Supercup:Wurzelbehandlung für Frankfurt

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Ein Fußballabend zum Vergessen, zum Beispiel für Frankfurts David Abraham (rechts). (Foto: REUTERS)
  • Eine Partie wie eine Wurzelbehandlung: Eintracht Frankfurt verliert das Spiel um den Supercup 0:5 gegen den FC Bayern.
  • Der Einstand des neuen Trainers Adi Hütter geht damit gründlich daneben. Er kündigt "klare Worte" an.

Von Matthias Schmid, Frankfurt

Die Uhr ging auf Mitternacht zu, als Niko Kovac, seine Hände lässig in den Hosentaschen versteckt, noch immer im Souterrain der Frankfurter Arena stand und mit ein paar Mitarbeitern der Eintracht plauderte. Der neue Cheftrainer des FC Bayern hatte zuvor in der Pressekonferenz gesagt, dass die gemeinsamen Erlebnisse in den vergangenen Jahren und speziell beim Pokalfinale in Berlin "immer in meinem Herzen bleiben werden". Damals, als Kovac noch die Eintracht coachte und im Pokalfinale den großen FC Bayern bezwingen konnte, obwohl sein Wechsel nach München längst feststand.

Adi Hütter, der aktuelle Frankfurt-Trainer, lauschte den Worten seines Vorgängers andächtig, die meisten Fragen gingen an Kovac. Hütter war es in diesem Moment wohl ganz recht, dass er nicht im Vordergrund stand, denn sein Einstand am Sonntag beim Supercup war gründlich daneben gegangen.

Der Auftritt war gehemmt und spielerisch limitiert

Mit 0:5 endete sein erstes Pflichtspiel ziemlich ernüchternd. Der Österreicher wollte das Resultat aber nicht beschönigen. "Wir haben nur in den ersten 20 Minuten Paroli geboten", resümierte der 48-Jährige. Nur da gelang es den Frankfurtern ansatzweise, den offensiv geprägten Fußball zu verwirklichen, den sich Hütter vorstellt und mit dem er zuletzt in Bern die Schweizer Meisterschaft gewinnen konnte. Hütter lehrt einen vielseitigen Spielansatz, mit Ballbesitz und schnellen Vorstößen in die gegnerische Hälfte. Das klappte an diesem Abend nur nicht. "Nach dem 0:2 hatten die Münchner uns den Zahn gezogen", bemerkte Hütter.

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Und wie schmerzhaft die Wurzelbehandlung ausfiel, konnte man auch an der Lautstärke im Stadion erkennen. Hier spielte der Pokalsieger gegen den Meister, doch plötzlich war es so still in der Arena, als hätte ein Begräbnis begonnen. Hütter vermisste vor allem die Courage bei seinen Spielern und stellte enttäuscht und irritiert zugleich fest, dass es kein Freundschaftspiel war, sondern eine Partie "mit 50 000 Zuschauern, in der es auch um einen Titel ging". Der gehemmt und spielerisch limitierte Auftritt der Frankfurter war in der Tat keine Werbung für den deutschen Fußball. Die Überlegenheit des FC Bayern, der ohne Zugang in der Startelf antrat, war fast schon grotesk, so dass Niko Kovac feststellen durfte, dass er "den Sieg auch in dieser Höhe okay" fand.

Hütter will die Mängel in den kommenden Tagen präzise ansprechen. "Es werden klare Worte fallen", kündigte der frühere österreichische Nationalspieler an. Näher eingehen wollte er darauf allerdings nicht, auch nicht auf den neuen dänischen Torhüter Frederik Rönnow, der bei zwei Gegentreffern keine allzu glückliche Figur abgab. Vielleicht war die Euphorie in Frankfurt vor der neuen Spielzeit und speziell nach der Vertragsverlängerung des Pokal-Helden Ante Rebic etwas zu überschwänglich gewesen - es gab nicht wenige Eintracht-Fans, die auf der Fahrt zum Spiel gegen den deutschen Rekordmeister nur über die Höhe des Sieges diskutiert hatten. "Vielleicht", sagte Hütter zum Schluss, "war das zum richtigen Zeitpunkt auch ein Schuss vor den Bug."

Niko Kovac muss sich darüber keine Gedanken machen, im Gegenteil. Er hat sich mit dem gelungenen Auftakt in München die nötige Ruhe verschafft. Er werde immer gerne nach Frankfurt zurückkommen, verabschiedete er sich höflich, "zu meinen Freunden".

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