Tennis:"Das war einfach geil"

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"Ich habe in diesem Jahr einige gute Matches gespielt, aber das war heute echt fast fehlerlos": Jan-Lennard Struff nach seinem Sieg im Halbfinale. (Foto: Sebastian Widmann/Getty Images for BMW)

Ein Stimmungsabfall nach dem Turnier-Aus von Alexander Zverev? Von wegen. Jan-Lennard Struff stürmt ins Finale der BMW Open in München. Beim Kampf um seinen ersten ATP-Titel trifft er nun auf den Amerikaner Taylor Fritz.

Von Gerald Kleffmann

Die Musik ertönte, über die Boxen dröhnte laut die Zeile "Put your hands up in the air", und tatsächlich taten dies einige der Zuschauer, aber nicht alle. Die meisten anderen waren ja immer noch mit Klatschen beschäftigt. Ralf Exel, als Stadionsprecher eine Art David Letterman des Center Courts, versuchte jetzt das Publikum zu einem kleinen Gruß an den Sieger der gerade beendeten Partie zu animieren. "Das war ...." - "spitze", das sollten alle rufen, wie einst der unvergessene Hans Rosenthal bei Dalli Dalli. Nicht alle erinnerten sich aber sofort oder kannten die Anspielung auf den berühmten TV-Mann wegen ihres jungen Alters nicht, sodass Exel noch mal ansetzte: "Das war ...", rief er am Mikrofon aus, nun schallte es ergänzend zurück: "Spitze!"

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Kurz darauf schritt der Gewinner zu Exel hinüber, abermals applaudierten die Menschen, sie standen längst. Jan-Lennard Struff schaute ungläubig auf die Tribünen hoch. Er hob beide Hände. Es wirkte fast, als wollte er sich entschuldigen für seine Leistung. Darf man zu perfekt Tennis spielen? Ist das erlaubt? Man darf. Und so genoss er lächelnd den Moment. Sogar die Sonne schien herab und machte den Augenblick, nach einer Woche voller Wetterkapriolen, noch spezieller.

Struff gilt als zweitbester deutscher Tennisprofi. Diesmal aber trat er aus der zweiten Reihe heraus

Struff, 33, aus Warstein, ist der zweitbeste deutsche Tennisprofi und wird oft eher im Schatten von Alexander Zverev wahrgenommen. Aber bei diesen BMW Open in München, dem ATP-Turnier der 250er-Kategorie, tritt er gerade aus dieser zweiten Reihe heraus. Auf beeindruckende Weise stürmte der Davis-Cup-Spieler ins Endspiel.

Am Samstagnachmittag fertigte er den Dänen Holger Rune, den Sieger der vergangenen zwei Jahre, in 45 Minuten mit 6:2, 6:0 ab. Zum zweiten Mal nach 2021 steht Struff damit im Finale in München. Vor drei Jahren verlor er beim Duell um den Titelgewinn gegen den Georgier Nikolos Bassilaschwili. Im Finale trifft er nun auf den Amerikaner Taylor Fritz, der sich überzeugend gegen den Chilenen Cristian Garín 6:3, 6:4 durchgesetzt hatte. Nach dem Halbfinale marschierte Struff, der Marathonmann, sofort wieder auf den Platz, sein Halbfinale im Doppel mit Partner Andreas Mies stand noch an.

Zverev kam nicht mit dem Regen zurecht, er war der Einzige, der klagte

Zverev, der an diesem Samstag 27 Jahre alt wurde, war am Freitag an Garín gescheitert und hatte maßgeblich das Wetter für seine Niederlage verantwortlich gemacht. Tatsächlich hatte es auch in seiner Partie durchgängig genieselt, nur musste ja auch sein Gegner, der 2019 in München triumphiert hatte, mit den Bedingungen klarkommen. Zverev war der einzige aller Profis, der derart klagte, Struff zeigte ihm diesmal, wie man das "härteste Sandplatz-Turnier der Welt", wie die Veranstalter mit einem Schuss Ironie ihre Veranstaltung nennen, angehen sollte: nie Ausreden suchen, immer Lust auf Kampf haben, sich selbst anfeuern, die Zuschauer auf die eigene Seite ziehen.

Noch am Samstagvormittag hatte Struff sein am Abend zuvor wegen Dunkelheit abgebrochenes Viertelfinale gegen den Kanadier Felix Auger-Aliassime zu Ende gespielt; die 7:5, 3:1-Führung vom Freitag verteidigte er souverän, er gewann dieses Match 7:5, 6:4. "Ich habe in diesem Jahr einige gute Matches gespielt, aber das war heute echt fast fehlerlos. Ich bin sehr froh", sagte Struff nach dem Finaleinzug und resümierte pointiert: "Das war einfach geil." Die Zuschauer johlten. "Es ist so schön, in Deutschland im Finale zu stehen", fuhr Struff fort. "Ich werde morgen versuchen, den ganzen Weg zu gehen - und versuchen, den Titel zu holen. Wir werden sehen." Es wäre, kaum zu glauben, sein erster ATP-Titel im Einzel. Fritz gewann seinerseits noch keinen Titel auf Sand. Einer von beiden wird also eine Premiere am Sonntag erleben.

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