VfB Stuttgart gegen Hannover:Verlängerung in der Missratenen

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Stuttgarts Christian Gentner liegt am Boden - doch noch kann der VfB hoffen, den direkten Klassenerhalt zu schaffen. (Foto: dpa)

Die verkorkste Saison für den VfB Stuttgart ist nicht vorbei: Beim 0:0 gegen Hannover zeigt sich Huub Stevens Mannschaft stabil. Doch mit etwas Pech landen die Schwaben noch auf dem Relegationsplatz. Oder noch weiter unten.

Von Carsten Eberts, Hannover

Das 0:0 ist erst wenige Minuten vorbei, da bildet sich im Keller der Hannoveraner Arena eine Traube um Fredi Bobic, den Stuttgarter Sportdirektor. Bobic spricht laut, jeder kann ihn hören. Und auch was er sagt, hat eine gewisse Lautstärke.

Der eine Punkt sei zu wenig, sagt Bobic. Seine Mannschaft habe an diesem Freitagabend Fußball spielen wollen, Hannover überhaupt nicht, so sein Urteil. Und dann dieser Elfmeter, der dem VfB untersagt wurde, nach dem Foul von Marcelo an Daniel Didavi. "Ein Tausendprozentiger", so Bobic, noch ein wenig lauter als zuvor. "Ein Wahnsinn", dass der nicht gepfiffen worden sei.

Das Selbstvertrauen ist noch da. "Jetzt schlagen wir Wolfsburg", erklärt Bobic, "dann sind wir durch." Er kann nicht verstehen, dass seine Mannschaft nicht schon in Hannover den Klassenerhalt nahezu perfekt gemacht hat. Er will auch nicht.

32 Spieltage ist die Saison nun alt, die jeder beim VfB als ziemlich missraten bezeichnen würde. Nicht immer hat Bobic nachvollziehen können, weshalb es so schlecht lief. Zwei Spiele noch, gegen Wolfsburg und den FC Bayern, dann ist diese Spielzeit, die zwei Trainerwechsel brachte, endlich vorüber. Geht alles gut, endet sie in der Bundesliga. Mit etwas Pech auf dem Relegationsplatz. Oder noch weiter unten.

Die Stuttgarter haben jedoch Grund zum Optimismus, auch wenn sich nicht alle so vehement vom Unrecht verfolgt fühlten wie Bobic nach dem 0:0 der trostlosen Sorte vom Freitagabend. Seit Huub Stevens das Traineramt übernommen hat, ist erkennbar eine neue Stabilität eingezogen. Zwar war vorher nicht alles so schlecht wie die Ergebnisse. Doch das Stuttgarter Spiel, so war es auch in Hannover ersichtlich, hat wieder eine Statik, eine Grundordnung.

Sven Ulreich, der Torwart, kann stets genau verfolgen, was seine Teamkollegen treiben. Er hat geduscht, als er in Hannover vor die Mikrofone tritt, das Haar ist frisiert, die Gelwelle zeigt leicht nach links. Die Abwehr arbeite besser, miteinander und gegen den Ball, erzählt Ulreich nach dem erst dritten Zunullspiel in diesem Jahr. "Das ist der Verdienst vom Trainer", sagt sein Torwart.

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:Feuerwerk - aber nicht auf dem Platz

Hannover und Stuttgart starteten mit großen Ambitionen in die Saison, nun konnten sie den Klassenerhalt noch immer nicht sichern: Beim Duell in Hannover ist Stuttgart überlegen, doch ein Treffer gelingt auch den Schwaben nicht. Statt Toren bejubeln die Fans Böllerschüsse.

Von Carsten Eberts, Hannover

Stevens hat aus dem VfB eine Stevens-Mannschaft gemacht. Er ist ein Defensivfanatiker, der die Absicherung stets jedem schwer auszurechnenden Offensivwirbel vorzieht. Das hat er mit neuem Personal geschafft, etwa Carlos Gruezo, einem unwahrscheinlich umsichtigen jungen Mann auf der Sechs, gerade 19 Jahre alt. Er hat jedoch auch dem bisherigen Stammpersonal erklärt, wie es arbeiten soll. "Wir stehen viel besser, seit Stevens da ist", lobt auch Didavi, ein anderer Gewinner unter Stevens.

32 Punkte hat der VfB gesammelt, das kann genügen. Muss aber nicht. Gewinnt der Hamburger SV am Sonntag gegen Augsburg, könnte der Vorsprung auf den Relegationsplatz auf zwei Punkte zusammenschmelzen. Das hat auch damit zu tun, dass die Stuttgarter Stürmer am Freitagabend ebenfalls kaum in aussichtsreiche Positionen kamen. Und das hat wiederum damit zu tun, dass der VfB nun eine Stevens-Mannschaft ist.

Lobenswerte Torchancen hatte sich auch der VfB nicht erarbeiten können, obwohl Hannover mit zunehmender Spieldauer immer lethargischer, unsicherer agierte. Der Abseitstreffer von Traoré, weil von Cacau in der verbotenen Zone abgefälscht, war die beste Möglichkeit. Stevens hat die alte Stürmerhierarchie zerschlagen und seine prominentesten Offensivspieler erneut draußen gelassen - Vedad Ibisevic, Timo Werner, Mo Abdellaoue - oder brachte sie erst spät ins Spiel. Letztes Risiko sieht anders aus, Stevens war der eine Punkt wichtiger.

"Beide Mannschaften haben nicht viel riskiert", sagte auch Didavi. Dass Martin Harnik nun mit einer Schulterverletzung ins Krankenhaus gebracht wurde und wohl länger ausfällt, macht die Aufgabe, in den letzten beiden Spielen ein Tor zu erzielen und die Liga endgültig zu sichern, nicht leichter.

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