Volleyball:Breitschultrig nach Bari

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Geschlossene Teamleistung: Moritz Karlitzek (Zweiter von rechts, mit Flasche) und seine Kollegen bringen Italien an den Rand einer Niederlage. (Foto: Roberto Bartomeoli/IPA Sport/imago)

Dem deutschen Team gelingt im letzten EM-Gruppenspiel fast ein Coup gegen den Turnierfavoriten Italien. Bei der 2:3-Niederlage zeigt sich die große Kadertiefe der DVV-Auswahl. Am Samstag sind die Niederlande Achtelfinalgegner.

Von Sebastian Winter

Am Ende hingen die Köpfe, die deutschen Volleyballer waren sauer, auch Moritz Karlitzek, ihr mit 26 Punkten bester Spieler am Mittwochabend. Gerade hatten sie im letzten Gruppenspiel der Europameisterschaft beim 2:3 (22:25, 25:23, 22:25, 25:14, 12:15) die Chance vergeben, die Übermächtigen aus Italien zu bezwingen, den aktuellen Welt- und Europameister. Und das in Ancona, wo 5275 Tifosi erstaunt zur Kenntnis nahmen, dass ihre Mannschaft, die bislang ohne Satzverlust durchs Turnier geglitten war, also doch verwundbar ist. Dass man sie, wie die Auswahl des Deutschen Volleyball-Verbandes es vormachte, mit mutigen Aufschlägen aus dem Rhythmus bringen kann; dass man sie so unter Druck setzen kann, dass sie fast schon würdelos einen Durchgang 14:25 gegen einen Außenseiter verliert.

Italiens Außenangreifer Alessandro Michieletto sagte später: "Die Deutschen waren stark, gerade im Aufschlag, und wir müssen uns in der Annahme steigern." 13 Asse, die Michieletto und seinen Kollegen insgesamt um die Ohren flogen, untermauerten seine These.

Diese abschließende Partie hatte keine entscheidenden Auswirkung mehr auf die Gruppenphase: Nach drei Erfolgen gegen Estland, die Schweiz (jeweils 3:0) und Belgien (3:2) sowie ihrer ersten Niederlage im Turnier gegen Serbien (1:3) am Dienstag standen die Deutschen bereits als Dritter fest, der Einzug ins EM-Achtelfinale war ihnen nicht mehr zu nehmen. Und doch zeigte sich: Die Mannschaft von Bundestrainer Michael Winiarski besticht bei diesem Turnier durch eine Kadertiefe, die ihr auch in der K.-o.-Phase noch einiges ermöglichen kann.

Winiarski hatte gegen Italien seine wichtigste Achse geschont, Zuspieler Lukas Kampa, 36, und Hauptangreifer Georg Grozer, 38, erhielten nach ihren vielen Einsätzen eine wohltuende Pause. Die Erfahrung von mehr als 400 Länderspielen ging den Deutschen dadurch zwar verloren, aber Johannes Tille, 26, der für Kampa das Spiel lenkte, und Erik Röhrs, 22, der Grozer ersetzte, fügten sich wunderbar ins Team ein. Tille beflügelte das deutsche Spiel auch mit seinem gefürchteten Sprungaufschlag, Röhrs war mit 16 Punkten am Schluss zweitbester deutscher Scorer.

"Volle Attacke auf Holland", sagt Libero Julian Zenger

Außerdem hatte Winiarski in Moritz Karlitzek einen Außenangreifer auf dem Feld, der selbst von den derzeit weltbesten Volleyballern nicht zu stoppen war - wie seine 26 erzielten Punkte bewiesen (Michieletto war mit 21 Zählern Italiens bester Mann). Am Ende erzielten die Deutschen sogar sieben Punkte mehr als Italien - alle Sätze statistisch zusammengerechnet. Kaufen können sie sich davon nichts, auch in der für die Olympiaqualifikation relevanten Weltrangliste können sie nur durch Siege gegen vor ihnen platzierte Mannschaften vorankommen. Trotzdem: "Es war wichtig, dass wir mit Energie aufs Feld gegangen sind und so ein Spiel gemacht haben", sagte Libero Julian Zenger. Gerade mit Blick auf das anstehende Achtelfinale habe dies "unserer Mannschaft noch mal einen großen Push gegeben".

Am Samstag (21 Uhr) trifft der Weltranglistenfünfzehnte Deutschland in Bari in seinem ersten K.-o.-Spiel bei dieser EM auf den Weltranglistenzehnten Niederlande, einen Gegner, dem das deutsche Team im Sommer in der Nations League unterlag, den es kürzlich in EM-Testspielen aber auch schon bezwungen hat. "Volle Attacke auf Holland", so lautete am Mittwochabend die breitschultrige Devise von Libero Zenger. Warum auch sollten sie ihre Marschroute ändern, die selbst gegen den Turnierfavoriten Italien fast zum Erfolg geführt hatte?

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