VfL Bochum:Jubel anne Castroper

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Auf der Castroper Straße feierten am Sonntag die Fans des VfL Bochum den Aufstieg ihres Vereins in die Bundesliga. (Foto: RHR-Foto/Dennis Ewert via www.imago-images.de/imago images/RHR-Foto)

Der VfL Bochum schafft nach elf Jahren die Rückkehr in die Bundesliga. Nach Abpfiff wird es rund um das Ruhrstadion laut - in der kommenden Saison soll das auch im Inneren endlich wieder der Fall sein.

Von Ulrich Hartmann, Bochum

Anne Castroper ist eine Bochumer Legende. Dieser Name steht auf Plakaten, Büchern und T-Shirts. Anne ist jedoch keine Frau, sondern eine Präposition im Ruhrgebiets-Dialekt. Der VfL Bochum spielt "anne Castroper", zu deutsch: an der Castroper Straße.

Die Castroper ist eine Zufahrtsstraße zum Bochumer Zentrum. Sie führt von Osten in die Stadt hinein und begegnet unterwegs einer der wichtigsten Kulturstätten der 370 000-Einwohnerstadt: dem Ruhrstadion. Am Sonntag hat die örtliche Polizei dringend davor gewarnt, sich dem Ruhrstadion auch nur zu nähern. Für Fans des Fußballklubs VfL Bochum war das ungefähr so, als würden Barsche und Hechte gebeten, sich dem Wasser der Ruhr fernzuhalten.

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Der VfL Bochum ist am Sonntag in die Bundesliga aufgestiegen. Der 3:1 (1:0)-Sieg gegen den SV Sandhausen sicherte den Bochumern am finalen Spieltag den Meistertitel in der zweiten Bundesliga. Bochumer Kinder, die gerade im Grundschulalter sind, haben den VfL noch nie in der Bundesliga erlebt. Der letzte Abstieg ist elf Jahre her. Nun hat Bochum endlich die Rückkehr in die Bundesliga geschafft, aber die Fans durften das nicht im Stadion miterleben. Wegen Corona mussten sie am Sonntag alles daheim am Fernseher anschauen.

Sie mussten dort auch anschauen, wie die Bochumer Spieler ihrem Trainer Thomas Reis kurz nach dem Abpfiff das örtliche Pils aus der Bochumer Brauerei Fiege über den Kopf gossen und wie ihr Kapitän Anthony Losilla kurz darauf die Zweitliga-Meisterschale überreicht bekam. Dabei dröhnte natürlich das Lied "Bochum" von Herbert Grönemeyer aus den Lautsprechern.

Zum vierten Mal in Folge kommt nach Fortuna Düsseldorf (2018), dem 1. FC Köln (2019) und Arminia Bielefeld (2020) der Zweitliga-Meister aus Nordrhein-Westfalen. Für Bochum ist es der siebte Bundesliga-Aufstieg insgesamt. Die kommende Saison wird in der Geschichte des VfL die 35. Bundesliga-Saison.

Der Franzose Losilla, 35, nach zwei Jahren bei Dynamo Dresden nun seit 2014 beim VfL Bochum, hat mittlerweile 288 Zweitliga-Spiele auf dem Buckel und hatte vor dieser Saison offenbar schon nicht mehr so richtig damit gerechnet, es jemals in die Bundesliga zu schaffen. "Unglaublich!", schrie er am Sonntagabend ins Sky-Mikrofon. "Über allem stand bei uns immer der Teamspirit", schrie sein Nebenmann Robert Zulj. "Thomas Reis ist eine harte Kante und musste ab und zu auch mal durchgreifen", schrie der Stürmer Simon Zoller sein Lob an den Trainer.

Pantovic erzielte das so wichtige 1:0

Reis hatte irgendwie schon die ganze Saison über ein glückliches Händchen. Diesmal wieder: Am Sonntag entschied er sich nämlich auf dem rechten Flügel für Milos Pantovic statt wie zuletzt für Tarsis Bonga. Pantovic, 24, ist in München geboren, spielte von 2007 bis 2018 in der Jugend und in der zweiten Mannschaft des FC Bayern. Seit 2018 spielt er beim VfL Bochum, wo ihm der große Durchbruch bislang verwehrt geblieben ist. Am Sonntag aber erzielte er eines der wichtigsten Tore in der jüngeren Bochumer Historie. In der 29. Minute rückte er parallel zu einem Konter auf der rechten Seite auf, erwartete vor dem Sandhäuser Tor eine Flanke von Zoller und drückte den hereinfliegenden Ball stirnlings ins Tor. Es war im 68. Pflichtspiel für den VfL erst sein fünftes Tor.

Nachdem Kevin Behrens für die Sandhäuser zwischenzeitlich zum 1:1 ausgeglichen hatte (60.), machten Anthony Losilla (78.) und Robert Zulj (87.) mit ihren Treffern zum 2:1 und 3:1 alles klar. Um 17.25 Uhr wurde anne Castroper abgepfiffen, und dann waren sie von draußen zu hören, all jene, die sich trotz polizeilicher Absperrungen nicht davon hatten abhalten lassen, in diesem Moment im Umfeld des Stadions zu sein. Ganz nah an der Energiequelle. An jenem mystischen Ort, von dem aus in der kommenden Saison wieder eine ganz besondere Anziehungskraft ausgehen soll. Dem sich die Fans dann vermutlich auch wieder nähern dürfen. Und das ist auch der einzig angemessene Trost dafür, dass sie diese fabelhafte Aufstiegssaison nicht haben mitmachen dürfen.

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