Tennis:Serena Williams verpasst den Grand Slam

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New York (dpa) - Mit tief gesenktem Haupt schlich Serena Williams in die Katakomben und hätte am liebsten gar nichts mehr gesagt. Nach dem Sensations-Aus im US-Open-Halbfinale bleibt der erste Grand Slam seit der Steffi-Graf-Ära für sie womöglich für immer ein unerreichbares Kunststück.

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New York (dpa) - Mit tief gesenktem Haupt schlich Serena Williams in die Katakomben und hätte am liebsten gar nichts mehr gesagt. Nach dem Sensations-Aus im US-Open-Halbfinale bleibt der erste Grand Slam seit der Steffi-Graf-Ära für sie womöglich für immer ein unerreichbares Kunststück.

„Ich werde nicht darüber sprechen, wie enttäuschend das ist“, sagte die Tennis-Weltranglisten-Erste nach dem 6:2, 4:6, 4:6 gegen Roberta Vinci. Kurz angebunden fügte sie noch hinzu: „Ich habe gesagt, dass ich nie Druck gespürt habe, hier zu gewinnen.“

Vinci trifft in New York in einem nie für möglich gehaltenen italienischen Endspiel an diesem Samstag auf Flavia Pennetta und fand nach ihrem Coup zunächst keine Worte. „Ich habe Serena geschlagen - sorry, Leute. In meinem Kopf gehen gerade so viele Sachen vor sich. Das ist der beste Moment in meinem Leben“, sagte Vinci - und wurde von den amerikanischen Fans gefeiert. Pennetta erreichte durch das unerwartet klare 6:1, 6:3 über die Rumänin Simona Halep zuvor ihr erstes Grand-Slam-Finale.

Dagegen strauchelte die entthronte Titelverteidigerin Serena Williams beim vorletzten Schritt auf dem Weg, als erste Spielerin seit Graf 1988 die vier wichtigsten Turniere in einem Kalenderjahr zu gewinnen. Damit bleibt es für die Nummer eins bei zwei sogenannten Serena-Slams: Zuletzt hatte sie mit dem Triumph in Wimbledon jahresübergreifend erneut die größten Events nacheinander für sich entschieden. Auch Grafs Rekord von 22 Grand-Slam-Titeln während der Profi-Ära kann sie erst in der kommenden Saison wieder angreifen.

Der fünfte Erfolg im fünften Duell mit Vinci schien für Serena Williams zunächst nicht gefährdet, dann gab es doch ein äußerst spannendes Match. Die 32 Jahre alte Außenseiterin, in der Weltrangliste nur die Nummer 43, war keineswegs gewillt, sich mit einer weiteren Niederlage abzufinden, obwohl sie den Coup nach eigenen Worten nicht für möglich hielt. „Sie hat gespielt, als hätte sie den Verstand verloren“, befand Verliererin Williams.

Die Doppel-Spezialistin, die dort schon die Titel bei allen Grand-Slam-Turnieren holte, glänzte mit ihrem guten Aufschlag, der unterschnittenen Rückhand und Netzangriffen. Vor allem dank ihres taktischen Geschicks und Fehlern von Williams holte sich Vinci erstmals einen Satz gegen die sich ständig selbst anfeuernde Favoritin, die ihren Ärger nach dem Ausgleich am Schläger ausließ.

Auch die 2:0-Führung im dritten Satz gab im gut gefüllten Arthur-Ashe-Stadium nicht mehr anfängliche Sicherheit zurück. Immer wieder schrie die Lokalmatadorin nach gelungenen Punkten aus vollem Hals „Come on“. Das beeindruckte die über sich hinauswachsende Vinci auf dem Platz keineswegs - sie forderte die Fans nach einem spektakulären Ballwechsel sogar cool dazu auf, auch sie anzufeuern. Weniger später führte sie nach einem weiteren Break und Fehlern von Williams 5:3, die verbissen um jeden Punkt kämpfte und noch einmal verkürzte. Mit einem gefühlvollen Halb-Volley machte Vinci kurz darauf den verdienten Erfolg nach zwei Stunden perfekt.

Das erste der beiden Halbfinals, die wegen Regens von Donnerstagabend auf Freitagvormittag verlegt worden waren, verlief überraschend einseitig - allerdings zugunsten der Weltranglisten-26. Pennetta. Halep, die French-Open-Finalistin des Vorjahres, spielte eine 3:1-Führung heraus, doch Pennetta konterte, nach einer knappen Stunde nutzte die 33-Jährige ihren zweiten Matchball.

„Es ist großartig. Vor 20 Tagen hat mich mein Physiotherapeut gefragt, ob ich nicht glaube, jemals einen Grand Slam zu gewinnen oder ins Finale zu kommen. Ich habe nein gesagt“, erzählte Pennetta. „Die guten Sachen passieren meistens, wenn man sie nicht erwartet.“

Anna-Lena Grönefeld verpasste derweil mit ihrer US-Partnerin Coco Vandeweghe ihr erstes Endspiel im Damen-Doppel bei den US Open. Das Duo verlor 7:6 (7:3), 5:7, 5:7 gegen Casey Dellacqua aus Australien und die Kasachin Jarolawa Schwedowa.

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