Türkgücü München:Plötzlich Funkstille

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"Wir haben auch auf der Bank Spieler, die in jeder anderen Regionalliga-Mannschaft von Anfang an spielen würden", sagt Trainer Alper Kayabunar. (Foto: Sven Leifer/Foto2press/Imago)

Mit dem Einstieg des neuen kroatischen Investors Milan Rapaic hat Türkgücü ein eher langfristiges Projekt mit einem schwäbischen Startup-Unternehmer schlagartig über den Haufen geworfen. Stattdessen hat sich der Regionalligist den neuen Kader einiges kosten lassen.

Von Christoph Leischwitz

Früher, sagt Alper Kayabunar, habe Türkgücü München "immer dann" nicht gut gespielt, "wenn alle hinschauen". Diesmal war das anders, ganz anders. Am vergangenen Freitag besiegte der Fußball-Regionalligist die zweite Mannschaft des FC Bayern München hochverdient mit 4:1 (1:1) Toren, es war der erste Sieg gegen ein Team von der Säbener Straße nach 32 Jahren. "Ich hatte den Jungs vorher gesagt, heute ist der Tag", erzählte der junge Trainer später. Besonders überraschend war der Erfolg gegen einen Mitfavoriten um die Meisterschaft aber auch wieder nicht. "Wir haben auch auf der Bank Spieler, die in jeder anderen Regionalliga-Mannschaft von Anfang an spielen würden", sagt Kayabunar. Anders gesagt: Der Verein hat sich den Kader einiges kosten lassen. Und das nur, um erst einmal nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben. So heißt es zumindest in den offiziellen Statements.

Es gibt allerdings Anzeichen dafür, dass Türkgücü sehr wohl bereit ist, recht bald wieder gen Profifußball zu streben - und das, obwohl das Insolvenzverfahren nach dem Rückzug von Investor Hasan Kivran vor anderthalb Jahren immer noch läuft. Auch hat sich in Sachen Infrastruktur weiter nichts getan. Türkgücü trainiert weiter auf einer Bezirkssportanlage und bekommt von der Stadt keine Perspektive, um ein für die dritte Liga benötigtes Nachwuchs-Leistungszentrum zu bauen.

Kurz vor dem Saisonstart vor zwei Wochen wurde mit dem Einstieg des neuen kroatischen Investors Milan Rapaic, 49, ein eher langfristiges Projekt schlagartig über den Haufen geworfen. So berichtet der schwäbische Startup-Unternehmer Nico Held, dass er noch in diesem Jahr von Türkgücü gefragt worden sei, ob er nicht Präsident werden wolle. "Der Verein hat viel Potenzial", sagt Held auf SZ-Nachfrage zur Begründung. Ursprünglich war er auf den Verein zugekommen. "Wir hatten viele Vereine in München kontaktiert. Ich habe Mitarbeiter für den neuen Standort in Gräfelfing gesucht, und ich finde, mit Sportlern kann man gut zusammenarbeiten." Bei ihm beschäftigt sind nun die Fußballer Marco Holz und Michael Zant. Nach zwei Monaten, erzählt Held, "habe ich schon täglich mit Trainer und Sportdirektor telefoniert, "sechs Wochen später wurde ich gefragt, ob ich Präsident werden will". Er willigte nach längerem Überlegen ein. "Ich dachte mir: Das ist doch gar nicht schlecht vom Marketing her: einen schwäbisch-türkischen Weg gehen."

Doch plötzlich herrschte wieder Funkstille. Held sagt, er wisse nicht genau, warum. Aus seiner Sicht wäre es sinnvoll gewesen, Rapaic zusammen mit Türkgücü-Präsident Taskin Akkay zu treffen und gemeinsam anzupacken - "ich verstehe nicht, warum das Gespräch zu dritt nie stattgefunden hat". Zu den genaueren Beweggründen Rapaics, der in Kroatien lebt, für den Einstieg bei Türkgücü ist nach wie vor nichts bekannt, auch hat sich der Verein bisher nicht zur Causa Held geäußert. Marco Holz und Michael Zant spielen indes nicht mehr für Türkgücü. Dem Verein ist allerdings wichtig zu betonen, dass dies nichts mit deren Arbeitsverhältnis bei Nico Held zu tun hat.

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