Türkgücü München:Es wird Geld gezählt

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Sein Name ist Programm: Für Alexander Sorge und die Mitspieler bei Türkgücü München ist zurzeit völlig offen, ob und wie es weitergeht. (Foto: Markus Fischer/Passion2Press/Imago)

Ein Sanierungsplan wird darüber entscheiden, wie es beim insolventen Drittligisten weitergeht. Dabei geht es vor allem um die Frage, ob die Finanzen ausreichen, eine weitere Teilnahme am Spielbetrieb zu rechtfertigen

Von Christoph Leischwitz

Auf den ersten Blick scheint sich gar nicht viel geändert zu haben. Die Spieler von Türkgücü München trainieren, das Vereinsbüro an der Balanstraße ist besetzt, Trainer Andreas Heraf wird am Donnerstag Fragen zum Auswärtsspiel beim VfL Osnabrück beantworten. Als der Drittligist am Montag die Eröffnung des Insolvenzverfahrens beantragte, hat er nach SZ-Informationen dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) zugesichert, dass die nächsten beiden Spiele finanziell abgesichert seien. Wie es nach dem Nachholspiel in Halle am kommenden Dienstag weitergeht, ist offen.

Sportlich gibt es zwei Möglichkeiten: Türkgücü darf weiter am Spielbetrieb teilnehmen, bekommt jedoch neun Punkte abgezogen. Ist hingegen nicht genug Geld vorhanden, um die Ausgaben für den Spielbetrieb zu rechtfertigen, wird Türkgücü mit null Punkten auf den letzten Platz gesetzt, alle bisherigen 22 Spiele fielen aus der Wertung. Davon würde etwa 1860 München profitieren nach dem Remis aus der Hinrunde. Die abstiegsbedrohten Würzburger Kickers würden ihre Punkte vom 2:1-Sieg aus dem Oktober wieder verlieren.

Die Beitragsbemessungsgrenze liegt bei 7050 Euro - viele Spieler haben wohl mehr verdient

Der vorläufige Insolvenzverwalter muss nun zunächst festzustellen, ob der Spielbetrieb bis Saisonende finanzierbar ist. Dafür wird ein Sanierungsplan erstellt, der die Finanzierung bis zum Ende des Geschäftsjahres Ende Juni genau regeln soll. Für diesen Zeitraum kann begrenzt auch externe Hilfe in Anspruch genommen werden, denn für drei Monate wird Insolvenzgeld ausgezahlt. Diese Zahlungen sind allerdings durch die Beitragsbemessungsgrenze zur Arbeitslosenversicherung gedeckelt, diese liegt 2022 bei 7050 Euro. Dem Vernehmen nach gibt es bei Türkgücü viele Spieler, die mehr verdient haben, teilweise deutlich mehr. Aufgrund der nicht gezahlten Differenz können Spieler auf die Liste der Gläubiger aufgenommen werden, die dann übrigens noch dem Sanierungsplan zustimmen müssten. Zu klären ist also, wie viele Gläubiger es gibt und ob diese zustimmen, wieviel Insolvenzmasse zur Verfügung steht und mit welchen Einnahmen der Verein noch rechnen kann.

Die Finanzierung wird dadurch erschwert, dass dem Vernehmen nach die Januargehälter nicht mehr vom Verein bezahlt wurden, also ebenfalls Teil des Sanierungsplans werden. Aus dem Umfeld der Spieler ist zu hören, dass viele sauer sind: Das Datum zur Eröffnung des Verfahrens fiel auf den letzten Tag der Transferperiode - nach tagelangen Gerüchten und fehlender Kommunikation durch den Verein hatten die Spieler keine Möglichkeit mehr, sich nach einem anderen Verein umzusehen - einige vermuten dahinter Absicht. Darüber hinaus wird zu klären sein, warum der Verein noch im Januar relativ viel Geld ausgab; so wurde zum Beispiel ein überdurchschnittlich langes Trainingslager in der Türkei bezahlt, obwohl längst bekannt war, dass der DFB bis zum 20. Januar einen Liquiditätsnachweis sehen wollte.

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