VfB-Profi Timo Werner:Es liegt an den Schuhen von Lionel Messi

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Spielt in Schuhen von Messi: VfB-Stürmer Timo Werner (Foto: Bongarts/Getty Images)

Timo Werner ist einer der begabtesten deutschen Nachwuchsspieler. Daran hat der weltbeste Fußballer Messi Anteil - und ein Psychologe.

Von Matthias Schmid

Es ist jetzt nicht so, dass Timo Werner plötzlich seine Fußballschuhe selbst putzen würde. So verschossen ist er dann doch nicht in sie. Das erledigt weiter der Zeugwart des VfB Stuttgart mit größter Sorgfalt. Der Stürmer des Bundesligisten streichelt nun allerdings häufiger über das sogenannte "messi-TOUCH-X-Ray-Obermaterial", wie die Werbebroschüre des Ausrüsters die Schuhbeschaffenheit beschreibt. Werner ist einer von weltweit nur zehn Jung-Profis, die in den Genuss kommen, das gleiche Schuhwerk wie Weltfußballer Lionel Messi überziehen zu dürfen. Werner ist der einzige Deutsche. "Es ist mir eine Ehre, die gleichen Schuhe wie der beste Spieler der Welt zu tragen", sagt er. Ganz frei von Ironie.

Die Gefahr, dass sich Werner mit Schuhen von Messi plötzlich auch wie der Messi vom Neckar fühlen könnte, abhebt, seltsame Dinge gut, besteht nicht. Nicht mehr. Der 19-Jährige scheint seine Lektion gelernt zu haben oder anders ausgedrückt: Timo Werner ist erwachsen geworden. "Ich habe zurzeit richtig Spaß", sagt der hochbegabte Spieler vor dem Auswärtsspiel an diesem Samstag beim Tabellenführer FC Bayern (15.30 Uhr im SZ-Liveticker).

Das liegt natürlich auch an den drei Toren und zwei Vorlagen in den vergangenen fünf Spielen, mit denen er dafür sorgte, dass sein Klub die Abstiegsplätze wieder verlassen konnte. Zuletzt beim Heimsieg gegen Darmstadt 98 beendete er in der Nachspielzeit die Partie mit dem 2:0. Dass aus dem 19-Jährigen mit den vielen Flausen im Kopf aber noch kein Musterprofi geworden ist, war hinterher trotzdem zu beobachten. Er blickte kurz hinüber zu seinem Trainer, so, als müsste er sich kurz vergewissern, ob die Luft wirklich rein ist für den nächsten Streich.

Als er sah, dass Alexander Zorniger lächelte, verteilte er wieder die Kusshändchen, mit denen er ein paar Wochen zuvor bundesweit die Gazetten gefüllt und es so zu einer gewissen Berühmtheit gebracht hatte. Auch, weil er seinen Trainer erzürnte, indem er vor lauter Freude über ein Ausgleichstor anschließend die Gelegenheit zum Siegtreffer vergab. "Heute darf er so viele Küsschen verteilen, wie er will", bekannte Zorniger milde. Er erlebt ja jeden Tag auf dem Trainingsplatz, wie sich aus dem Jungen ein Mann entwickelt. Und die Öffentlichkeit schaut dabei zu.

Das sei nicht immer einfach, gibt Werner zu. Mit 17 Jahren debütierte er in der Bundesliga, an seinem 18. Geburtstag unterschrieb er seinen ersten Profivertrag. Viele Experten halten ihn für einen kommenden A-Nationalspieler. Diese Erwartungen muss ein junger Spieler erst einmal verarbeiten. Auch deshalb hatte Zorniger ihn am vierten Spieltag mit einem lauten Knall ("Ich bin nicht sein Kindermädchen") aus dem Kader verbannt. Werner sollte sich wieder auf seine Stärken besinnen, wieder kicken wie ein 19-Jähriger, wie Zorniger es ausdrückte, "und nicht wie ein 24-Jähriger, der alle Last der Fußballwelt auf seinen Schultern trägt".

Werner besorgte sich Hilfe, vom Stuttgarter Mannschafts-Psychologen Philipp Laux. Dem ehemaligen Bundesliga-Torwart vertraut er, sie haben viel miteinander gesprochen, über Fußball und das Leben abseits des Rasens. "Ich habe gelernt, die Dinge eher positiv als negativ zu sehen", sagt Werner.

Er hat diesen Instinkt, den man nicht lernen kann

Neben seiner mentalen Reife gibt es aber auch sportliche Gründe, warum er in den vergangenen Wochen zu einer der Hauptfiguren des VfB erwachsen ist. Zorniger lobt sanft: "Seine Bilanz seit unserem Spiel bei Hertha BSC ist ja nicht so schlecht." Werner darf nach der Verletzung von Daniel Ginczek endlich auf seiner Lieblingsposition spielen, er rückt von außen ins Zentrum. "Dort habe ich meine größten Stärken", findet Werner, dem in der Junioren-Bundesliga mal 23 Tore in 24 Spielen gelungen waren.

Der U-21-Nationalspieler hat diesen Instinkt, den man nicht antrainieren kann, er steht im Strafraum meistens an der richtigen Stelle. Er verkörpert dabei nicht den typischen Wühler, er ist schnell, wendig, er kann auch mit Tempo aus dem Mittelfeld aufs Tor laufen und den Torwart mit einer einfachen Körpertäuschung umspielen und den Ball ins Tor schieben. Wie beim Siegtreffer gegen Darmstadt. Das erinnerte fast schon an einen Treffer von Lionel Messi.

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