TSV 1860 München:Wer versteht noch diese Löwen?

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Wer im Chaos beim TSV 1860 München durchblickt, der sollte sich beim Zweitligisten um eine Anstellung bewerben - Posten werden regelmäßig frei.

Kommentar von Markus Schäflein

Die Annahme, dass das 1:1 gegen Kaiserslautern für Kosta Runjaic, Trainer von 1860 München, zu wenig gewesen sei, stellte sich als falsch heraus. Er hätte seinen Job nach Auskunft von Präsident Peter Cassalette auch bei einem 4:0 nicht behalten dürfen. Die Entscheidung gegen Runjaic hatte der KGaA-Aufsichtsrat um Investor Hasan Ismaik nach dessen Vorgabe schon am Nachmittag vor dem Spiel getroffen - zwei Wochen nach der Niederlage in Sandhausen, am Ende der Länderspielpause. Diesen zeitlichen Ablauf zu verstehen, ist viel verlangt.

Gegen Kaiserslautern stand zumindest eine Mannschaft auf dem Platz, die intakt war, kämpfte und einen - wenn auch simplen - taktischen Plan verfolgte. In der ersten Hälfte ging er auf, in der zweiten auch deshalb nicht mehr ganz, weil einige Spieler nach langen Pausen noch nicht in Form sind und Ivica Olic, 37, seine wertvolle Rolle nicht 90 Minuten ausfüllen kann. Aber gewöhnliche Kriterien, an denen sich ein Trainer messen lassen muss, greifen bei Sechzig selbstredend nicht.

Anstellung bei 1860? Bitte bewerben

Es ist daher müßig, sich lange den Kopf zu zerbrechen, ob Runjaic nun die Kaderzusammenstellung, die Verletzungsserie oder doch ein schlechtes Coaching zum Verhängnis wurde. Es geht bei den zahllosen Trainerentlassungen von 1860 längst nur noch um die Frage, wer eigentlich den Daumen senkt, auf der Grundlage welcher Fakten und welcher Kompetenz.

Die Antwort gab Investor Ismaik auf der kuriosen Pressekonferenz am Dienstagmittag selbst: Der Aufsichtsrat, dem er vorsteht, hatte Runjaic eingestellt und er hatte ihn nun auch entlassen. Nicht etwa der bisherige Sport-Geschäftsführer Thomas Eichin, der doch für fachliche Fragen zuständig sein sollte. Den Kader, mit dem Runjaic wenig anzufangen wusste, hatte der Aufsichtsrat ebenfalls maßgeblich mitbeeinflusst. Und aufgrund des sportlichen Misserfolgs kritisierte und degradierte nun genau jener Aufsichtsrat Eichin.

Ismaik sagte, die Leistung Eichins sei nicht auf dem Niveau, das er erwartet hatte. Er ermutige ihn nun, die erwartete Leistung zu erbringen. Ob Eichin bei der Suche nach einem neuen Trainer beteiligt sei, ließ er allerdings offen. Wer hierbei eine Logik findet, sollte sich um eine Anstellung beim TSV 1860 München bewerben, Posten werden regelmäßig frei.

© SZ vom 23.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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