Vierschanzentournee:Alle mühen sich vergeblich an Kobayashi ab

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Schnee und Nebel ins Bischofshofen, aber kein zu starker Wind: Ryoyu Kobayashi segelt zum Sieg im dritten Springen. (Foto: Lisi Niesner/Reuters)

Beim dritten Springen in Bischofshofen meistert der Tournee-Gesamtführende die schwierigen Bedingungen trotz eines Wacklers am besten. Im Finale hat er nun die Chance auf eine Premiere.

Von Volker Kreisl, Bischofshofen

Der Chef hatte das Zeichen gegeben und die Karawane brach so schnell wie möglich auf. Nachdem Renndirektor Sandro Pertile am Dienstagnachmittag um 15 Uhr endlich vor dem immer gefährlicheren Innsbrucker Wind kapitulierte, hielt die Skispringer nichts mehr. Die meisten setzten sich in die Busse und wechselten flugs hinüber nach Bischofshofen, wo es zwar nass, zugig, und neblig war, aber man konnte dort Skispringen. Im oberen Teil der Schanze hing eine Wolke, aber das machte nichts, die Springer hatten ausreichende Sicht auf ihre Flugbahn.

Die Vierschanzentournee stutzt man nicht so einfach zusammen, weshalb die Springer nach der Überfahrt aus Tirol ins Salzburger Land ein ambitioniertes Programm vor sich hatten. Zwei Springen binnen zwei Tagen standen ihnen bevor, ein nachgeholtes Bergiselspringen und ein originales Bischofshofener. In diese zwei Tage wurden also reichliche Sprünge gepackt, was auch die Hoffnung auf eine neu belebte Spannung um den Gesamtsieg weckte. Doch am Ende blieb es wie bisher: Eine Gruppe von drei bis vier Springern mühte sich vergeblich, am Ende lauschte wie schon in den zehn Tagen zuvor, derselbe Spitzenmann zur selben Nationalhymne: Ryoyu Kobayashi, Japan.

Geübt im Feiern bei dieser Vierschanzentournee: Ryoyu Kobayashi. (Foto: Lisi Niesner/Reuters)

17,9 Punkte liegt er nun vor dem Zweitplatzierten, dem 23 Jahre jungen Norweger Marius Lindvik. Der war Kobayashi immerhin nahegekommen, im ersten Durchgang hatte er ihn kurz hinter sich gelassen. Kurz nur hatte der Japaner geschwächelt, war nur Zweiter hinter Lindvik geworden, hatte sich dann aber wieder gesammelt und im Finale eine Weite hingelegt, an der auch der Norweger scheiterte. Dritter wurde Lindviks Landsmann Halvor Egner Granerud, vor den Deutschen Markus Eisenbichler und Karl Geiger, die zwar keine Chance auf den Gesamtsieg mehr haben, sich aber über eine leicht verbesserte Form freuten.

Kobayashi hat die Chance auf den zweiten Skisprung-Grand-Slam

In der Frage des Gesamtsieges aber ist wohl nur noch offen, ob Kobayashi diese 70. Tournee mit drei oder vier Siegen gewinnt. Ob er ähnlich wie an diesem Mittwoch schwächelt und im letzten Springen einen seiner Verfolger vorbeiziehen lässt, oder ob er in eine weitere Dimension des Siegens vorstößt. 16 Jahre dauerte es, ehe der Pole Kamil Stoch Sven Hannawalds Vierfachsieg von 2002 wiederholte. Gleich danach im Januar 2019 legte Ryoyu Kobayashi nach, und nun steht er kurz davor, als Erster zwei dieser Skisprung-Grand-Slams zu vollenden.

Die Umstände dazu dürften es eher leichter machen. Bei dieser Tournee war so gut wie alles dabei, was Meteorologen im Winter am Wetterkapriolen vorhersagen können. Nach einem Wärmeeinbruch in Garmisch und dem Föhnsturm in Innsbruck, ging beim ersten Springen in Bischofshofen ein Schneeregen nieder, der den Akteuren zunehmend Schwierigkeiten bereitete. Die Anlaufspur wurde immer langsamer, noch problematischer wurde jedoch der Landebereich.

Der Regen war längst in Schnee übergegangen, immer wieder glätteten Vorspringer die Spur, die Hauptspringer aber landeten trotzdem teils fast in einer Tiefschneepiste. Das bremst abrupt das Gesamtsystem, beim jungen Slowenen Lovro Kos, zu diesem Zeitpunkt noch Gesamt-Dritter, führte dies zum Sturz. Seine letzten Sieg-Hoffnungen waren mitgestürzt, wichtiger war aber, dass dieser sich dank guter Technik rechtzeitig zur Seite gedreht und nicht verletzt hatte.

Für den Donnerstag sind sinkende Temperaturen angesagt. Der Schnee soll trockener werden, bessere Sicht und sicheres Landen bedeutet das für alle Springer, insbesondere auch für den Favoriten Ryoyu Kobayashi.

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