Verletzungen in der NBA:Pause für die alten Herren

Lesezeit: 2 min

Der komprimierte Spielplan der Basketballliga NBA sorgt dafür, dass der Trend zur Ein-Spiel-Pause geht. Der Profit scheint wichtiger zu sein als die Gesundheit der Profis. Zahlreiche prominente Spieler gönnen sich eine Auszeit, was bisweilen skurrile Züge annimmt.

Jürgen Schmieder

Tim Duncan erlebte beim 93:76-Sieg der San Antonio Spurs gegen die Philadelphia 76ers einen kuriosen Abend. Er stand keine Sekunde auf dem Parkett, weil ihn sein Trainer Gregg Popovich beim dritten Spiel innerhalb von drei Tagen schonen wollte - und dennoch war auf dem Spielberichtsbogen hinter seinem Namen ein Foul vermerkt. Er hatte sich von der Ersatzbank aus vehement über die Schiedsrichter beschwert und eine technische Verwarnung bekommen.

Wenn er nicht gerade wegen seines Alters pausiert, dann gehört Tim Duncan zu den prägenden Spielern der NBA. (Foto: AFP)

Die kurze Auszeit für den 35 Jahre alten Power Forward steht exemplarisch für diese kurze NBA-Saison, der Trend in der nordamerikanischen Basketballliga geht zur Ein-Spiel-Pause. Im Vergleich zur vergangenen Saison stieg die Zahl der Absenzen für eine Partie um mehr als 60 Prozent, die verletzten oder geschonten Spieler gäben eine passable Auswahlmannschaft ab: Derrick Rose (Knie, Rücken), Dwyane Wade (Knöchel) Chris Paul (Kniesehne), Manu Ginobili (Rippe) und Carmelo Anthony (Leiste) fehlten jeweils eine Partie, auch Dirk Nowitzki (Knie) musste bereits kurz pausieren. Die Anzahl kurzer Verletzungen - jene, die innerhalb einer Woche auskuriert sind - stieg um fast 20 Prozent.

In der NBA werden derzeit weniger Statistiken wie Punkte, Vorlagen oder Rebounds diskutiert, als vielmehr die Einsatzwahrscheinlichkeit prominenter Spieler - es ist im amerikanischen Sport üblich, diese Werte exakt zu definieren: Out bedeutet, dass der Spieler definitiv ausfällt, doubtful beschreibt eine kleine Chance auf einen Einsatz. Unter questionable werden jene Akteure geführt, bei denen erst kurz vor Spielbeginn über einen Einsatz entschieden wird und die wohl weniger Spielzeit bekommen. Probable ist der Begriff dafür, dass der Akteur wohl auf dem Feld stehen wird. Nach einer Partie wird vermerkt, warum ein Akteur nicht gespielt hat. In dieser Saison stehen dort vermehrt kleinere Blessuren, mitunter ist einfach nur "REST" zu lesen: Der Spieler musste sich schlicht ausruhen.

Aufgrund der Aussperrung wurde die reguläre Saison zwar von 82 auf 66 Partien verkürzt. Jedoch wurde der Spielplan stark komprimiert - vorgeblich mit dem Ziel, den Fans möglichst viele Spiele zu präsentieren. Die Dallas Mavericks absolvieren ihre Saisonspiele innerhalb von 124 Tagen, dann beginnen die Playoffs. Doch natürlich geht es vor allem darum, Einnahmen zu generieren durch den Verkauf von Tickets und Fernsehrechten. Mehr Spiele bedeuten mehr Geld, das ist die einfache Rechnung der NBA-Verantwortlichen.

Deshalb gibt es nun innerhalb von zwei Wochen acht statt sieben Partien, Dirk Nowitzki hatte schon vor dem Start von "der turbulentesten Vorbereitung meines Lebens" und einer "mörderischen Saison" gesprochen. Hinzu kommt, dass es den Profis aufgrund der Aussperrung im Sommer monatelang verboten war, mit der medizinischen Abteilung der Vereine kommunizieren. Mehrere Akteure waren verletzt oder angeschlagen zum plötzlichen Start des Trainingslagers erschienen.

Die Vereine nehmen die Ein-Spiel-Verletzungen offenbar billigend in Kauf, der Profit scheint wichtiger als die Gesundheit der Spieler. Es funktioniert ja auch: Die Einschaltquoten sind im Vergleich zur vergangenen Saison sogar gestiegen und bewegen sich gar im Bereich der Michael-Jordan-Zeit, die Arenen sind ähnlich gut gefüllt, der Verkauf von Trikots und Merchandising-Artikeln bleibt auf äußerst hohem Niveau. Auch sportlich lässt sich so eine Ein-Spiel-Pause verkraften, ernst wird es für die prägenden Klubs ohnehin erst vom 28. April an, wenn die Ausscheidungsrunde beginnt.

Deshalb gönnen sich ältere Profis wie Nowitzki, Wade und Duncan aufgrund des engen Spielplans Auszeiten, wollen sie keine langfristige Verletzung vor den Playoffs riskieren - bisweilen werden sie deshalb verkohlt. Als Grund für Duncans Pause beim Spiel gegen Philadelphia wurde auf dem offiziellen Spielbericht der NBA keine Verletzung angegeben oder der Hinweis, dass es die Entscheidung des Trainers gewesen sei. Dort war vermerkt, dass er sich nicht einmal umgezogen habe, weil er einfach zu alt sei. Es waren nur drei Buchstaben zu lesen: "OLD".

© SZ.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Allstar-Game in der NBA
:Nowitzki fliegt mit den Riesen

Slam Dunks, Promis und mehr Spektakel als Sport: Beim NBA-Allstar-Game in Orlando treffen Sonntagnacht die besten Basketballer der Welt aufeinander. Eine Auswahl aus dem Westen fordert den Osten - und mittendrin: Dirk Nowitzki, dessen Teilnahme lange unsicher war. Zehn Dinge, die Sie über das Allstar-Game wissen müssen.

Jonas Beckenkamp

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: