Volleyball:An der Schwelle zu den besten vier

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Erhobenen Hauptes: Herrschings Volleyballer sind im Viertelfinale um die deutsche Meisterschaft ausgeschieden, doch über Rang fünf in der Liga und das Erreichen des Pokalfinales können sie sich durchaus freuen. (Foto: Andreas Hannig/Lobeca/Imago)

Die Herrschinger Volleyballer scheitern zwar im Playoff-Viertelfinale an Europapokal-Finalist Lüneburg, doch die Saison kann durchaus als Erfolg verbucht werden.

Von Katrin Freiburghaus

Als die WWK Volleys Herrsching am Samstagabend in Lüneburg auch ihr zweites Viertelfinalspiel der Best-of-three-Serie 1:3 (26:28, 29:27, 21:25, 11:25) verloren und damit aus den Playoffs ausschieden, weilte Max Hauser nicht im Land. Der langjährige Trainer der Volleyballer und jetzige Geschäftsführer war unterwegs, um Spieler zu beobachten - ein Fakt, der bei der Analyse der aus Herrschinger Sicht beendeten Saison durchaus Beachtung verdient. Denn obwohl auch in diesem Jahr ein glattes Viertelfinal-Aus in der Statistik steht, scheint die Umverteilung der Rollen bei den Oberbayern nach zwei Jahren vollzogen zu sein - mit den ersten spürbaren Effekten. "Nach einem Spiel, das man unbedingt gewinnen wollte, ist die Euphorie gedämpft", sagte Trainer Thomas Ranner zwar, fügte aber hinzu: "Wenn ich ganz rational herangehe, war das eine Topsaison."

Zum einen wird der fünfte Platz wohl für die Teilnahme am internationalen Wettbewerb, einem erklärten Ziel der Oberbayern, reichen. Zum anderen gelang erstmals die seit Jahren herbeigesehnte Finalteilnahme in einem nationalen Wettbewerb. Auch wenn das Pokalfinale gegen Meister Berlin klar verloren ging, verfehlte allein die Qualifikation ihre Wirkung nicht. "Das war ein Schritt in die richtige Richtung, der auch bei den Sponsoren Begeisterung ausgelöst hat", sagte Hauser, "und ich hoffe, dass wir den Etat für nächstes Jahr erhöhen können." Die kommenden Monate stünden im Zeichen der Sponsorenakquise, "und dabei hilft einfach Erfolg".

Nachdem "letzte Saison alles, alles neu" gewesen ist, wie Hauser sagte, "haben wir in diesem Jahr in allem ein bisschen Ruhe reinbekommen und können so hoffentlich weiterarbeiten". Auch Ranner habe in seinem zweiten Jahr "ein bisschen weniger Mühe" gehabt und sei effektiver geworden, weil er sich in den Strukturen besser zurechtfinde. Rein sportlich schlug sich das in einer sehr starken Hinrunde nieder, in der Herrsching nicht nur die schwächeren Teams konsequent auf Distanz hielt, sondern auch nach oben Wirkungstreffer landete.

Tabellarisch weist das Ergebnis Herrsching als Fünften der Liga aus - und damit als eines jener Teams, die berechtigte Ansprüche auf den Sprung ins Halbfinale stellen. Die Viertelfinal-Serie gegen den Europapokal-Finalisten Lüneburg zeigte aber auch, was zur Umsetzung dieses Anspruchs noch fehlt. Vor allem in den Elementen Aufschlag und Annahme erwies sich der Tabellenvierte auch im zweiten Duell als klar stärker. Herrsching hielt dagegen, lief aber zu oft - in Satz zwei sogar erfolgreich - Rückständen hinterher, was zusätzlich Kraft kostete. "Wir haben es zu häufig nicht geschafft, gut in den ersten Teil des Satzes zu starten, um diese Situation zu verhindern", sagte Ranner über das Spiel in Lüneburg. Im Grunde ließ sich diese Aussage auf viele Spiele der Rückrunde gegen Topteams übertragen, die knapp verloren gingen. "Das Ärgerliche daran war, dass wir immer die Chance hatten, zu gewinnen, es aber jedes Mal ganz knapp nicht geschafft haben. Das hat schon an uns genagt", befand Zuspieler Eric Burggräf.

In letzter Konsequenz habe das "schon mit Qualität zu tun, aber auch ein bisschen mit Erfahrung", meinte Ranner. An beidem gelte es anzusetzen. Diagonalangreifer Filip John hat seinen Vertrag bereits verlängert, und auch sonst kündigte Hauser nur geringe Veränderungen an. "Ein bisschen stärker und ein bisschen älter und erfahrener" solle das Team werden. Ein erster Schritt dorthin könnte Konstanz auf den Schlüsselpositionen sein, die Trainer und Geschäftsführer in Aussicht stellten, ohne jedoch konkret zu werden. Zuspieler Burggräf immerhin wäre dafür nach seiner ersten Bundesliga-Saison als Stammspieler in jedem Fall zu begeistern: "Schon allein, weil mir Herrsching die Chance als erster Zuspieler gegeben hat." Nach Jahren mit hoher personeller Fluktuation besteht für die Mannschaft damit womöglich die Aussicht, auch sportlich zu jener neuen Konstanz finden, die hinter den Kulissen bereits eingekehrt zu sein scheint - die in Partien gegen die ganz Großen aber mitunter noch fehlte.

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