Uli Hoeneß:Weltmeister, Anpacker, Steuerhinterzieher

Erst war Uli Hoeneß ein begnadeter Fußballer, später wurde er zum Gesicht des FC Bayern. Er war im Gefängnis, kam wieder - und hört nun als Präsident auf. Seine Karriere in Bildern.

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Uli Hoeneß hört als Präsident des FC Bayern auf - an diesem Freitag tritt er auf der Mitgliederversammlung nicht zur Wiederwahl an. Hoeneß hat den Klub geprägt wie kein anderer. Und das fast 50 Jahre lang.

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1970 begann die Ära Uli Hoeneß beim FC Bayern: Der 17-Jährige wechselte von der TSG Ulm 1846 nach München. Die Schulbank drückte er trotzdem weiterhin - und schaffte sein Abitur ein Jahr später mit einem Notendurchschnitt von 2,4. Das angefangene Lehramtsstudium brach der Außenstürmer dann jedoch ab und konzentrierte sich nur noch auf den Fußball.

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Und diesen Sport hat Hoeneß beherrscht. In den Spielzeiten 1971/72 und 1972/73 erzielten er und Gerd Müller gemeinsam jeweils 53 Tore. Der Münchner Edelsturm traf nicht nur in der Bundesliga, sondern auch im Nationaltrikot: 1972 holte Hoeneß seinen ersten internationalen Titel, die Europameisterschaft. Die goldenen Jahre setzten sich fort. Hoeneß wurde mit der deutschen Auswahl 1974 bei der WM im eigenen Land Weltmeister und holte in den Jahren 1974, 1975 und 1976 mit den Bayern dreimal in Serie den Europapokal der Landesmeister.

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Doch es gab auch dunkle Stunden in der sportlichen Karriere von Uli Hoeneß, wie im EM-Finale von 1976 gegen die CSSR. Den entscheidenden Elfmeter schoss Hoeneß nicht in die Maschen des Gegners, sondern in den Abendhimmel von Belgrad. "Der Ball wird immer noch gesucht", sagt Beckenbauer immer wieder scherzhaft, wenn er nach diesem Elfmeter gefragt wird. Deutschland verlor das Finale mit 3:5 nach Elfmeterschießen.

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Im November 1978 verließ Hoeneß München, er wurde an den 1. FC Nürnberg ausgeliehen, nachdem er unter Bayern-Trainer Gyula Lorant keine Einsatzzeiten bekam. Doch sein Engagement beim Club verlief unglücklich, nach nur fünf Monaten löste Hoeneß seinen Vertrag bei den Franken auf und kehrte zu Bayern zurück. Allerdings nicht als Fußballer.

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Hoeneß war nun Funktionär. Mit nur 27 Jahren beendete der gebürtige Ulmer wegen chronischer Kniebeschwerden seine Fußballkarriere endgültig und wechselte auf den Managerposten. Hoeneß ist der jüngste Manager der Bundesligageschichte. Beim Amtsantritt fand er einen leeren Schreibtisch vor - und viele Schulden.

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Doch schnell ging es wieder bergauf mit den Bayern. 1980 holten die Münchner die Meisterschale an die Isar zurück. Ein Grund zum Feiern: Hoeneß stieß mit Trainer Pál Csernai (links) und seinem Freund Paul Breitner an.

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Am 17. Februar 1982 entging Hoeneß knapp dem Tod. Auf dem Weg zum Länderspiel der DFB-Elf gegen Portugal in Hannover stürzte eine kleine Propellermaschine ab, Hoeneß war der einzige Insasse, der überlebte. Ein Förster fand Hoeneß, wie er orientierungslos durch den Wald irrte und murmelte: "Mir ist kalt." Im Krankenhaus harrte Paul Breitner die ganze Nacht am Krankenbett aus. Als Hoeneß schließlich wieder erwacht war, interessierte ihn nur eins: "Wie hat die Nationalmannschaft gespielt?" An den Unfall kann sich Hoeneß bis heute nicht erinnern.

