Erfolgsserie des TSV 1860 München:"Auf dem Boden bleiben"

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Plötzlich wieder ziemlich weit oben in der Tabelle: Der TSV 1860 München (Foto: dpa)

Der TSV 1860 München gewinnt das vierte Spiel in Serie, wieder entscheidet ein Tor von Dominik Stahl die Partie. Plötzlich hat der Verein nur noch einen Punkt Rückstand auf den Relegationsplatz - doch Spieler und Trainer hüten sich vor dem Wort "Aufstieg".

Aus dem Stadion von Dominik Fürst

Es ist nicht bekannt, ob Dominik Stahl nach seinen zwei spielentscheidenden Treffern im November den Titel "Mitarbeiter des Monats" verliehen bekam. Doch sollte es diese Auszeichnung beim TSV 1860 München geben, wäre der 25-Jährige auch im Dezember ein heißer Kandidat. Dank ihm gewannen die "Löwen" erst am 1. Advent in Bochum und nun gegen Union Berlin. Die Münchner schnuppern nach dem vierten Sieg in Folge wieder an den Aufstiegsrängen der 2. Bundesliga.

2:1 (0:0) gewann der TSV 1860 am Samstagnachmittag gegen Union Berlin - "ein etwas glücklicher Sieg", wie Münchens Trainer Friedhelm Funkel befand. Doch wenn es läuft, dann läuft es eben im Fußball, und so steht der TSV nun auf Platz sechs der Tabelle, mit nur einem Punkt Rückstand auf den Relegationsplatz.

"Mit 27 Punkten sind wir plötzlich da, wo uns noch vor wenigen Wochen niemand vermutet hat", führte Funkel aus, hütete sich jedoch davor, das Wort "Aufstieg" in den Mund zu nehmen. Er weiß um die Unwägbarkeiten einer dicht gestaffelten Zweitliga-Tabelle, in der zwischen Platz drei und Platz 16 nach wie vor nur zehn Punkte liegen.

Vor allem weiß Funkel aber um die Unwägbarkeiten beim Münchner Traditionsklub, der sich allzu oft kurz vor der Rückkehr in die erste Bundesliga wähnte, nur um dann im entscheidenden Moment die Nerven zu verlieren. Der Trainer tat also gut daran, Vorsicht walten zu lassen. Seine Spieler folgten ihm.

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"Auf dem Boden bleiben", war das Motto nach dem knappen Sieg über Union Berlin, den die Münchner wieder einmal einem spielentscheidenden Treffer von Dominik Stahl zu verdanken hatten (86.). "Wir genießen die Situation mit Vorsicht. Man sieht ja, wie eng alles zusammenhängt", sagte der defensive Mittelfeldspieler, der mit nunmehr vier Treffern die mannschaftsinterne Torjägerliste anführt.

Die Führung gegen Berlin hatte Kai Bülow erzielt, der einen Schuss von Moritz Stoppelkamp mit einem Flugkopfball abfing und zum 1:0 ins Gästetor lenkte (64.). Union war zu diesem Zeitpunkt nur noch zu zehnt, weil Michael Parensen nach einem Foul an Yannick Stark mit Gelb-Rot vom Platz geflogen war (63.).

Auf der anderen Seite holte TSV-Kapitän Guillermo Vallori Gästespieler Sören Brandy von den Beinen, und Torsten Mattuschka verwandelte den fälligen Strafstoß zum 1:1 (74.). Dass die "Löwen" die Partie nach dem späten Ausgleich schließlich noch einmal umbogen, wertete Trainer Funkel als Ausdruck der "Nervenstärke" seiner Jungs.

Und woher rührt dieses neue, selbstbewusste Münchner Auftreten, mit dem der TSV vier Siege in Folge errungen hat? "Wir haben uns in den letzten Wochen das Selbstvertrauen erarbeitet", erklärte Mittelfeldspieler Yannick Stark und lobte Trainer Funkel, der auch in seiner schwierigen Anfangsphase als 1860-Trainer die Nerven behalten habe: "Das zahlt sich jetzt nach und nach aus."

Doch Funkel hat die Mannschaft nicht nur durch besonnenes Auftreten, sondern auch mit einer taktischen Maßnahme vorangebracht: Er nahm den zweiten Stürmer aus dem System und stellte auf ein Fünfer-Mittelfeld um, in dem Kai Bülow den Abräumer vor der Viererkette spielt. Seitdem gewann der TSV jede Partie.

"Wir haben taktisch ein bisschen was verändert. Das ist zwar nicht immer so ansehnlich, aber brutal effektiv", sagte Dominik Stahl, der in diesem System wider Erwarten für die wenigen offensiven Höhepunkte zuständig ist - meistens nach Standardsituationen, wie beim 2:1 gegen Union. Letztendlich sei es aber "scheißegal, wer die Tore schießt", befand Flügelspieler Moritz Stoppelkamp, der beide Treffer vorbereitet hatte.

Derzeit läuft es beim TSV 1860 wie auf Schienen. Der Ratschlag, den Stoppelkamp seinem Kollegen Stahl schließlich mit auf den Weg gab, galt deshalb der ganzen Mannschaft: "Wenn man 'nen Lauf hat, soll man weiterlaufen. Ich kann also nur sagen: 'Renn Domi, renn! '

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