Triathlon:Triathlon-Juwel Saller: Leben zwischen Form und Formeln

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Hamburg (dpa) - So ganz kann es Sophia Saller noch nicht glauben, wenn sie bei einem Triathlonrennen die Stars nicht nur sieht, sondern ihnen oft genug davonläuft. "Ich versuche mir vorzustellen, dass es irgendjemand ist, und nicht an den Namen zu denken", sagt sie.

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Hamburg (dpa) - So ganz kann es Sophia Saller noch nicht glauben, wenn sie bei einem Triathlonrennen die Stars nicht nur sieht, sondern ihnen oft genug davonläuft. „Ich versuche mir vorzustellen, dass es irgendjemand ist, und nicht an den Namen zu denken“, sagt sie.

Diese Taktik wird sie am Samstag bei ihrem Debüt in der WM-Serie in Hamburg oft anwenden müssen. Denn auf soviel geballte Weltklasse ist die 20-Jährige in ihrer jungen Karriere bislang noch nicht getroffen.

Erst seit vier Jahren betreibt Saller den Ausdauerdreikampf - und steht schon jetzt an der Schwelle zur internationalen Spitze. Sie ist in den drei Teildisziplinen Schwimmen, Radfahren und Laufen gleich stark. Manche sehen in Saller schon die Nachfolgerin von Anne Haug. Zu einem Vergleich der beiden kommt es in Hamburg nicht: Die WM-Dritte des Vorjahres musste wegen einer Verletzung passen.

Saller ist ein Ausnahmetalent, das sich abseits der Deutschen Triathlon Union in England entwickelte. Ihre Vita ist ungewöhnlich. Ihr Alltag bewegt sie sich zwischen Form und Formeln. Denn neben 20 Stunden Training pro Woche absolviert Saller an der englischen Eliteuniversität Oxford ein Mathematikstudium. „Sie ist im Kopf sehr stark, klar strukturiert und organisiert“, meint Bundestrainer Dan Lorang. „Sophia ist für ihr Alter schon sehr reif.“

Für Saller bedingen Sport und Studium einander. Ohne Triathlon ist das erfolgreiche Studium nicht denkbar - und umgekehrt. „Ich mache das, was mir Spaß macht“, sagt sie. Wenn sie in der Mathematik eine Aufgabe nicht lösen könne, dann baue sie im Training ihre Aggressionen ab. Und wenn sie nicht in Form sei, schaffe sie den Ausgleich in der Mathematik.

Wie gut ihr die Balance gelingt, bewies Saller im Juni in Kitzbühel. Einen Tag nach ihrer letzten Bachelorprüfung reiste sie zur EM. Gleich in ihrem ersten Rennen über die olympische Distanz wurde sie Zweite und trieb die Schweizer Olympiasiegerin Nicola Spirig vor sich her.

In England lebt Saller seit 2008. Sie zog mit ihren Eltern, ihrem älteren Bruder und der jüngeren Schwester nach London. Ihr Vater war von einem Pharmakonzern dorthin versetzt worden. An der Deutschen Schule machte sie 2011 ihr Abitur mit der Note 1,0. Danach begann sie das Studium in Oxford.

An ihrem 16. Geburtstag fing Saller - eigentlich Schwimmerin - mit dem Lauftraining an. Weil ihre Zeiten im Laufen und im Wasser so gut waren, durfte sie 2010 bei den britischen Jugend-Meisterschaften in Wales starten - und musste innerhalb von fünf Wochen noch das Fahren auf einem Rennrad lernen.

Später qualifizierte sie sich für die europäischen Jugendstaffel, durfte aber als Deutsche nicht für die Briten antreten. Die gebürtige Münchenerin wandte sich 2012 an die bayerischen Nachwuchs-Trainer Roland Knoll und Thomas Möller und wurde dank ihrer Zeiten sofort in den Nachwuchskader aufgenommen. Seit diesem Jahr mischt die Triathletin, die für den TV 1848 Erlangen startet, im Elitebereich als U-23-Athletin mit.

Saller trainiert in England meist für sich. „Ich bin allein verantwortlich. Das hilft mir. Ich kann mich besser quälen, als wenn jemand danebensteht“, sagt sie. Im kommenden Jahr wird sie ihren Master machen. Bundestrainer Lorang hofft, dass sie danach zum Bundesstützpunkt nach Saarbrücken kommt. Saller will sich noch nicht festlegen. Sie denkt über eine Promotion nach. Dreisatz und Dreikampf - beides soll ihr Leben weiter bestimmen.

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