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Hoeneß prägte die "Abteilung Attacke" beim FC Bayern. Im Jahr 2000 sagte er in einem Interview: "Der DFB kann doch keine Aktion 'Keine Macht den Drogen' starten und Herr Daum hat vielleicht damit etwas zu tun." Bayern-Vizepräsident Fritz Scherer forderte den damaligen Topkandidaten auf den DFB-Trainerposten zu einer Haaranalyse auf (nachdem die SZ diese Möglichkeit zuvor in einem Kommentar ins Spiel gebracht hatte). Daum gehorchte - und wurde des Kokain-Konsums überführt. Die Affäre Daum hat Hoeneß nicht gerade viele Sympathien gebracht.

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Eine seiner größten Niederlagen als Manager erlebte Hoeneß 1999 im Champions-League-Finale in Barcelona. In der Nachspielzeit drehte Manchester United ein 0:1 in ein 2:1 und schnappte den Bayern in letzter Sekunde den Titel weg. Zwei Jahre später klappte es schließlich mit dem Titelgewinn in der Champions League.

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2001 begannen die Bayern, gemeinsam mit dem Lokalrivalen TSV 1860 die Arena in Fröttmaning zu bauen. Es ist wohl das wichtigsten Projekt in seiner Zeit als Bayern-Manager. Mittlerweile gehört den Rot-Weißen das Stadion alleine.

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Auch im öffentlichen Leben fernab des Fußballplatzes war Hoeneß erfolgreich. 2002 bekam er den bayerischen Verdienstorden von Edmund Stoiber verliehen. Auch Stoibers Nachfolger Horst Seehofer (links im Bild) zeigte sich gern mit dem Bayern-Präsidenten. Hoeneß war stets jemand, der sich einmischte: in politische Fragen und auch in sozialer Hinsicht. Sozialen Einrichtungen spendete er insgesamt mehrere Millionen Euro.

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Nach 30 Jahren hörte Hoeneß 2009 als Manager auf und wechselte ins Präsidentenamt. Nun blieb ihm mehr Zeit, sich um seine 1983 gegründete Wurstfabrik HoWe zu kümmern, die eigentlich von seinem Sohn Florian geleitet wurde. Doch Hoeneß soll täglich angerufen und sich über den Betrieb erkundigt haben. Ab und an kontrollierte er die Qualität seiner Nürnberger Rostbratwürste höchst persönlich.

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Sportlich lief es nicht immer ganz nach Plan für die Bayern unter Uli Hoeneß. In der Bundesliga ärgerte Borussia Dortmund die Münchner, im Champions-League-Finale 2012 verlor der FC Bayern "dahoam" dramatisch im Elfmeterschießen. "Grausam, es ist Wahnsinn", sagte der Präsident danach. In der Saison 2012/2013 jedoch trat der FC Bayern wieder souverän auf - so souverän wie nie zuvor.

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Doch dann schlug die Nachricht ein: Hoeneß ist ein Steuerhinterzieher. Am 20. April 2013 wurde bekannt, dass gegen ihn ermittelt wird. Hoeneß hatte im Januar eine Selbstanzeige beim Finanzamt erstattet. Bundeskanzlerin Angela Merkel, zu der Hoeneß stets ein vertrauensvolles Verhältnis hatte, ließ ausrichten, sie sei von ihm enttäuscht. Uli Hoeneß fiel tief.

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(Foto: AFP)

In den Wochen danach schaffte der FC Bayern Historisches und gewann erstmals in der Vereinsgschichte die Meisterschaft, die Champions League und den DFB-Pokal in einer Saison. Uli Hoeneß hielt sich bei den Feierlichkeiten zurück, bei der Triple-Feier auf dem Münchner Marienplatz zeigte er sich dann aber doch auf dem Rathausbalkon. Zu dieser Zeit rechnete er damit, dass er nicht vor Gericht landen würde. Doch es kam anders.

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(Foto: REUTERS)

Am 30. Juli erhob die Staatsanwaltschaft München II Anklage gegen ihn, Anfang November 2013 teilte das Gericht mit, dass die Anklage zugelassen wird. Vier Tage stand er in München vor Gericht, hörte meist still zu, während seine Strafsache verhandelt wurde.

