TSV 1860 München:Über Geld spricht man nicht

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Wie gemacht fürs Red-Bull-System: Leandro Morgalla. (Foto: Eduard Martin/Jan Huebner/Imago)

Es ist einer der spektakulärsten Transfers in der jüngeren Geschichte des TSV 1860 München: Abwehrtalent Leandro Morgalla, 18, wechselt zu RB Salzburg. Der Wechsel bringt zunächst 2,5 Millionen Euro ein - wie viel davon für den Etat verwendet werden kann, ist aber unklar.

Von Markus Schäflein

Offiziell ist Günther Gorenzel noch bis Monatsende im Amt des Sport-Geschäftsführers beim Fußball-Drittligisten TSV 1860 München, in Erscheinung tritt er allerdings nicht mehr. Nachdem er bei Investor Hasan Ismaik in Ungnade gefallen war, einigten sich die Gesellschafter, Ismaik und der e.V., in einem komplizierten Prozedere ja, Gorenzel den Wechsel zu Austria Klagenfurt zum 1. Juli zu ermöglichen; aber in München wird derzeit, federführend natürlich vom verbleibenden Finanz-Geschäftsführer Marc-Nicolai Pfeifer, noch einiges abgewickelt, das Gorenzel über Monate vorbereitet hatte. Und dazu zählt auch einer der spektakulärsten Transfers der jüngeren Klubhistorie: Abwehrtalent Leandro Morgalla, 18, wechselt zum österreichischen Serienmeister RB Salzburg.

Im vergangenen Sommer war es Gorenzel gelungen, Morgalla zur Unterschrift eines langfristigen Vertrags in Giesing zu bewegen. So kam nun eine Ablösesumme zustande, die nach SZ-Informationen weit über dem aktuellen Marktwert des Verteidigers liegt - wie das bei Red Bull durchaus üblich ist, wenn dem Konzern ein Spieler perfekt ins Konzept passt. Und das ist bei Morgalla der Fall: Er ist mit seiner Spielweise, seinem aggressiven Pressing und Vorwärtsverteidigen, wie gemacht fürs bekannte Red-Bull-System. 2,5 Millionen Euro sollen die Löwen für Morgalla sofort erhalten, dazu kämen unüblich hohe Beteiligungen in der Zukunft, etwa bei einem Weiterverkauf. Laut Bild-Zeitung könnten sich die Einnahmen im Idealfall gar auf zehn Millionen Euro summieren.

Zunächst stehen rund 2,5 Millionen auf der Einnahmenseite - was mit ihnen passiert, ist aber, wie immer im komplexen Konstrukt des TSV 1860, offen. Es standen zuletzt ja immer noch 1,5 Millionen Euro Minus im Saisonbudget, die Ismaik auszugleichen hätte. Die Investorenseite könnte nun darauf drängen, dass dieses Minus durch die Morgalla-Einnahmen teilweise oder ganz verschwindet. Da auch die e.V.-Vertreter einem von Ismaik unabhängigen Haushalt zugeneigt sind, erscheint dies vorstellbar - selbst dann wäre aber noch mindestens eine Million Euro übrig, um den schmalbrüstigen Kader für die kommende Drittliga-Saison etwas aufzupäppeln. Beispielsweise wird noch dringend ein Mittelstürmer gesucht, und Verteidiger Morgalla gilt es ja nun auch zu ersetzen.

Wer die Verhandlungen mit den Kandidaten führt, dazu äußert sich Sechzig nicht. Gorenzel hat eine Liste an potenziellen Zugängen gefertigt, Chefscout Jürgen Jung war in die Planungen stets involviert und dürfte nun eine wichtigere Rolle übernehmen, die Meinung von Trainer Maurizio Jacobacci ist auch gefragt; unterschrieben wird am Ende von Pfeifer. Und offiziell ist Gorenzel ja noch bis zum 30. Juni im Amt - womöglich sind die Transfers bis dahin bereits vollzogen, nachdem zuletzt die Verträge mit Martin Kobylanski und Nathan Wicht aufgelöst worden waren.

Die Löwen wollen wohl den Eindruck vermeiden, dass sie nun in Geld schwimmen

In der offiziellen Morgalla-Pressemitteilung hält sich der TSV 1860 an das Motto: Über Geld spricht man nicht. Selbst die übliche Floskel, dass über die Ablösemodalitäten Stillschweigen vereinbart worden sei, fehlt. Die Löwen wollen wohl den Eindruck vermeiden, dass sie nun in Geld schwimmen - was angesichts der Gesellschafter-Konstruktion und des strukturellen Defizits ja auch nicht der Fall ist. Dennoch hat der Deal viele Gewinner, wer auch immer am meisten gewinnt.

Wobei der größte Sieger Morgalla selbst sein könnte - der 18-Jährige bekommt ganz andere Möglichkeiten für hochklassige Spielpraxis, als er sie etwa bei einem deutschen Bundesligisten vorfinden würde. Wenn er den Sprung in Salzburgs erste Mannschaft, bei der er trainieren wird, nicht gleich schaffen sollte, steht ihm das Farmteam FC Liefering in der zweiten Liga zur Verfügung - während er in Deutschland bei den meisten U-Mannschaften in der Regionalliga spielen würde. Also niedriger als bei Sechzig.

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