholten Mal von der Ausübung ihrer Erwerbstätigkeit abhält, ist ungewöhnlich im Sport. Entsprechend ratlos klang das anteilnehmende Schreiben, das der Turnierdirektor in Melbourne am Wochenende verschickte: "Sehr unglücklich" sei der Umstand, dass Asarenka verhindert sei, erklärte Craig Tiley im Namen des Veranstalters: "Die Australian Open sind ihr Lieblingsturnier", und so freue man sich zumindest darauf, die in Minsk geborene Siegerin von 2012 und 2013 dann im nächsten Jahr wieder willkommen heißen zu dürfen.

Schon den Auftritt bei den US Open hatte Asarenka abgesagt

Tiley hatte bis zuletzt gehofft, dass er die frühere Weltranglisten-Erste von der Teilnahme überzeugen könne, und ihr einen Platz im Hauptfeld reserviert. Auch die Organisatoren des Turniers in Auckland in Neuseeland, das am Sonntag mit dem Sieg von Julia Görges zu Ende ging, hatten Asarenka eine Wildcard offeriert, ehe aus Los Angeles die Absage eintraf.

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Was die 28-jährige Mutter eines einjährigen Sohnes in Kalifornien hält, sind die in dem US-Bundesstaat geltenden Bestimmungen des Sorgerechts. Leo ist im Dezember 2016 auf die Welt gekommen. Von dessen Vater, dem Golftrainer Billy McKeague, hat sich Asarenka im Juli getrennt. McKeague reichte daraufhin in Los Angeles einen Antrag auf Fürsorge ein, und so lange der Fall nicht entschieden ist, darf das Kind die Grenzen des Bundesstaats nicht verlassen.

Diese Regelung diene einzig dem Interesse des Kindes, hieß es im Sommer in der New York Times, die einen Familienrechtler zu dem Fall zitierte: Beide Elternteile sollten bis zum Richterspruch häufigen und ungehinderten Zugang zum Kind behalten; Mütter und Väter würden grundsätzlich gleich behandelt, und auch der Beruf der Eltern sei bei Anwendung der Regel unerheblich. Asarenka hatte deshalb schon Ende August den Auftritt bei den US Open in New York abgesagt. In einem offenen Brief schrieb sie damals, die einzige Möglichkeit, am Turnier teilzunehmen, sei es, Leo in Kalifornien zurückzulassen, und dazu sei sie nicht bereit: "Niemand sollte jemals zwischen seinem Kind und seiner Karriere entscheiden müssen. Wir sind stark genug, beides zu verbinden."

Für Asarenka ist die Zwangspause besonders bedauerlich, weil sie nach Leos Geburt so voller Tatendrang war. Im Juni kehrte sie in Mallorca auf die Tennistour zurück, in Wimbledon, bei ihrem zweiten Turnier, erreichte sie das Achtelfinale. Bei den Australian Open fehlt sie nun wie die Titelverteidigerin, Serena Williams, deren Tochter vor vier Monaten geboren wurde. Williams fühlt sich körperlich noch nicht imstande, ein Zweiwochenturnier auf höchstem Niveau durchzustehen. Wiktoria Asarenka hatte diese Phase schon glücklich hinter sich gebracht.

© SZ vom 09.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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