TSV 1860 München:Unbeeindruckt von Hitchcock

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Moritz Stoppelkamp, Kai Bülow, Guillermo Vallori und Dominik Stahl (von links nach rechts) bejubeln einen Treffer gegen Union Berlin. (Foto: dpa)

Mit einem Sieg gegen St. Pauli könnte der TSV 1860 München Tabellendritter werden: Friedhelm Funkel versucht nun, die Bedeutung des Spiels nicht zu dramatisieren und Panik zu vermeiden. Eine gute Nachricht: Dominik Stahl kann spielen.

Von Markus Schäflein

Die beunruhigende Nachricht vorweg: Fußball-Zweitligist TSV 1860 München kann an diesem Montagabend im Heimspiel gegen den FC St. Pauli (20.15 Uhr) Dritter werden. Der Karlsruher SC spielte nämlich am Sonntagnachmittag nach 3:0-Führung nur 3:3 gegen den FSV Frankfurt. Die durch jahrelange Bestätigung genährte und entsprechend weit verbreitete These, die Sechziger versagten immer, sobald dieser ominöse Sprung Richtung Spitze möglich sei, wird damit einer neuen Prüfung unterzogen.

Friedhelm Funkel war daher vor allem damit beschäftigt, Panik zu vermeiden. "Das ist kein Schlüsselspiel", betonte der Trainer, der mit den speziellen Befindlichkeiten an der Grünwalder Straße nach und nach vertraut wird, mit größtmöglichem Nachdruck. "Wir dürfen nicht schauen, was mit einem Sieg möglich wäre und wo wir hinterher stehen würden, sondern wir müssen erst mal gewinnen. Das ist eines von 34 Spielen. So sehe ich das." Ganz im Gegensatz zu Investoren-Vertreter Noor Basha, der bei Twitter ankündigte: "Alfred-Hitchcock-Szenario!"

Nicht umsonst hat St. Pauli von den vergangenen fünf Auswärtspartien vier gewonnen. Funkel erwartet "90 verdammt harte Minuten, gegen eine sehr kompakte und vor allem sehr laufstarke Mannschaft, die sehr, sehr schnell umschaltet, wenn sie bei Ballgewinn Räume hat". Die Vorgabe, die seine Mannschaft schon in den vergangenen Spielen erfolgreich umsetzte, hat daher Bestand: "Wir dürfen keine unnötigen Fehlpässe spielen, sondern müssen den Abschluss suchen", sagte Funkel. Und außerdem "versuchen, den Ball hinter die Viererkette zu bringen - wenn wir ihn dort verlieren, ist es nicht so schlimm."

Erfolgsserie des TSV 1860 München
:"Auf dem Boden bleiben"

Der TSV 1860 München gewinnt das vierte Spiel in Serie, wieder entscheidet ein Tor von Dominik Stahl die Partie. Plötzlich hat der Verein nur noch einen Punkt Rückstand auf den Relegationsplatz - doch Spieler und Trainer hüten sich vor dem Wort "Aufstieg".

Aus dem Stadion von Dominik Fürst

Das alles soll naturgemäß die selbe Formation umsetzen, die zuletzt so erfolgreich war. Auch Dominik Stahl, Torschütze in jedem der vier nacheinander gewonnen Spiele, ist aller Voraussicht nach wieder einsatzbereit. Der zentrale Mittelfeldspieler hatte sich unter der Woche im Testspiel gegen den ungarischen Zweitligisten Nyiregyhaza Spartacus eine Brustprellung zugezogen, konnte aber am Sonntagvormittag ins Training zurückkehren.

Unter leichten Schmerzen zwar, berichtete Stahl, "aber es gibt ja gewisse Mittelchen, und beim Spiel ist man aber so vollgepumpt mit Adrenalin, da geht das schon". Bei einem ausgewachsenen Hexenschuss kann allerdings selbst Adrenalin nichts ausrichten - Stürmer Rob Friend fällt daher aus. Er zog sich beim Torschusstraining Probleme mit dem Ischiasnerv zu, die "sehr schmerzhaft" sind, wie Funkel berichtete.

20.000 Zuschauer werden zu dem Spiel erwartet, und es wurde debattiert, ob das dann viele seien; für einen Montagabend ist die Zahl ordentlich, angesichts der Erfolgsserie und der Platz-drei-Perspektive allerdings nicht überragend. "Wenn wir eine zwei vorne dran haben, ist das schon ein kleiner Fortschritt. Wir müssen die Zuschauer wieder von uns überzeugen", sagte Funkel, "und da reichen drei oder vier Spiele eben nicht."

Der Umstand, dass die Löwen Dritter werden können, ist nicht nur bedingt dadurch, dass der KSC eine 3:0-Führung verdaddelte, sondern auch durch die frappierende Negativserie des 1. FC Kaiserslautern, der zuletzt drei Ligaspiele in Serie verlor, davon zwei Mal zu Hause 0:1. Und selbst der zweite Rang ist im Falle eines Sieges nur noch zwei Zähler entfernt, weil die SpVgg Greuther Fürth am Sonntag völlig überraschend 1:4 beim Abstiegskandidaten Arminia Bielefeld verlor.

Funkel, der alte Fuchs, der in der vergangenen Woche seinen 60. Geburtstag feierte, lässt sich von all diesen Kuriositäten nicht beeindrucken. "Alle Mannschaften verlieren im Laufe der Saison Punkte", sagte er und stellte fest: "Das ist uns ja auch schon passiert." An diesem Montagabend allerdings sollte es möglichst nicht passieren.

© SZ vom 16.12.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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