Volleyball:Doppeltes Wiedersehen

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Ausgebildet in Vilsbiburg, aktiv in Schwerin und in der Nationalmannschaft: Anna Pogany kommt mal wieder zu Besuch. (Foto: Mohwinkel/Beautiful Sports/Imago)

Wenn Vilsbiburgs Volleyballerinnen wie an diesem Mittwoch im DVV-Pokal Topteams empfangen, begrüßen sie dabei fast immer ehemalige Spielerinnen - auf der anderen Netzseite.

Von Katrin Freiburghaus

Oft hängen Vereinsnamen im Profibetrieb mit Hauptsponsoren zusammen und wechseln entsprechend häufig. Doch selbst in auf Dauer angelegten Partnerschaften sagen sie meist wenig über den Charakter ihrer Träger aus. Bei den Bundesliga-Volleyballerinnen der Roten Raben Vilsbiburg liegt der Fall anders. Dort wird in der Öffentlichkeitsarbeit seit jeher fleißig geflogen und geflattert, im Zusammenhang mit der Nachwuchsarbeit ist zudem seit Jahrzehnten vom Rabennest die Rede. Das klingt niedlich, trifft inhaltlich aber tatsächlich in hohem Maße zu - mit aller Konsequenz. Denn auch Menschen ohne Leidenschaft für Ornithologie wissen: Küken werden in ihren Nestern selten alt.

Für Vilsbiburg ist das Fluch und Segen zugleich. Einerseits ist der niederbayerische Klub als ein Standort etabliert, der jungen, hoch veranlagten Spielerinnen Entfaltungsmöglichkeiten bietet, so wie es aktuell Libera Patricia Nestler erfährt, die von Schwerins Ersatzbank in die Vilsbiburger Stammformation wechselte. Andererseits kehren Spielerinnen, die über Vilsbiburg in den Profibetrieb fanden, relativ zuverlässig auf der anderen Netzseite als Gegnerinnen zurück.

Das Doppelduell in Liga und Pokal mit Nestlers Ex-Klub, dem national noch unbezwungenen Bundesliga-Tabellenführer Schwerin, macht das dieser Tage überdeutlich. In der Abwehr der Norddeutschen führt Anna Pogany Regie, gemeinsam mit Lena Stigrot einst ausgebildet im Vilsbiburger Vereinsinternat. Inzwischen sind beide Stammgast in Nationalteam, Europapokal und auf nationalen Podien. "Lena und ich denken oft an unsere Zeit hier zurück, und ich würde das rückblickend immer wieder so machen", sagt Pogany, die beim bislang letzten Pokalsieg der Raben 2014 noch als Nachwuchstalent für Vilsbiburg auf dem Feld stand.

"Dass wir hier als junge Spielerinnen in die erste Liga eingebaut wurden", hält Pogany für entscheidend.

Obwohl Vilsbiburg im Bundesligaduell am vergangenen Samstag beim 0:3 (22:25, 16:25, 14:25) vor allem in den beiden letzten Sätzen sportlich weit von Schwerin entfernt war, sieht Pogany strukturell Parallelen zwischen beiden Vereinen. Nachwuchsathletinnen nicht nur unter sich trainieren zu lassen, wie es die VCO-Nachwuchsprojekte vorsehen, sondern sie unter Realbedingungen mit etablierten Spielerinnen zu entwickeln, hält sie persönlich für "das bessere Modell". Für ihren Weg sei entscheidend gewesen, "dass wir hier als junge Spielerinnen in die erste Liga eingebaut wurden, weil der Verein das genau so angestrebt hat", sagt Pogany und fügt hinzu: "Das ist nicht einfach, weil man in dem Alter Zeit braucht, das ist eine Investition." Nicht nur in Kluberfolge, wie die 29-Jährige betont, "sondern auch in die Qualität des deutschen Volleyballs".

So gerne Vilsbiburgs Geschäftsführer André Wehnert das hören wird, und so gerne er die Namen ehemaliger Spielerinnen in den Kaderlisten deutscher Topklubs und des Nationalteams liest, so viel lieber würde er sie künftig etwas länger auf dem Trikot der Raben sehen. Das jedoch hänge unmittelbar "von den Möglichkeiten ab, die man als Verein hat". Vilsbiburg stehe derzeit "immer vor der Herausforderung, dass wir Spielerinnen haben, die Aufsehen erregen - und dann anderswo Europapokal angeboten bekommen". Während Pogany aktuell ihre sechste Saison in Schwerin spielt, "weil ich nie die Notwendigkeit gesehen habe, woanders hinzugehen, um mich weiterzuentwickeln", wird es in Vilsbiburg noch dauern, bis der Klub Spielerinnen wieder ähnliche Perspektiven wie zu Zeiten der beiden Meistertitel 2008 und 2010 bieten kann.

Pogany unterstreicht im direkten Vergleich das hohe Level, auf dem sich ihr aktueller Verein im nationalen Vergleich befinde, sagt aber auch: "Vilsbiburg hat dafür mit dem Internat und der zweiten Mannschaft gute Voraussetzungen." Im Libera-Duell der letztjährigen Kolleginnen Nestler und Pogany geht es am Mittwoch (19 Uhr) in Vilsbiburg aber zunächst um ein sehr unmittelbares Ziel: den Einzug ins Pokal-Halbfinale. Für Schwerin wäre alles andere eine herbe Enttäuschung, doch auch Nestler ist nach vier Tagen intensiver Analyse zuversichtlich, "dass wir es Schwerin diesmal zumindest deutlich schwerer machen werden".

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