VfL Wolfsburg gegen VfL Bochum:Die nüchterne Erkenntnis: Es ist noch nicht vorbei

Lesezeit: 2 Min.

"Das ist nicht der schöne Fußball, nicht die feine Klinge": Wolfsburgs Kapitän Maximilian Arnold (rechts) im Duell mit dem Bochumer Kevin Stöger. (Foto: RHR-Foto/Imago)

Wolfsburg gelingt mit dem ersten Heimsieg seit fünf Monaten ein kleiner Befreiungsschlag, Bochum bemüht die Arithmetik des Abstiegskampfs.

Von Ulrich Hartmann

Aus dem Zen-Buddhismus stammt die folgende stoische Erkenntnis: Alles ist so, wie es ist. Man kann etwas verändern - aber auch danach ist dann alles wieder so, wie es ist.

Über den Fußballer Maximilian Arnold ist nicht bekannt, ob seine Weltanschauung buddhistisch inspiriert ist, aber nach einem eigentlich bedeutsamen 1:0-Sieg gegen den VfL Bochum, der seinem VfL Wolfsburg drei wertvolle Punkte im Abstiegskampf bescherte, sagte Arnold auffallend stoisch und fast ein bisschen zu nüchtern: "Es ist nach wie vor so, wie es ist."

Bei den Bochumern, seit acht Spielen sieglos und in deutlich größerer Abstiegsgefahr, sagte der Trainer Heiko Butscher: "Noch haben wir vier Spiele - und vier Spiele sind vier Spiele." Man lernt aus solchen Sätzen: Im Fußball ist das Gegenteil von erfolgsbedingtem Enthusiasmus ein ans Buddhistische grenzender Stoizismus.

Beide Klubs, Wolfsburg wie Bochum, hatten in den vergangenen Wochen versucht, frischen Wind in ihre Kader zu bekommen, allerdings zeigten die zu diesem Zweck veranlassten Trainerwechsel nur bedingten Erfolg. Wolfsburgs Ralph Hasenhüttl verlor zwei seiner ersten vier Spiele, und Bochums Heiko Butscher holte nur einen Punkt aus den ersten beiden. Den wahren frischen Wind, Vorname Jonas, hatten am Samstag die Wolfsburger in ihrer Mannschaft. Der 25 Jahre alte Däne erzielte in der 43. Minute nicht nur das goldene Tor zum 1:0-Sieg, sondern erwirkte fünf Monate nach seinem zuvor letzten Bundesliga-Treffer damit auch den ersten Wolfsburger Heimsieg seit eben jenen fünf Monaten - seit dem 25. November, als er mit einem Treffer und einer Vorlage ein 2:1 gegen Leipzig herausgeschossen hatte.

Abstiegskampf, "das ist auch eine Frage der Nerven", sagt Bochums Stürmer Philipp Hofmann

Der pragmatische Arnold zeigte sich nach dem Sieg gegen Bochum nun mitnichten euphorisch, wie man vielleicht hätte vermuten können, vielmehr beklagte er jenen Geisteszustand, in dem man als Fußballer nahe der Abstiegszone geradezu unweigerlich einen ängstlichen und nüchternen Ball spielt. "Das Fußballspielen macht dort, wo wir gerade stehen, keinen Spaß", sagte er - fand für diese triste These aber Verständnis beim Trainer Hasenhüttl, der seinerseits in der Pressekonferenz erklärte: "Das ist nicht der schöne Fußball, nicht die feine Klinge."

Nicht der schöne Fußball und nicht die feine Klinge gehören beim VfL Bochum gewissermaßen zur DNA. Auch Serien mit sieglosen Spielen gehören hier zum fußballerischen Erbe. Trotzdem hat sich der Vorstand vor zwei Wochen dazu hinreißen lassen zu glauben, die Trennung vom Trainer Thomas Letsch verbessere die Chancen auf den Klassenerhalt. Das droht sich als Fehleinschätzung zu erweisen. Auf die fragwürdige Entscheidung, Letsch zu suspendieren, folgte die noch fragwürdigere, den eigenen A-Jugend-Trainer Butscher zum Cheftrainer zu befördern. Einen "neuen Impuls" hatten sie sich erhofft, doch dieser Trainerwechsel war kein Impulsgeber, sondern bloß Panik. Die verunsicherte Mannschaft jedenfalls wirkt durch den Trainerwechsel mitnichten impulsiver. "Das ist auch eine Frage der Nerven", sagt der Stürmer Philipp Hofmann über Bochums mangelnde Effektivität. Dem VfL bleiben nur noch vier Spiele - aber vier Spiele sind vier Spiele.

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