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(Foto: dpa)

Am frühen Nachmittag des 13. März 2014 das Urteil: Hoeneß wurde wegen Steuerhinterziehung verurteilt. Da das Gericht seine Selbstanzeige nicht anerkannte, musste er für drei Jahre und sechs Monate ins Gefängnis. Eine Revision lehnte Hoeneß ab, er wollte sich den Konsequenzen seines Handelns stellen. Seine Ämter beim FC Bayern stellte er mit sofortiger Wirkung zur Verfügung. Am 2. Juni trat er seine Haftstrafe an, am 2. Januar 2015 wurde er Freigänger. Beim FC Bayern übernahm er Aufgaben in der Jugendabteilung, nachts musste er zurück ins Gefängnis. Am 29. Februar 2016 wurde Hoeneß vorzeitig aus der Haft entlassen.

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(Foto: Tobias Hase/dpa)

Es folgten erste Besuche im Stadion und auch Auftritte bei den Basketballern des FC Bayern. Für seine Rückkehr in das Präsidentenamt hatte Hoeneß schon vor der offiziellen Wahl eine Agenda. Er wolle die "Abteilung Attacke" bilden, sagte er dem kicker. "Das deutliche Wort wird weiter mein Markenzeichen sein, das wird sich nicht ändern, ich werde sicher nicht herumeiern", versicherte der 64-Jährige weiter.

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(Foto: dpa)

Auf seine Strafe wegen Steuerhinterziehung blickt der langjährige Bayern-Macher mit klarer Meinung zurück: "Ich stehe dazu, dass ich einen Fehler gemacht habe, dafür habe ich gesühnt und den Schaden wiedergutgemacht." Inklusive Zinsen habe er fast 50 Millionen Euro Steuern zurückbezahlt. Die Zeit im Gefängnis beendete die Umtriebigkeit in Hoeneß keineswegs. Selbst seine Ehefrau Susi habe "erkannt, dass ich nicht glücklich werde, wenn ich mit 64 in den absoluten Ruhestand gehe", sagte er.

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Das deutliche Wort blieb dann tatsächlich sein Markenzeichen. Das war etwa so im Sommer 2018, als er dem aus dem DFB-Team zurückgetretenen Mesut Özil attestierte, dieser habe "seit Jahren einen Dreck" gespielt. Das war auch so, als Hoeneß bei einer sogenannten Pressekonferenz zu Bayerns früherem Linksverteidiger Juan Bernat anmerkte, dieser habe im Champions-League-Viertelfinale gegen Sevilla "einen Scheißdreck" gespielt. Auf der folgenden Jahreshauptversammlung Ende November kritisierte ein Mitglied Hoeneß unter anderem dafür, dass er "regelmäßig" nachtrete. Nachdem Hoeneß dem Mitglied nach dessen Wortbeitrag zum Schweigen riet, von Unwahrheiten sprach und sich nicht auf eine Diskussion einlassen wollte, buhten ihn viele der Anwesenden aus.

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(Foto: Matthias Balk/dpa)

Am Ende der Saison standen für die Bayern Meisterschaft und Pokalgewinn - aber auch einige Diskussionen - bezüglich Niko Kovac oder der Münchner Personalpolitik. Auch in der Spielzeit 2019/2020 kehrt keine Ruhe ein. Nach nur zehn Bundesliga-Partien wird Niko Kovac schließlich entlassen, die Mannschaft bleibt oft unter ihren Möglichkeiten und liegt nach zwei Niederlagen und drei Unentschieden in der Liga nur auf dem dritten Rang in der Tabelle. Der 4:0-Erfolg gegen Dortmund am Samstag war für Uli Hoeneß umso wichtiger - die Stimmung unter den Fans dürfte auf seiner Abschieds-Jahreshauptversammlung nun etwas ausgelassener sein.

© Süddeutsche.de/Christian Aichner/mkoh - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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