Tour de France:Gelb für den Enkel von Poulidor

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Ein Niederländer im Gelben Trikot: Mathieu van der Poel, Enkel des früheren französischen Rundfahrers Raymond Poulidor. (Foto: Stephane Mahe/dpa)

Mathieu van der Poel gewinnt die zweite Tour-Etappe - und erobert dank eines verwegenen Plans das Gelbe Trikot. Als Verlierer des ersten Wochenendes gilt das Team Ineos.

Von Johannes Aumüller, Mûr-de-Bretagne/Frankfurt

Im ersten Moment konnte es so wirken, als habe Mathieu van der Poel seine Kräfte falsch eingeschätzt. Mitten in der gefürchteten Mûr-de-Bretagne trat er an und zog mit aller Macht dem Peloton davon - dabei war es noch gar nicht der finale Anstieg zum Ziel, sondern die erste von zwei Auffahrten des Tages, und kurz danach war der 26-Jährige auch schon wieder eingeholt. Aber natürlich war das kein Irrtum des Niederländers, es war bloß Teil eines verwegenen und beeindruckenden Planes.

Denn bei dieser ersten Überfahrt schnappte sich van der Poel jene acht Bonussekunden, die er brauchte, um ein paar Kilometer und Minuten später seine Mission zu vollenden. Da zog er beim zweiten Erklimmen der Mûr einfach noch einmal allen davon und gewann souverän die Etappe; und dank seines Vorsprunges und erneuter Bonussekunden holte er sich auch noch das Gelbe Trikot. "Ich habe ein bisschen gepokert. Schon bei meinem ersten Antritt habe ich alles gegeben", sagte van der Poel später: "Ich wusste, das ist meine letzte Chance auf Gelb."

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Schon zum Auftakt der Rundfahrt am Samstag hatte der Niederländer als großer Favorit auf das Leadertrikot gegolten. Aber das war irgendwie nicht sein Tag gewesen, dafür war am steilen Schlussanstieg in Landerneau der Franzose Julian Alaphilippe zur Stelle. Einen Tag später gelang van der Poel der Gegenschlag, und als er über die Ziellinie fuhr, da widmete er den Sieg natürlich seinem Großvater Raymond Poulidor. Der 2019 verstorbene frühere französische Rundfahrer genießt bei der Tour den Status einer Legende, weil er sie dreimal als Zweiter beendete, aber nie gewann. Die Erfolge werden seinem Enkel zwar auch nicht gelingen, zumindest nicht in diesem Jahr, aber er könnte das Gelbe Trikot nun ein paar Tage tragen.

Thomas liegt knapp 30 Sekunden hinter dem Führungsduo Pogacar/Roglic

Es waren zwei ungemein hügelige und giftige Etappen, die die Tour-Macher an den Beginn dieser Rundfahrt gelegt hatten. Das führte unter anderem dazu, dass die Anwärter aufs Gesamtklassement schon weit vorne mitmischten, wenn es in die schweren Finals ging. Die erste Zwischenbilanz: Der Vorjahressieger Tadej Pogacar (Team UAE/Gesamt-Dritter/0:13 Minuten zurück) und der Vorjahreszweite Primoz Roglic (Jumbo/4./0:14) bestätigten ihren Favoritenstatus, das Team Ineos gilt als erster Verlierer.

In einer etwas ungewöhnlichen Strategie hatten die Briten gleich vier Fahrer ins Rennen geschickt, die podiumstauglich erscheinen. Aber am Samstag gehörten Richie Porte und insbesondere Tao Geoghegan Hart zu den Fahrern, die infolge der Stürze viel Zeit einbüßten. Und am Sonntag verlor im Finale der Tour-Sieger von 2018, Geraint Thomas, den Anschluss an die Konkurrenz - obwohl sich das Ineos-Team auf den Schlusskilometern für die Tempoarbeit zuständig gezeichnet hatte. Knapp 30 Sekunden liegt Thomas jetzt hinter dem slowenischen Duo Pogacar/Roglic, nicht viel, aber es ist davon auszugehen, dass die Tour 2021 wieder eine Veranstaltung wird, in der es um minimale Abstände geht.

Am Montag steht nach den zwei schweren Auftakttagen die erste echte Flachetappe an und dürfte es nach 182,7 Kilometern in Pontivy zu einem Massensprint kommen. Der große Favorit ist der Australier Caleb Ewan.

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