TSV 1860 München:Die erste Opposition seit sechs Jahren

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Hat den Wahlkampf eröffnet: Hans Sitzberger. (Foto: Ulrich Wagner/Imago)

Das "Bündnis Zukunft" stellt bei der Verwaltungsratswahl Kandidaten und Unterstützer. Sie wollen das von der Fanorganisation Pro1860 dominierte Gremium neu besetzen - und den Kurs des Vereins deutlich ändern.

Von Markus Schäflein

Die Löwen hatten es von den Dächern gebrüllt, mit dem Ende der Bewerbungsfrist am Mittwoch war es offiziell: Zum ersten Mal seit sechs Jahren gibt es bei einer Mitgliederversammlung des TSV 1860 München wieder eine organisierte Opposition. Aus dem sogenannten "Bündnis Zukunft" gehen drei Kandidaten für die Verwaltungsratswahl im Juni hervor, wie sie in einer Pressemitteilung bekannt gaben: Martin Gräfer, Vorstandsmitglied des Hauptsponsors "Die Bayerische", der Initiator des Bündnisses war; Klaus Josef Lutz, Präsident der Industrie- und Handelskammer für München und Oberbayern; und Alexander Hofmann, Geschäftsführer eines Raumausstattungsunternehmens in Garmisch. Nach SZ-Informationen werden sich in den kommenden Tagen weitere Kandidaten präsentieren, die sich zum Bündnis bekennen und sich somit der Opposition anschließen werden.

Im Gegensatz zum amtierenden Verwaltungsrat und Präsidium glaubt das "Bündnis Zukunft" an die Möglichkeit einer Kooperation mit der Investorenseite um Hasan Ismaik. Gräfer erklärte, es sei wichtig, "dass wir als Verein gemeinsam eine Strategie entwickeln, die den langfristigen Erfolg sichert". Es gelte allerdings sicherzustellen, "dass der Verein TSV 1860 München bei der Umsetzung dieser Vision stets die Vorreiterrolle einnimmt".

IHK-Präsident Lutz, zuvor BayWa-Geschäftsführer und zweifellos der prominenteste Bewerber, berichtete, er sei es "gewohnt, einen großen Kreis von Menschen und Entscheidern zusammenzubringen und sachliche Lösungen im Sinne des Ganzen zu finden". Er sei "Sechzger durch und durch" und "bereit, hier mitzugestalten". Der strategische Kopf der Opposition ist Alexander Möst, Geschäftsführer einer Innovationsberatungsfirma. "Es ist die letzte Chance für 60 und eine große Chance für einen Neustart", sagte Möst in der Pressemitteilung. "Ich werde die Kandidaten in allen Belangen mit aller Kraft unterstützen."

Ein heftiger Wahlkampf zwischen dem amtierenden Verwaltungsrat, der stark von der Fanorganisation Pro1860 geprägt ist, und den Bündnis-Kandidaten ist zu erwarten. Offen ist, welche Rolle Hans Sitzberger einnehmen wird. Der im Löwenkosmos beliebte ehemalige Vizepräsident hatte Kontakt mit den Investorenvertretern gepflegt - und war nach einem heftigem Zerwürfnis mit Präsident Reisinger und dem Vertrauensentzug durch den Verwaltungsrat zurückgetreten.

Genau zum Fristende des Bewerbungsverfahrens für den Verwaltungsrat erschien nun ein Interview mit ihm in der Abendzeitung. "Das Präsidium Reisinger ist gescheitert", meinte Sitzberger und klagte: "Der Verwaltungsrat hat die persönliche Gesinnung und Meinung der einzelnen Mitglieder und die Einigkeit mit dem Präsidenten in dieser Gesinnung in den letzten Monaten über das Wohl des Vereins gestellt." Sie hätten "das extreme, willkürliche und menschlich inakzeptable Verhalten des Präsidenten gegenüber mir" hingenommen.

Der Wahlkampf ist eröffnet - durch Hans Sitzberger, wenngleich er selbst nicht kandidiert. Wobei - weiß man's?

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