Schwimm-WM:Aus 20 Metern auf Platz sechs

Lesezeit: 1 min

Hoch über Dohas Skyline: Anna Bader am Mittwoch im High-Diving-Wettbewerb. (Foto: Adam Pretty/Getty)

Anna Bader überwindet ihre Zweifel und springt beim High-Diving-Wettbewerb in Katar auf einen starken sechsten WM-Platz. Und das mit 40 Jahren, als Mutter zweier Kinder - und eineinhalb Jahre nach einem fatalen Sturz.

Von Sebastian Winter

Ihre Mutter hatte sie noch gewarnt. "Kein Risiko", hatte sie gesagt - Anna Bader wagte den spektakulären Sprung aus 20 Metern Höhe vor der futuristischen Skyline von Doha dennoch. "Da konnte ich mich doch nicht so ganz dran halten", sagte die 40-Jährige vom SV Halle und lachte. Und so mussten ihre Eltern in Deutschland vor dem Bildschirm verfolgen, wie Bader beim High-Diving-Wettbewerb der Schwimm-Weltmeisterschaften in Katar mit einem zweieinhalbfachen Rückwärtssalto aus dem Handstand auf Platz sechs sprang. "Wahnsinn, wie cool ist das denn?", rief Bader, als sie das Endergebnis mit 291,80 Punkten auf der Anzeigetafel erblickte. Eine Top-Ten-Platzierung habe sie sich in ihren "wildesten Träumen gewünscht", erklärte sie: "Ich bin so glücklich, dass ich so nah an der Weltspitze dran bin, ich kann es kaum glauben."

Bader war bereits dabei gewesen, als die spektakuläre Sportart 2013 in Barcelona ihre offizielle WM-Premiere feierte - und gewann Bronze. Elf Jahre später stürzt sich die siebenmalige Europameisterin immer noch mutig in die Tiefe, trotz eines schweren Unfalls im September 2022. Bader kam damals bei einem Sprung in der Schweiz falsch auf, war bewusstlos und wurde aus dem Wasser gerettet. Drei Tage habe sie mit einer Gehirnerschütterung und einem leichten Pneumothorax im Krankenhaus verbracht, berichtete Bader dem Sport-Informations-Dienst. Sie überlegte, aufzuhören, machte aber doch weiter.

Vielleicht auch deshalb hatte sie vor der WM in Katar "gemischte Gefühle, viel Angst, viel Zweifel". Aber vor allem, weil sie Mutter zweier Kinder ist - und eine der ältesten WM-Starterinnen.

"Gemischte Gefühle, viel Angst, viel Zweifel": Bader ist im September 2022 mal ein Sprung missglückt - mit fatalen Folgen. (Foto: Sebastien Bozon/AFP)

Doch letztendlich sei es "ein fantastischer Wettkampf" gewesen, den auch ihr Partner und ihre beiden Kinder aus der Heimat vor dem Fernseher verfolgten. Die zweite Deutsche Maike Halbisch (VfL Waiblingen), mit 18 Jahren die Jüngste im Feld und eigentlich mitten im Abiturstress, sprang bei ihrem WM-Debüt auf Platz 15. Europameisterin Iris Schmidbauer (Dresdner SC) hatte den Wettkampf nicht fortgesetzt, nachdem sie sich am Vortag bei ihrem zweiten Sprung leicht verletzt hatte.

Ob sie sich auch im nächsten Jahr bei der WM in Singapur wieder in die Tiefe stürzt, ließ Bader offen. "Ich weiß es nicht, jetzt läuft es ja gerade so gut. Ich habe ja schon so oft aufgehört und auch wieder angefangen." In einem Sport, in dem jeder noch so kleiner Fehler fatale Folgen haben kann.

© SZ/sid/sewi - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Schwimm-WM
:Angie, der Tollpatsch

Die neue Schwimm-Weltmeisterin Angelina Köhler passt nicht ins Raster der aalglatten Spitzensportlerin. Sie wurde als Jugendliche gemobbt, ist ein veritabler Schussel - und hat eine klare Botschaft: Man muss nicht perfekt sein, um gut zu sein.

Von Sebastian Winter

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: