Volleyball:Wie einst in Athen

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Geprüft von den griechischen Volleyballerinnen: Hanna Orthmann (links, Nummer 12) und Lina Alsmeier am Netz. (Foto: Marius Becker/dpa)

Nach 24 Jahren: Die erstarkten deutschen Volleyballerinnen sehnen sich nach der nächsten Olympiateilnahme.

Von Ulrich Hartmann

Der Düsseldorfer Stadtdirektor wünscht sich vom deutschen Bundestrainer, dass dessen Volleyballerinnen Europameister werden. Der Bundestrainer wünscht sich vom Stadtdirektor, dass er Olympische Spiele in die Landeshauptstadt Düsseldorf zu holen hilft. Fest versprechen konnten sich der Bundestrainer Vital Heynen und der Stadtdirektor Burkhard Hintzsche bei ihrer Begegnung vor der EM gegenseitig gleichwohl nichts, und so bleibt zunächst ein frommer Wunsch, dass die deutschen Volleyballerinnen mal einen Titel gewinnen und die Rhein-Ruhr-Region mal zu Olympia einlädt. Dass Sommerspiele in Deutschland, wenn überhaupt, frühestens 2036 in Erfüllung gehen könnten, stört den 54 Jahre alten Belgier Heynen übrigens nicht. "Dann gehe ich halt am Stock", sagt er grinsend und gespielt gebückt.

13 Jahre Zeit haben seine Volleyballerinnen nicht mehr. Denen pressiert's. "Olympia", sagt die Schweriner Nationalspielerin Anna Pogany, 29, "ist unser größter Traum." Die gebürtige Berlinerin war zehn Jahre alt, als deutsche Volleyballerinnen unter dem Bundestrainer Hee Wan Lee letztmals bei Olympia mitspielen durften - das war 2004 in Athen. Dass der deutsche 3:0-EM-Auftaktsieg in Düsseldorf nun gegen Griechenland gelang, nimmt Pogany gern als gutes Omen. Im September qualifizieren sich bei weltweit drei Qualifikationsturnieren je zwei Nationen für Olympia 2024 in Paris. Fünf weitere Plätze werden im Frühjahr über die Weltrangliste vergeben. In dieser sind die Deutschen derzeit Elfte. "Es sieht nicht so schlecht aus", sagt Heynen.

"Holen Sie Olympia, strecken Sie sich nach den Sternen!", sagte der Bundestrainer dem Stadtdirektor in ein Gesicht, in dem man allerdings Sorgen nicht nur um die Finanzierbarkeit zu erspähen glaubte. Heynen und seine Volleyballerinnen müssen sich mithin selbst nach Sternen strecken. Damit ist nicht der Titel bei der EM gemeint, denn den können sie der Türkei, Italien, Serbien oder Polen kaum streitig machen. Weil sie aber jüngst eine famose Nations League gespielt und dort unverhofft das Viertelfinale erreicht haben, sind die Chancen auf eine Qualifikation über die Weltrangliste realistisch. Dazu hilfreich wären bei der EM weitere Siege gegen Aserbaidschan (Samstag), Schweden (Montag) und Tschechien (Dienstag). Am Donnerstag endet die Gruppenphase gegen die Türkei. Anschließend geht es zur K.o-Runde nach Brüssel.

Viel vom weiteren EM-Verlauf hängt ab von der neben Lina Alsmeier und Lena Stigrot besten deutschen Angreiferin Hanna Orthmann. Die 24 Jahre alte Westfälin, die nächste Saison in Novara westlich von Mailand spielt, hat sich im Auftakt früh das Knie verdreht, weshalb Heynen im griechischen Kontext von einem möglichen "Pyrrhus-Sieg" sprach, also mit Verlusten. Die MRT war so angesetzt, dass am Freitag zunächst unklar blieb, ob Orthmann die EM weiterspielen kann.

"Wir sind tough, auch wenn's schwierig wird, wir beißen uns durch", sagt Kapitänin Stigrot, die nächste Saison in Cuneo südlich von Turin spielt. Von den 14 deutschen EM-Volleyballerinnen spielen künftig fünf im Ausland. Es strahlen immer mehr Sterne am Firmament des deutschen Frauenvolleyballs.

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