Watzke und Tuchel:Der BVB agiert in Berlin mit Mundschutz

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Thomas Tuchel auf der Pressekonferenz vor dem Pokalendspiel. (Foto: dpa)
  • Trainer Thomas Tuchel und Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke betonen vor dem DFB-Pokalfinale, dass sie sich erst danach über die Zukunft unterhalten wollen.
  • Die Ereignisse der letzten Wochen, vor allem der Anschlag, wirken immer noch nach. Mögliche Feierlichkeiten sind einen Tick kleiner geplant als bisher.
  • Die Ereignisse hätten aber auch für "viel Klebstoff" gesorgt, sagt Tuchel.

Von Klaus Hoeltzenbein, Berlin

Katarina Witt wird den Pokal ins Stadion tragen, für die Halbzeit ist dem Publikum ein Potpourri von Helene Fischer angekündigt, und nach Abpfiff überreicht Frank-Walter Steinmeier die Trophäe. Eine Eiskunstlauf-Königin, ein Goldkehlchen und der Bundespräsident - bei diesem Schaulauf von Prominenz und Diplomatie haben sich offenbar auch alle Hauptdarsteller von Borussia Dortmund, dem Schlagzeilen-Lieferanten der Saison, vorgenommen, ohne weitere Nebengeräusche ins 74. DFB-Pokalfinale einzusteigen.

"Ich spüre eine große Ruhe", teilte Thomas Tuchel in der letzen Medienrunde am Tag vor dem Duell an diesem Samstagabend gegen Eintracht Frankfurt durchaus pathosgeladen mit - was die überwölbende Nachrichtenlage des Festakts allerdings ein wenig konterkariert. Deuten doch diverse Signale darauf hin, dass Berlin die letzte Etappe in der Beziehung des BVB zu gleich zwei seiner zentralen Angestellten sein könnte: zu Trainer Tuchel, und zu Pierre-Emerick Aubameyang, mit 31 Toren der Schützenkönig der verflossenen Bundesliga-Saison.

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Letzterer, heißt es am Gerüchtemarkt, wolle in Kürze um Freigabe nachsuchen. Die Ablöse dürfte jedoch horrend sein - und, falls jemand ernsthaft bietet, vermutlich jene 75-Millionen-Euro-Marke knacken, an der entlang 2015 der Wechsel von Kevin De Bruyne vom VfL Wolfsburg zu Manchester City abgewickelt wurde. Getätigt wurde der Bundesliga-Rekordtransfer kurz nachdem der VfL dem BVB eine jener Berliner Niederlagen beibrachte, an die nun vor Anpfiff wieder erinnert wird. Drei Mal in Serie verlor Dortmund das Pokalfinale, 2014 und 2016 gegen den FC Bayern, 2015 gegen den von De Bruyne inszenierten Wolfsburger Giftkonter-Fußball. Ähnlich werden es nun wohl auch die Frankfurter versuchen, mit Nadelstichen, die einen Favoriten, wie es der BVB ist, aus der Spur bringen können.

Angesichts dieser eindeutigen wie historisch alarmierenden Ausgangslage traten die BVB-Offiziellen in Berlin kollektiv mit Mundschutz an: "Ich gebe seit Wochen die gleiche Antwort", sagte Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke: "Wir wollen erst das Finale abwarten, vorzugreifen wäre unseriös." So ein Trainer-Gespräch, auch wenn die Zeichen auf Trennung stehen, läuft wohl doch anders, sobald da eine funkelnde Trophäe in der Tischmitte steht.

Vorab aber fällt die BVB-Expedition in die Hauptstadt bescheidener aus als in den Jahren zuvor. Zwar haben sich erneut geschätzt 50 000 Schwarz-Gelbe auf den Weg gemacht, doch vieles drückt beim BVB derzeit auf die Gemüter, besonders der öffentlich noch nicht restlos aufgeklärte Bomben-Anschlag kurz vor Ostern auf den Mannschaftsbus. Auch deshalb heißt es, man plane sogar die etwaige Cup-Feier einen Tick kleiner als üblich. Vorgesehen ist nur ein Bankett im Mannschaftshotel, die repräsentative "Schwarz-Gelbe Nacht", die im Vorjahr mehr als 2000 Gäste besuchten, wurde storniert.

Tuchel setzt in Berlin darauf, dass seine Elf in einer Wagenburg-Mentalität zusammenfindet. Dass sie nach Bundesliga-Platz drei hinter dem FC Bayern und Leipzig, der direkt in die Champions League führt, auch ihr finales Ziel erreicht. "Die Ereignisse haben für viel Klebstoff gesorgt - auch zwischen den Spielern und mir", stellt Tuchel fest: "Es wäre sonst auch nicht möglich, solche Leistungen zu erbringen." Eine geplagte, weiterhin höchst angespannte Gruppe strebt ins letzte gemeinsame Abenteuer.

© SZ vom 27.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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