Tennis:Federer und Nadal: Aus dem Krankenstand ins Finale

Melbourne (dpa) - Es ist das Finale, das jeder noch einmal sehen will - Roger Federer und Rafael Nadal eingeschlossen. Keiner von beiden rechnete damit, als der Schweizer im vorigen Jahr als Gast zur Einweihung der Tennis-Akademie seines langjährigen Rivalen in Mallorca zu Gast war.

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Melbourne (dpa) - Es ist das Finale, das jeder noch einmal sehen will - Roger Federer und Rafael Nadal eingeschlossen. Keiner von beiden rechnete damit, als der Schweizer im vorigen Jahr als Gast zur Einweihung der Tennis-Akademie seines langjährigen Rivalen in Mallorca zu Gast war.

Ein kleines Show-Match sollten sie spielen, aber beide konnten nur ein paar Bälle mit dem Nachwuchs schlagen. Sehnsüchtig gestand Federer seinem Rivalen ein, wie gern er noch einmal in einem richtig großen Match gegen ihn antreten würde - an diesem Sonntag (09.30 Uhr) ist es in Melbourne so weit, im mit Spannung erwarteten Endspiel der Australian Open.

"Niemand von uns beiden hat sicher in diesem Moment daran gedacht, dass wir noch einmal in einem Endspiel sein würden, besonders nicht im ersten des Jahres. Es ist passiert", sagte Nadal ein wenig verwundert nach seinem schwer erarbeiteten Halfinal-Erfolg über den Bulgaren Grigor Dimitrow.

Federer hatte die Episode aus der Jugendakademie nach seinem nicht minder mühsamen Halbfinal-Sieg über seinen Schweizer Landsmann Stan Wawrinka ausgeplaudert und vom "epischen Duell mit Rafa" gesprochen, als dessen größten Fan er sich selbst bezeichnete. "Es ist großartig, dass wir die Chance haben, so einen Moment zu genießen. Ich bin einfach glücklich für mich selbst und für ihn", sagte Nadal.

Und fast alle Tennis-Fans, nicht nur in Melbourne, sind es vermutlich auch. Wawrinka hatte vor seinem Halbfinale geflunkert, es werde ihn wohl kaum jemand von den 15 000 Zuschauern in der Rod-Laver-Arena anfeuern. Auch Nadal hatte das Publikum während des gesamten Turniers hinter sich. "Das ist unvergesslich. Diese große Unterstützung bedeutet mir alles. Sie bringt mich echt auf ein anderes Energie-Level", sagte der 30-Jährige.

Geweint hatte Nadal nach eigenen Worten, als er sich wegen einer Handgelenksverletzung im vorigen Frühjahr bei den French Open frühzeitig zum Ausstieg aus seinem Lieblingsturnier gezwungen sah. Er quälte sich durch die Olympischen Spiele, weil er in Rio unbedingt dabei sein wollte, und belohnte sich nach Einzel-Gold 2008 mit dem Olympiasieg im Doppel. Federer hatte da schon seine Saison beendet, die in Australien unglücklich begonnen hatte. Nach dem Halbfinal-Aus gegen Novak Djokovic erlitt er tags darauf beim Baden seiner Töchter einen Meniskusriss im linken Knie und kam nach der Operation zu früh wieder zurück. Nach Wimbledon ging es nicht mehr weiter.

Das eigene Auftreten in Melbourne sowie das frühe Aus des Titelverteidigers Novak Djokovic und des Weltranglisten-Ersten Andy Murray dürften bei Federer und Nadal ungeahnte Kräfte freigesetzt haben. Dazu unterstützte das Publikum die immer bescheiden auftretenden einstigen Tennis-Herrscher, deren unterschiedliche Spielweisen für so viele unvergessene Duelle gesorgt haben.

Auch am Sonntag steht noch einmal eine Menge auf dem Spiel. Grand-Slam-Rekordsieger Federer kann mit 35 Jahren seinen 18. Titel und den fünften in Australien holen. Nadal wäre mit dem 15. Titel in der Rangliste die alleinige Nummer zwei vor Pete Sampras und der erst der dritte Spieler nach den Australiern Roy Emerson und Rod Laver, der alle vier Grand-Slam-Turniere mindestens zweimal gewonnen hat.

Die Chancen sind gut, der Linkshänder führt im direkten Vergleich 23:11 und gewann sechs von acht Grand-Slam-Finals gegen Federer, darunter das Endspiel 2009 in Melbourne. Zuletzt spielten beide 2011 bei den French Open auf Sand um einen der vier großen Titel, wie immer dort gewann Nadal. "Jetzt ist eine andere Zeit", sagte Federer. Auf dem Hartplatz der Rod-Laver-Arena könne er anders spielen als auf dem Court Philippe Chatrier in Paris. Bei allem Verständnis für die allgemeine Vorfreude auf das unverhoffte Traumfinale betonte er: "Alles, was mich interessiert, ist, dass ich am Sonntag gewinnen kann." Große Champions geben nie auf und sind immer noch hungrig.

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