Karriere von Tom Brady:Das Comeback Kid zieht weiter

Nach 20 Jahren verlässt Quarterback Tom Brady die New England Patriots - wohl Richtung Florida. Hinter ihm liegen viele Endspiele und eine erfolgreiche Spieler-Trainer-Symbiose. Ein Rückblick.

Von Tim Brack

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(Foto: REUTERS)

Es gibt eine Geschichte, die Robert Kraft, Besitzer der New England Patriots, immer wieder erzählt hat. Sie handelt vom ersten Treffen mit Tom Brady. Kraft war damals auf dem Weg zu seinem Auto, als ihn der junge Quarterback auf dem Parkplatz des Patriots-Stadions ansprach. Brady war gerade ein paar Wochen bei der Franchise, nachdem diese ihn bei der Talentbörse ausgesucht hatte. Mit einigen Pizzakartons im Arm stellte sich Brady dem Chef der Patriots vor. Dieser antwortete: "Ich weiß, wer du bist. Du bist unsere Wahl aus der sechsten Runde aus Michigan." Brady soll daraufhin gesagt haben: "Ich bin die beste Entscheidung, die diese Organisation je getroffen hat."

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20 Jahre ist diese Episode her, nun verlässt Tom Brady New England, der Quarterback hat seinen Abschied mit emotionalen Worten in den sozialen Medien verkündet. Wer eine Bilanz nach dieser Zeit zieht, der muss dem jungen, selbstbewussten Quarterback von jenem Abend auf dem Parkplatz recht geben. Brady ist das Beste, was dieser Franchise passieren konnte. Er führte die Patriots neun Mal in den Super Bowl, sechs Mal holte sein Team den Titel. Doch dass der Quarterback so ein prägender Spieler werden würde, war nicht von Beginn an abzusehen.

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Denn Brady war keiner dieser Wunder-Athleten, die heute auf der Wunschliste vieler Teams stehen. Nicht besonders schnell, nicht besonders stark, Brady war im körperlichen Vergleich mit den anderen NFL-Aspiranten durchschnittlich. Die Patriots wählten ihn erst an Stelle 199 aus, sechs Quarterbacks fanden in dieser Talentbörse noch vor ihm einen Platz in der NFL. In New England war Brady zunächst als vierter Quarterback eingeplant. Aber er kannte es, sich aus der hinteren Reihe vorkämpfen zu müssen.

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Brady wuchs in Kalifornien auf und spielte während der High School auch Baseball. Er entschied sich aber für eine Football-Karriere und verließ seine Heimat 1995, um an der University of Michigan zu studieren. In der College-Mannschaft war der Quarterback-Platz in den ersten zwei Jahren besetzt. Brady machten seine Startschwierigkeiten zu schaffen, weswegen er einen Sportpsychologen aufsuchte und immer wieder Gespräche mit Greg Harden führte, der mitverantwortlich für den Athletikbereich war. Brady erkämpfte sich 1998 einen Stammplatz, den er aber auch in seinem letzten Jahr schwer verteidigen musste. Weil er in engen Spielen oft seine Nervenstärke bewies und seine Mannschaft trotz Rückstand noch zum Sieg führte, bekam er den Spitznamen "Comeback Kid". Diese Fähigkeit prägten auch seine NFL-Karriere immer wieder.

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Bei den Patriots angekommen, musste sich Brady erst einmal wieder hinten einreihen. Was aber nicht ungewöhnlich ist für einen Neuling in der Liga. In seiner ersten Saison kam der Quarterback einmal zum Einsatz, warf dreimal den Ball und brachte einen Pass an den Mitspieler. Schon in seinem zweiten Jahr mit den Profis ernannte ihn Trainer Bill Belichick zur Stammkraft, weil Drew Bledsoe sich verletzt hatte.

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Brady ergriff die Chance und führte die Patriots in den ersten Super Bowl seit 15 Jahren, den die Franchise auch erstmals gewinnen konnte. Auf den großen Wurf folgte in der nächsten Saison die Enttäuschung. Brady verpasste mit seinem Team die Playoffs, doch in den folgenden beiden Spielzeiten brach er mit seiner Mannschaft mehrere Rekorde und gewann den Super Bowl zweimal. Es war eine außergewöhnliche Symbiose, die sich zwischen Franchise, Trainer und Quarterback entwickelte.

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Obwohl Brady weiter mit den Patriots gewann und auch seine individuellen Statstiken immer besser wurden, musste er bis zu seiner nächsten Chance auf den Titel drei Jahre warten, weil es in manchen Playoffspielen doch nicht mit dem Gewinnen klappte. Doch in der Spielzeit 2007, Brady hatte eine überragende Saison gespielt, und auch 2011 schaffte er es wieder in den Super Bowl, konnte die Trophäe am Ende nicht in den Himmel stemmen. Beide Spiele gingen verloren.

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Die Patriots zerbrachen aber nicht an den Rückschlägen. Der Super Bowl der Saison 2014 ging wieder nach New England durch einen Sieg über die Seattle Seahawks. Zwei Jahre später standen die Patriots erneut im Spiel um die wichtigste Trophäe im Football. Gegen die Atlanta Falcons entwickelte sich eines der rasantesten Endspiele der NFL-Geschichte. Brady wurde seinem Ruf als "Comeback Kid" gerecht und dirigierte seine Mannschaft nach einem 3:28-Rückstand im dritten Viertel noch zum Sieg. Es war die Krönung einer Saison, bei der Brady zu Beginn nur Zuschauer war.

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Die ersten vier Spiele verpasste der Quarterback, weil er gesperrt war. Die Liga hatte ihn für seine Verwicklung in Deflategate bestraft. Bei dem Skandal ging es um den Luftdruck der Footbälle. Brady soll im Halbfinale 2014 gegen die Indianapolis Colts angewiesen haben, Luft aus den Bällen zu lassen, um sich einen Vorteil zu erschleichen. Der Quarterback bestritt die Vorwürfe, doch die NFL verurteilte ihn, weil es - wie die Liga schrieb - unwahrscheinlich sei, dass die Manipulation ohne Bradys Wissen geschehen sei. Weil der Spielmacher sich in mehreren Instanzen wehrte, trat die Strafe erst zur Saison 2016 in Kraft. Es war ein Schuldspruch, der vor allem die Kritiker von Brady und den Patriots in ihrer Meinung bestätigte, dass die Franchise für den Erfolg mindestens in Grauzonen operiert.

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Dass Brady und die Patriots polarisieren, liegt nicht nur an Vorfällen wie Deflategate. Auch der ständige Erfolg in einer Liga, die nicht auf Dauersieger ausgelegt ist, trägt dazu bei. Brady gewann seinen letzten Super Bowl mit den Patriots in der Saison 2018. Es war sein sechster Titel, kein Spieler war je erfolgreicher. Für die Patriots endet mit Bradys Abschied eine Ära. Die Franchise muss sich nun neu orientieren, hat mit Trainer Bill Belichick aber noch immer einen Teil des kongenialen Duos der vergangenen 20 Jahre.

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Auch für Brady beginnt eine neue Geschichte. Auf dem Parkplatz wird der 42-Jährige bei seinem neuen Team, den Tampa Bay Buccaneers, niemanden abfangen müssen, um sich vorzustellen. Auch mit Pizzakartons wird man ihn nicht entdecken, der Quarterback hält schon lange eine sehr strenge Diät. Wie er sich in seinem neuen Umfeld nach 20 Jahren bei den Patriots zurecht findet, wird spannend. Und auch, ob er bei dem mittelmäßigen Team weiter Erfolge feiern kann wie bisher.

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