Roger Federer im Tennis:Er ist es. Er ist zurück

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Tatsächlich doch mal aus den Top Ten gefallen: Roger Federer, 20-maliger Grand-Slam-Champion - und Langzeitverletzter. (Foto: Rodger Bosch/AFP)

Nach zwei Knieoperationen und 13 Monaten Pause spielt Roger Federer wieder Tennis auf der Tour. Seine Erwartungen beim Turnier in Doha sind niedrig, doch um Siege geht es dem Schweizer erst einmal nicht.

Von Gerald Kleffmann

Um kurz nach 15 Uhr Ortszeit in Doha taucht Roger Federer dann tatsächlich auf, noch mit einer Mund-Nasen-Maske, aber als er sie abnimmt, ist endgültig klar: Er ist es. Er ist zurück. Wenn auch an diesem Sonntagnachmittag erst einmal virtuell in seiner ersten Pressekonferenz seit mehr als einem Jahr. Eine halbe Stunde wird Federer zu den Fragen Stellung nehmen, die von rund 100 Journalistinnen und Journalisten aus aller Welt an den nun 39-Jährigen gerichtet werden, aber schnell wird klar: Federer, die Überfigur des Tennissports, kann gar nicht so viele Antworten geben.

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Schlicht, weil er sich genau genommen ja selbst jetzt auf die Suche nach eben diesen macht: Hält sein Knie? Wie gut ist seine Form? Kann er auch drei Matches hintereinander bestreiten? "Ich muss nun selbst die Antworten finden", sagt Federer mit positiver, starker Stimme. "Ich bin selbst neugierig, das alles herauszufinden."

Am 30. Januar 2020 hatte Federer, der 20-malige Grand-Slam-Champion, sein letztes Match bestritten, zwei Knieoperationen und rund 13 Monate später wagt sich der Schweizer, den viele für den größten Spieler seines Sports halten, wieder unter Wettkampfbedingungen auf den Platz. Beim ATP-Turnier in Doha, einem Wettkampf der 250er Kategorie wie die Veranstaltung in München, trifft er nach einem Freilos in der zweiten Runde auf den Sieger der Partie Jeremy Chardy (Frankreich) - Dan Evans (Großbritannien).

"Meine Erwartungen sind niedrig", betont Federer aber, für den es nun zunächst darum geht, Anschluss zu finden. "Ich bin glücklich, dass ich wieder auf der Tour bin", sagt er und skizziert, wie er sich formmäßig zu entwickeln erhofft: "Ich wäre gerne bis Wimbledon bei hundert Prozent, dann beginnt die Saison für mich." Manchmal sind solche Sätze von Topsportlern auch taktisch bedingt, um vorschneller Kritik entgegenzuwirken. In Federers Fall sind seine Zweifel nachvollziehbar.

In seiner Abwesenheit ist der Tennissport ja nicht stehengeblieben. Federer, der sich sehr in seiner Heimat zurückgezogen und um seine vier Kinder gekümmert hat, hatte in all diesen Monaten aufmerksam verfolgt, was die Kollegen ohne ihn so anstellen. Und er war doch beeindruckt davon, "wie hoch das Niveau auch ohne Fans" war; er meinte die spielerische Qualität. Besonders freute er sich für den Österreicher Dominic Thiem, der im Spätsommer bei den US Open als erster Vertreter der jüngeren Generation einen Grand-Slam-Titel erringen konnte.

Aber auch dass seine zwei ewigen Rivalen reüssierten, bewertete Federer ausdrücklich positiv. "Was Novak und Rafa leisteten, ist großartig", sagte er. Ein Lob, das gar nicht so selbstverständlich ist, schließlich balgen sich die sogenannten Big 3 um die Rekordmarke hinsichtlich gewonnener Grand Slams. Der Spanier Rafael Nadal, 34, erreichte dank seines 13. French-Open-Triumphs nun auch den 20. Titel.

Der Serbe Novak Djokovic, 33, rückte jüngst mit seinem neunten Australian-Open-Pokal aber auch auf und ist nun bei 18 Siegen dieser höchsten Turnierkategorie angelangt. "Natürlich willst du Rekorde halten", erklärte Federer, "aber Rekorde sind auch dazu da, gebrochen zu werden." Sein Motto ist ohnehin nur - und er war sich sicher, dass Djokovic und Nadal genauso denken: "Du willst das Spiel verlassen, ohne etwas bedauert zu haben."

Federer räumte ein, dass er nach dem ersten Eingriff am rechten Knie nicht mit weiteren Komplikationen gerechnet hatte. Als es wieder anschwoll, musste er jedoch nochmals unters Messer. "Ein Rücktritt war nie auf dem Tisch", versichert er aber und ergänzte: "Ich mag Herausforderungen." Denn eines stehe für ihn fest: "Ich fühle noch nicht, dass die Geschichte schon vorbei ist." Davon können sich in Doha tatsächlich auch Zuschauer überzeugen, bis zu 2000 sollen dort ins Stadion im Khalifa International Tennis and Squash Complex dürfen. "Alles ist besser als null", sagte Federer auch, aber sicher wäre er notfalls auch vor leerer Kulisse angetreten. Für ihn geht ja es nun nur um eines: "Ich bin froh, dass ich wieder spielen kann."

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