Trainer in der Bundesliga:Es hilft, ein Typ zu sein

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Guter Typ, guter Hut: Kölns Trainer Steffen Baumgart. (Foto: MIS/Imago)

Der 32. Spieltag beweist, wie wichtig jene Trainer-Eigenschaften sind, die man in keiner Akademie lehren und lernen kann: Autorität und Charisma.

Kommentar von Christof Kneer

Alles, was Rang, aber keinen großen Namen hat, durfte kürzlich auf der Website des Deutschen Fußball-Bundes jubeln. So verlieh Daniel Niedzkowski, der Leiter der Pro-Lizenz-Ausbildung, seiner Freude darüber Ausdruck, dass deutsche Spitzentrainer "nach vielen wunderbaren Jahren in Hennef" künftig auf dem Gelände der neuen DFB-Akademie in Frankfurt unterrichtet werden. Markus Nadler, der Abteilungsleiter Trainer-Aus-, Fort- und Weiterbildung, schwärmte, dass der "Umzug in den DFB-Campus unserer Ausbildung inhaltlich noch mal einen Schub geben" werde. Und Tobias Haupt, der Leiter der DFB-Akademie, betonte, dass man durch eine "inhaltliche Neuausrichtung weitere entscheidende Weichen gestellt" habe. Sein Kernsatz: "Unsere Trainer*innen sind der Schlüssel für den sportlichen Erfolg unserer Mannschaften."

Ja, das kann man genauso sagen. Kleine Ergänzung: Die Mannschaft des Trainers Steffen Baumgart (1.FC Köln) hat an diesem Wochenende ebenso vier Tore geschossen wie die Mannschaft des Trainers Christian Streich (SC Freiburg) und die Mannschaft des Trainers Thomas Reis (VfL Bochum). An allen drei Standorten wurden entscheidende Weichen gestellt, die inhaltlich noch mal einen Schub geben könnten, wie man in der Campussprache anfügen darf. Baumgart und Streich werden den deutschen Fußball in der kommenden Saison wohl in Europa vertreten, was ebenso wenig selbstverständlich ist wie der vorzeitig errungene Klassenerhalt des VfL Bochum.

Es ist nicht wichtig, dass der Coach bei Joko, Kloppo & Klaas mitmachen könnte

Es ist unbedingt zu begrüßen, dass der DFB seine Trainer zu Universalgelehrten entwickeln will, die sich auch in Sportpsychologie, Sportmedizin und Regelkunde auskennen und ihre virtuellen Module bedienen können. Das Beispiel der Trainer Baumgart, Streich und Reis zeigt allerdings, dass ein wichtiges Fach im Lehrplan fehlt, aus guten Gründen. Natürliche Autorität kann man nicht lehren und nicht lernen, ebenso wenig Charisma oder Originalität.

Nein, es ist nicht wichtig, dass ein Trainer Superwitze macht oder Teil einer noch zu erfindenden TV-Show Joko, Kloppo & Klaas sein könnte. Natürlich kann sich Persönlichkeit auch einfach in klarer Menschenführung äußern (das Modell Hitzfeld/Heynckes/Flick), dennoch darf Jürgen Klopp auch in dieser Hinsicht als role model gelten - für Coaches, die Spielerkabinen schon aufgrund ihrer Präsenz im Griff haben und mit der Ausstrahlung eines leidenschaftlichen Vertrauenslehrers noch besser an die Klasse rankommen als ein Kollege, der's einfach nur gut erklärt.

Profitrainer zu sein, ist heutzutage ein komplexer Job, man muss die Taktik kontrollieren, den Gegner, den Spielverlauf, die eigenen Spieler, die eigenen Vorgesetzten, die Medien. Dieses Wochenende zeigt, dass es bei alldem durchaus hilft, ein sog. Typ zu sein - unabhängig von der ewigen Debatte, ob man als Laptop-Trainer, Ex-Profi oder einfach nur aus Hennef in die Branche gekommen ist.

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