TSV 1860 bei Erzgebirge Aue:Schmerzhafter Abend

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Keine gute Torchance, nur ein Punkt und acht Zähler Rückstand auf Relegationsplatz drei. Das ist die Bilanz nach dem enttäuschenden 0:0 des TSV 1860 im Nachholspiel beim FC Erzgebirge Aue. Die Sachsen zeigen das erwartet harte Spiel und sind am Schluss nur zu Zehnt. Doch auch das nutzen die Löwen nicht - und am Samstag kommt der Tabellenführer.

Markus Schäflein

Den Lizenzantrag für die erste Liga hat Fußball-Zweitligist 1860 München gestellt - nach dem 0:0 im Nachholspiel am Mittwochabend bei Erzgebirge Aue sind die Hoffnungen, dieser Antrag könne einmal zum Tragen kommen, allerdings auf ein Minimum gesunken.

Vergeblicher Kampf: Münchens Djordje Rakic (r.) und Aues Marc Hensel müssen sich am Schluss mit jeweils einem Punkt begnügen. (Foto: dapd)

Es war das erwartet zähe Gewürge bei den spielerisch limitierten, dafür grenzenlos aggressiven Erzgebirglern. Gestolpere, Gestochere, Getrete, exzessives Wehklagen und Herumliegen, Pässe ins Nichts und kläglich vergebene Schussmöglichkeiten prägten auf holprigem Untergrund das Spiel - beider Mannschaften, wohlgemerkt.

Auch beim Zuschauen tat das weh - zumindest den rund 500 mitgereisten Löwen-Anhängern, die noch Resthoffnungen hegten, der Kontakt zur Tabellenspitze könne in Aue und anschließend gegen Fürth wieder hergestellt werden. "Es war sicher nicht einfach auf diesem Platz, aber wir haben nach vorne einfach zu wenig Durchschlagskraft entwickelt", sagte 1860-Trainer Reiner Maurer. "Benny Lauth ist nicht in der besten Verfassung, Kevin Volland ist in einem Loch, die Flügelzange mit Stefan Aigner und Daniel Halfar ist ausgefallen, und aus dem Mittelfeld kam bis auf Daniel Bierofka zu wenig nach."

Maurer führte die erwarteten Wechsel in der Startformation durch - Guillermo Vallori spielte als Innenverteidiger für Christopher Schindler, Dominik Stahl für Kai Bülow als Sechser und Maximilian Nicu für den kranken Aigner. Nach vier Minuten kam Lauth nach Flanke von Bierofka zum Abschluss, seine Volleyabnahme ging aber weit am Tor vorbei.

Danach erkämpfte sich Aue mehr Spielanteile, blieb aber im Abschluss harmlos. Savrans Hereingabe fand keinen Abnehmer (6.), Hensels Kopfball bereitete 1860-Torwart Gabor Kiraly keine Mühe (10.), auch Hochscheidts Distanzschuss parierte der Ungar (12.), Königs Kopfball traf nur das Bein seines Mitspielers Savran (22.).

Die Münchner mühten sich, wie von Maurer gefordert, kämpferisch mitzuhalten; ihre spielerischen Vorteile konnten sie aber nur ganz selten nutzen. Nach einer halben Stunde legte Djordje Rakic auf der rechten Seite schön für Lauth auf, dessen Hereingabe drosch Bierofka aber ins Niemandsland. Die beste Tormöglichkeit des Spiels hatte Aues Fabian Müller nach einer Hereingabe von Kocer (41.), aber Müller schoss unbedrängt weit am Ziel vorbei.

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Wer dachte, nach der Pause könne es nur besser werden, hatte sich geirrt - es wurde noch viel schlimmer. Ein Schuss von König, den Vallori vor der Torlinie klärte, blieb die einzige nennenswerte Torszene dieser Spielhäfte überhaupt (48.). Bei 1860 kamen Arne Feick, der 2008/09 bei Aue spielte, für Nicu (53.) und Sebastian Maier für Volland (69.) - sie vermochten auch nichts mehr zu bewegen. Selbst, als Aues Adli Lachheb mit gestrecktem Bein in Stahl gerutscht war und vom erst 27 Jahre alten, aber souveränen Schiedsrichter Sascha Stegemann die rote Karte erhalten hatte (78.), änderte sich nichts. "Wir haben auch mit elf gegen zehn den Ball nicht laufen lassen wie gewohnt", klagte Maurer, dessen Team erstmals seit 13 Spielen kein Tor erzielte.

Auch die bisherigen Reservisten, die endlich mal mitspielen durften, waren bedient. "Das ist sehr frustrierend", sagte Stahl, "weil wir es nicht geschafft haben, Tormöglichkeiten herauszuspielen." Und Nicu gab zu: "Wir haben im Umschaltverhalten einiges vermissen lassen, was uns zuletzt stark gemacht hat. Wir wollten gewinnen, um wenigstens ein bisschen nach oben schielen zu können, aber die Leistung hat nicht gepasst."

Beim Schielen hätte sich gezeigt, dass im Falle eines Bundesliga-Aufstiegs der Etat mit rund 15 Millionen Euro angesetzt ist - vorerst reicht es aber, sich eine andere Zahl zu merken: In die Zweitliga-Saison 2012/13 wird 1860 mit einem Etat von 6,4 Millionen Euro für den Profikader gehen. Dies ist dem Lizenzantrag zu entnehmen, den Geschäftsführer Robert Schäfer fristgerecht bei der Deutschen Fußball Liga (DFL) eingereicht hat. Das bedeutet keine große Veränderung: In der laufenden Saison beträgt der Etat der Lizenzspielerabteilung 6,0 Millionen Euro. Die Möglichkeit, dass die Firma HAMG von Hasan Ismaik zusätzliches Geld nachreicht, ist von dieser Planung unberührt. Weitere 1,6 Millionen Euro sind für die Nachwuchsabteilung vorgesehen, in der damit wie geplant rund eine Million eingespart wird.

Die Etats könnten "aufgrund der Einsparmaßnahmen weitgehend aus eigenen Mitteln bestritten werden", teilte der TSV mit. Dass die Löwen auch einen Erstliga-Etat eingereicht haben, hat übrigens nichts mit hohen Erwartungen zu tun: Routinemäßig stellen sie stets auch Lizenzanträge für die erste und die dritte Liga. Ein Abstieg ist längst nicht mehr denkbar, aber der Abend in Aue hatte weitaus mehr mit der dritten Liga zu tun.

© SZ vom 15.03.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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