TSV 1860 München:Ärger um den Niederstrecker

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Benno Möhlmann (Foto: Andreas Gebert/dpa)

Trainer Benno Möhlmann beklagt Geheimnisverrat beim TSV 1860, bekundet aber sein Interesse an einem Verteidiger vom VfB Stuttgart.

Von Philipp Schneider

Nöö, sagt Benno Möhlmann. Ach was, sagt Benno Möhlmann. Verstimmt?

Weit entfernt sei er davon, dass sich behaupten ließe, er sei verstimmt. Möhlmann blickt fragend in die Runde, und ein bisschen wirkt er jetzt wie ein Kind, das nicht zugeben möchte, dass es geweint hat, obwohl die Tränen noch glänzen. In den Augen seiner Zuhörer erblickt er aber eine Mischung aus Skepsis und Erheiterung, also argumentiert er weiter: "Die Sache war ja sowieso schwierig. Von Anfang an. Wir sind ja schon seit 14 Tagen an ihm dran!" Klar, sicher: Georg Niedermeier wäre schon ein Wunschspieler gewesen von ihm. Ein Typ, der gepasst hätte in der sportlichen Situation, in der sich Sechzig befindet, ein Typ mit Führungsqualitäten, sagt Möhlmann: "Aber jetzt werden wir ihn nicht mehr kriegen. Zumindest nicht zu den Bedingungen, die wir umsetzen können."

Vielleicht doch etwas verstimmt?

"Ein Verein kann nur funktionieren, wenn mal ein paar Dinge geheim bleiben", sagt der noch recht neue Trainer des TSV 1860 München, des wohl einzigen Klubs in Fußballdeutschland, in dem der Geheimnisverrat zum Markenkern gehört. Was nur war geschehen?

Am Freitag druckte die Bild einen bunten Artikel mit der schönen Überschrift: "Wird der Niederstrecker Kreuzers erster Transfer?" Der Niederstrecker, das sollte Georg Niedermeier sein, ein Verteidiger, 29, mit der Anmut einer Planierraupe, den Trainer Alexander Zorniger beim Erstligisten VfB Stuttgart in dieser Saison noch nicht mitspielen ließ. Kreuzer wiederum, das ist Oliver Kreuzer, 49, ein Sportdirektor, der erst am Tag zuvor eine Stelle bei 1860 angetreten hatte. In dem Klub also, für den Trainer Möhlmann zu diesem Zeitpunkt schon seit 14 Tagen dran war an Niedermeier. Blöd gelaufen, sicher. Auch wäre Niedermeier wohl eher Möhlmanns erster Transfer gewesen. Andererseits: Hatten nicht auch die Kaderplaner anderer Klubs bemerkt, dass Niedermeier in Stuttgart nicht spielen darf?

Rodnei muss an der Leiste operiert werden: "Die Probleme hat er die ganze Zeit gehabt"

An diesem Sonntag (13.30 Uhr) tritt Sechzig als erstaunlich hartnäckiger Tabellenvorletzter der zweiten Liga bei Eintracht Braunschweig an. Dort gelte es, sagte Möhlmann, dass die Mannschaft nachlegt nach dem Pokalerfolg gegen Mainz und dem Sieg in der Liga gegen den Tabellenletzten Duisburg. "Wir wollen defensiv kompakt sein, zusammen das eigene Tor schützen, und nach vorne geschlossen spielen", sagte Möhlmann. Aber die Themenlage ließ es nicht zu, die Aufstellung zu vertiefen. Möhlmann musste ja noch über Kreuzer reden, seinen neuen Chef. Und über Rodnei.

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Von Philipp Schneider

Der brasilianische Innenverteidiger war der letzte Spieler, den der ehemalige Spielervermittler Gerhard Poschner als Sechzigs Sportdirektor nach München lotste. Dann spielte Rodnei nur 233 Minuten, meist stand er nicht einmal im Kader. Die Leiste, hieß es, und einmal: Magen-Darm-Virus. Nun wird Rodnei schon zum zweiten Mal an der Leiste operiert werden und "drei, vier Monate brauchen, um wieder mitmachen zu können. Er hat diese Probleme die ganze Zeit gehabt", sagte Möhlmann. Das habe die Untersuchung bei einem externen Spezialisten ergeben. Schon erstaunlich. Schließlich war der 30-Jährige bereits bei RB Leipzig in zwei Jahren fast neun Monate lang wegen Leistenproblemen ausgefallen. "Aus diesem Grund haben wir beim Medizincheck ganz genau hingeschaut", meinte der damalige 1860-Trainer Torsten Fröhling. Fragt sich nur: wohin?

Als die Rede auf Kreuzer kam, bebte Möhlmanns Stimme nicht gerade vor innerlichem Hosianna. Dafür entschuldigte er sich. Er sei keiner, der "sofort alles hochjubeln muss". Er könne "die Gründe verstehen, die der Verein angegeben hat". Kreuzer sei "ein Ex-Fußballer, der als Ex-Fußballer schon verschiedene Stationen gehabt hat". Darüber hinaus sei er kommunikativ. "Das heißt: Er redet. Insofern werde ich mit Oliver Kreuzer keine Probleme haben."

© SZ vom 07.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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